Python Pistol - Einsteiger-Armbrust

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Meine erste "Waffe"

ist eine Armbrust aus der Billig-Klasse, möchte hier anhand von Bildern dieses Modell vorstellen und Hinweise geben, es mir nicht nachzutun. Mit Begründung.

Daten der ´Python Pistol´

  • ab 18 Jahren käuflich zu erwerben (siehe wiki)
  • Hersteller von mir nicht identifizierbar, danach von Herbertz evtl. importiert/vertrieben
  • Made in Taiwan
  • Marktpreis 95-130 €
  • Gewicht ~2 kg.
  • Länge 58 cm (gemessen)
  • Breite des Bogens 68,5 cm (eingehängte Sehne)
  • laut Angaben Zuggewicht von 150 lbs. (70 kg)
  • Körper aus Aluminium, Bogen aus Fiberglas
  • Schusssicherung vorhanden
  • inkl. 2 Pfeile aus Aluminium und Stahlspitzen
  • Ersatzsehne inkl. Kappen ca. 10-17 €, Ersatzbogen ca. 40-45 €, Ersatzpfeile in gleicher Qualität ca. 4-7 € für die Pflege: Sehnenwachs ab 4 €

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Gewichte im Detail:

(Frage, welche Teile für unterwegs verzichtbar wären)

  • Schaft 1420 gr.
  • Spannvorrichtung 175 gr. (unverzichtbar !)
  • Bogen 230 gr.
  • Sehne 8 gr.
  • Montage-Material 40 gr. (wird nur einmalig benötigt, unterwegs ggf. 1xInbus für Bogen)
  • Griff 75 gr. (demontiert, diese Gewichtseinsparung lohnt nicht)

Hintergrund und Warnhinweis vorab

Hintergrund meiner Zuwendung zur Armbrust ist ein frühes Interesse. Einfache Wurf-Maschinen für scharfkantige Bau-Klammern hatten wir Kinder uns bereits auf Holzpistolen selbst gebastelt, diese Geschosse wurden einfach mit einem Gummizug und Klemm-Abzug abgefeuert. Gefährlich war nicht die hohe Beschleunigung der Masse, sondern allein das unglückliche Auftreffen der scharfen Enden der Klammern, reines Zufallsprinzip, dennoch ein überaus leichtsinniges Spiel für Zehnjährige.

Der Grund für meine Wahl war (1) die Zugkraft deutlich über einer Pistolen-Armbrust (darauf wurde hier im Forum hingewiesen), somit ggf. für die Jagd oder anspruchsvolleres Schießen geeignet, (2) ein möglichst geringes Gewicht in Relation zum Preis und (3) die geringen Ausmaße einer Pistolen-Armbrust. O.k. Letzteres das war eine Fehleinschätzung, siehe Fazit.

Warnhinweise mögen in dieser Waffen-Rubrik unnötig sein, dennoch kann ich nur betonen, Warnungen vor dieser Waffengattung ernst zu nehmen. Der Thread "Wundballistik bei Pfeilverletzungen, nur für die Harten" offenbart die Gefährlichkeit bei Beschuss von fleischlichem Gewebe. Die ´Python Pistol´ verfügt über eine Schuss-Sicherung, trotzdem kann ich Anfängern (wie mir) nur raten, diese Armbrust=Schussmaschine aufgrund der enormen Kräfte sehr, sehr respektvoll zu bedienen, alle Sicherungsmaßnahmen im Schussfeld einzuhalten, sowie die Eigensicherung zu beachten.

Wer einmal selbst so einen Bogen gespannt hat, kann sich leicht vorstellen, was die Entspannung des Bogen bewirken kann. Abgerissene Finger bitte zum Annähen beim Arzt mitbringen und nicht hier im Thread posten.

Beschreibung und Besonderheiten

Vom Zuggewicht her eine "große" Armbrust, der Pistolengriff reduziert die Länge und das Gewicht. Vergleichsmodell wäre die ´Python´ (ohne Namenszusatz) (Foto bei Herbertz), diese ist 77 cm lang (+20 cm !) und ca. ein halbes Kilo schwerer, ansonsten identisch, d.h. Ersatzteile wie Sehne oder Bogen finden sich entsprechend für Python und Python Pistol.

Das Spannen der Sehne erfordert viel Kraft, die Hebel der Sicherheitsvorrichtung müssen richtig eingestellt sein, damit die Sehne eingehängt werden kann (nichts davon findet sich in der Beschreibung).

Die Plastikkappen, die vor Aufziehen der Sehne auf die Bogen-Enden gesteckt werden müssen, wirken sehr billig, sind aber unverzichtbar, weil die Aufnahme der Bogen-Enden unzureichend ist: Sehne direkt auf Bogen geht nicht. Dafür sind die Kappen einzeln nachzukaufen für 2-3 €, liegen bereits der Ersatz-Sehne bei. Ein extra Kantenschutz für den Bogen außen mag für draußen sinnvoll sein, besonders wenn man eine neue Sehne aufziehen möchte, dürfte einen festen Untergrund zu finden problematisch sein.

Verpackung, Aufbau und Ersteindruck

Die Verpackung besteht aus einen übergezogenem Karton, die Teile liegen eingeschweißt in Styropor, die Metallspitzen der beiliegenden Pfeile haben bereits leichten Roststaub hinterlassen. In der Verpackung keine Anleitung, die findet sich anhand weniger Bilder mit englischem Text auf der Kartonrückseite und reicht definitiv nicht für handwerklich Ungeschickte: man muss sich selbst orientieren, in welcher Reihenfolge was zusammenzubauen ist, welche Teile (Klebepads für Bogen z.B.) wohin gehören, wie man ohne abgesägte Baumstümpfe (es war eine Qual) geschickterweise die Sehne auf den Bogen aufzieht, in welcher Stellung der Sicherung die Sehne beim Spannen einrastet.

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Der Aufbau ist im Grund einfach, falls die Teile passen, dem war nicht so, ausgerechnet die Befestigung des Bogens musste ich nacharbeiten: in der Öffnung an der Armbrust-Spitze waren Reste von Aluminium innen wie außen, die sich auf lange Sicht in den Fiberglas-Bogen gearbeitet und ihn beschädigt hätten, wurden abgefeilt, geht wegen dem Aluminium-Material sehr leicht. Ärgerlich war die fehlerhafte Bohrung im Körper, wodurch die Schraube für den Bogen nicht in der Mitte des Metall-Plättchens auftraf, sondern 2 mm unterhalb, das Plättchen habe ich kurzerhand abgesägt, bei Festdrehen des Bogens wird das Plättchen deshalb leicht mitgedreht, steht etwas über, der Bogen wird jedoch sehr fest verschraubt. Keine Bedenken meinerseits.

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Der Körper der Armbrust ins insgesamt unschön verarbeitet, kleine Grate überall, Lack steht auf, für den Preis nachvollziehbar. Die optischen Mängel springen aber keineswegs ins Auge, man muss genauer hinsehen. Es gibt keine scharfen Kanten im normalen Gebrauch, jedoch überall an engen Stellen sieht man die minderwertige Verarbeitung. Die Hoffnung auf ein Qualitäts-Schnäppchen muss ich zerstreuen, siehe Griff oder die vielen entfernten Grate.

Eine dumme Sache ist der Spann-Bügel, man braucht ihn zwingend zum Spannen, doch er schlackert umher, und "fällt" auf das Unterteil kurz vor dem Griff, versaut eigentlich die angenehme Handhabung, weil man ständig auf das Festhalten diese losen Teils konzentriert sein muss. Andererseits kann man bei zurückgelegtem Spann-Bügel in diesen beim Schuss mit den Fingern "eingreifen" und so Zug nach hinten halten, was den Rückstoß besser kontrollieren lässt. Also doch nur etwas dumm.

Beim Greifen der Armbrust gibt es nichts zu mäkeln: der Schwerpunkt liegt im vorderen Bereich des Griffes, der Griff ist breit und wuchtig, trotz Riffelung an den Seiten leider rutschig, der Körper wirkt massiv mit angenehm samtiger Oberfläche. Wegen der geringen Länge aber größeren Breite hat die Python Pistol einen - ich sage mal - sportlichen Charakter, mir gefällt die Optik, auf Fotos mit gespannter Sehne (Herbertz) kommt die ´Pistol´ unausgewogen ´rüber, zuhause macht sie einen ausgesprochen kontrollierbaren Eindruck. Bis man schießt, hehe.

Schussversuche

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Mir fehlen Versuche auf weitem Feld, für kurze Distanzen unter 20 Metern halte ich die Schussgenauigkeit für gegeben, solang man viel übt und gute Augen hat. Auf Zielscheiben etwa lässt sich die Kimme gut nutzen, aber entweder machen meine Augen bei weiteren Entfernungen schlapp oder es braucht bereits eine integrierte Optik auf der Armbrust.

Was die Durchschlagskraft angeht, musste ich zwangsläufig überrascht sein. Ich setze die Ergebnisse in Beziehung zum Platzbedarf des Schussgerätes, d.h. der Effektivität der eingesetzten Materialien. Ein großer Bogen vermag die gleiche Durchschlagskraft haben, er muss jedoch bei engen Platzverhältnissen erstmal gespannt werden können und dann auf das (bewegliche) Ziel ausgerichtet werden können, eine Zeit- und Kraftfrage.

In diese Lücke stößt die Armbrust: für meine Begriffe schwer zu spannen, ohne Spannhilfe und bei mehreren Abschüssen nur für kräftige Burschen, dann ruht der Pfeil und das Anvisieren kann alle Zeit der Welt dauern, die Benutzung und Justage der Kimme kann in aller Seelenruhe vorgenommen werden und bleibt im Gedächtnis und für die Schusspraxis dauerhaft erhalten (klammern wir einen Compound-Bogen mit Zielvorrichtung einmal aus).

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Bei meinem Versuchsaufbau habe ich mir eine provisorischen Zielscheibe auf einer tragbaren Werkbank (Workmate) aufgebaut und verschiedene Materialien beschossen, Beispiele unten, objektive Daten kann ich nicht liefern, nur Eindrücke, erstaunlich die Festigkeit etwa von Parkett-Brettern, ein schmales Stück Fichtenholz wird regelrecht gespalten (!), beim Parkett genügt offenbar die hohe Festigkeit der verschiedenen Materialien, um ein Durchschlagen zu verhindern, äh, nicht ganz - ich meine den Pfeil abzubremsen, ergo, der Pfeil steckte derart fest, dass das Entfernen des Pfeils nur mit Aufbrechen des Schussstelle möglich war.

Teppichboden und andere textilen Leichtmaterialen bieten keinen Widerstand, Versuche an Metall-Blechen reiche ich später nach, will die neuen Pfeile zunächst anderweitig austesten. Jedenfalls haben sich die Stahl-Spitzen an den günstigen Pfeilen bewährt, kaum Schrammen, so schnell wie befürchtet sind die Pfeile nicht zu zerstören.

Einschätzung zur praktischen Verwendung

Zwei Kilogramm Gewicht hören sich für den einen nach wenig, für den anderen nach viel an. Ich muss sagen, ich bin froh um das Gewicht, weil es mir die Sicherheit vermittelt, dass die Zugkräfte, die hier am Werke sind, aufgefangen werden. Der Körper der ´Python Pistol´ ist sehr verwindungssteif, hätte ich versucht mir selbst so einen Körper zu bauen, ich wüsste nicht wie, außer mit massivem Eisen oder Stahl, unter vielen Stunden des Sägens, Feilens, Schraubens etc. Dafür ist die ´Python Pistol´erstaunlich leicht. Wer mag, kann seine Selbstbau-Versuche z.B. unter Verwendung des einzeln erhältlichen Bogens versuchen, 40 € mögen teuer sein, dafür ist dieses Modell sehr leicht (230 gr.), der Sprung auf ein fertiges Modell (bei mir 79 €) aber nicht mehr bedeutend.

Die Länge ist ein Faktor, der ebenso in Ordnung geht, weil nach Demontage des Bogens durchaus ein transportables Gerät vorliegt. Bei montiertem Bogen jedoch wird das Ganze unpraktisch, mehr breit als lang, in was für eine Tasche soll man dieses Gerät unterbringen ? Selber nähen scheint ratsam.

Unter dem Sport-Aspekt ist eine Armbrust bestimmt reizvoll, unterwegs will ich das Ding nicht dabei haben, gezielt zum Schießen üben nach draußen gehen, o.k. Dann dürfte die geringere Länge der ´Python Pistol´ gegenüber längeren Modellen unbedeutend sein.

Als Waffe stufe ich diese Schuss-Maschinen sehr wohl ein, der Schuss geht verzögerungsfrei ab, ein deutlicher Rückstoß muss mit der Hand aufgefangen werden (ggf. mit der Schulter bei den längeren Modellen), der laute Knall bei Schussabgabe disqualifiziert die Armbrust meiner Meinung nach als lautloses Jagdgerät, mag im Wald anders sein, ein Bogen ist denke ich leiser. Auf dem Waldboden sitzend die Sehne zu spannen, stelle ich mir weniger lustig vor, dort punktet der Bogen.

Fazit

Holzspalten nur mit dünnen Leisten, ansonsten bitte weiterhin die Axt nehmen.

Meinen Ansprüchen wurde das Billig-Modell gerecht: ausprobieren, welchen Gegenwert man in dieser Preisklasse bekommt, ein Gefühl für Kraft-Aufwand und "Stärke" der Schussmaschine zu erahnen, Kriterien für ein höherwertiges Modell entwickeln und Spaß am Schießen haben. Daher bereue ich den Kauf nicht, wer aber absehbar länger und "ernsthaft" mit einer Armbrust schießen will, soll sich bitte an die kompetenten Leute hier im Forum wenden und mindestens eine Qualitäts-/Preis-Klasse höher greifen. Und wohl kaum den hier vorgestellten Pistolengriff wählen, weniger wegen der offiziell kürzen Reichweite für schussgenaues Treffen als dem Rückstoßeffekt, der allein mit beiden Händen aufgefangen wird.

Das Schießen macht zweifelsfrei Spaß, nach jedem Schuss erneut spannen zu müssen weniger, ist doch recht anstrengend. Insgesamt also ein prima Sport, der nach müden Armen und Kreuz (!) noch die Konzentration fördert.

Lust auf eine leichtere, klappbare Pistolen-Armbrust habe ich bekommen, diese Modellen sollten im Rucksack mitgeführt werden können, der Spaß dürfte beim schnelleren Spannvorgang und damit höherer Schussfrequenz größer sein.

Trotz aller Einschränkungen meiner Aussagen, hoffe ich zumindest die Diskussion um diese freie Waffe angeregt zu haben.

fast alle Bilder;) :

Autor: Crusoe