Innerer Zusammenhalt Frieden stiften

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Frieden stiften

Wie gelingt es die eigene Gruppe innerlich so zusammen zu “schmieden”, dass äusseren Problemen mit einer Stimme und mit vereinten Kräften begegnet werden kann?

Die Gefahr besteht, dass Gruppen oder Familien aufgrund unausgesprochener Probleme und darauf folgendem “Mobbing” innerlich auseinander fallen und sich gefährlich schwächen. In unserer modernen Gesellschaft haben wir es verlernt den Einzelnen mit all seinem know-how in wichtige Entscheidungen zugunsten der Gemeinschaft und nachfolgenden Generationen einzubinden. Dies führt zu Unzufriedenheiten und dem “inneren Abschied”.

Das "Peacemaking" von John Young aus den USA stellt für dieses so wichtige Problemfeld vielleicht die entscheidende Lösung dar! Das “Peacemaking” bzw. “Friedenstiften” basiert auf den universell geltenden Erfahrungen und Überlieferungen diverser Ureinwohnerstämme Haitis, Nordamerikas, Afrikas und Australiens - also Völkern die eine bestimmte Methodik brauchten um ihre Stämme und Gemeinschaften über viele Jahrtausende stabil und friedfertig zu halten. In all diesen Stämmen gab und gibt es eine ähnliche universelle Vorgehensweise um zu wichtigen Entscheidungen zu kommen und alle Gemeinschaftsmitglieder daran zu beteiligen.

Ein wichtiges Kernelement dabei ist der Konsens bzw. “Unity”. Eine Konsensentscheidung hat einen ganz anderen Stellenwert als demokratisch getroffene Entscheidungen bei denen es immer auch Verlierer gibt! In einem einmal getroffenen Konsens ist jeder vertreten und wird jeder auf die Umsetzung der gemeinsamen Entscheidung mit vereinten Kräften hinarbeiten.

Im folgenden einige Kernpunkte wie wichtige Versammlungsrunden abgehalten werden:

1. Alle stellen oder setzen sich in einem Kreis in dem jeder jeden sehen kann. Daraufhin findet eine Danksagung statt, die locker und auch lustig sein kann - hier soll keine religiöse Beerdigungsstimmung aufkommen sondern Freude und Dankbarkeit aufblitzen! Es können unterschiedliche Personen einen Dank aussprechen und fragen ob die anderen ihnen zustimmen. Diese können ihre Zustimmung mit einem lautem "Ja!", einem gemurmelten "hmmhmm!" oder einem Kopfnicken äussern!

2. Dann wird zusammen gegessen und getrunken. Allgemein werden die Grundbedürfnisse gestillt und ein Wohlgefühl bei den TeilnehmerInnen hergestellt. Anschliessend wird zusammen aufgeräumt und eine saubere Atmosphäre für die anschliessende Versammlung vorbereitet.

3. Es wird eine spannende oder witzige "Geschichte des Tages" oder ein guter Witz erzählt. Hiermit wird die Stimmung vor der eigentlichen Versammlung noch einmal aufgelockert!

4. Ein "Check in" bzw. eine “Wie geht es mir Runde” findet statt! D. h. jeder hat im Kreis sitzend zwei Minuten Zeit um kurz zu erzählen wie es ihm geht, was ihn bedrückt oder was ihn beschäftigt! Eine Vorgabe ist, dass sich um eventuell auftretende Problemthemen später nach der Versammlung im kleinen Kreis gekümmert wird - nicht während der Hauptversammlung! Entscheidend ist, dass alle Anwesenden demjenigen der redet zuhören, ihm Aufmerksamkeit und Respekt schenken.

4. Ein Moderator, ein Zeitwächter, ein Stimmungswächter und ein Protokollant werden bestimmt.

5. Der Moderator organisiert eine Themensammlung und diese werden nach Prioritäten gegliedert. Dann geht es mit der eigentlichen Beratung los. Die Beratung kann mit dem Redestock organisiert werden - jeder der den Stock hat darf “von Herzen sprechen” und die anderen müssen schweigen und zuhören. Wenn der Sprecher fertig ist kann der Stock weitergegeben oder in der Mitte des Sitzkreises abgelegt werden, bis sich ein anderer den Stock nimmt und seine Meinung kundtut. Wenn alle Meinungen gehört wurden beendet der Moderator die "Stockrunde" fasst die Ergebnisse zusammen und versucht einen Konsens zu formulieren. Der Moderator fragt die Teilnehmenden um ihre Zustimmung und dann geht es im Idealfall zum nächsten Thema.

Im Hintergrund des ganzen stehen folgende “Friedensstifter-Prinzipien”:

1. Man lässt den anderen ausreden!

2. Man redet niemals schlecht/beleidigend über einen Dritten!

3. Man darf sich bei anderen entschuldigen/um Verzeihung bitten und gewährt auch Verzeihung!

4. Im Hinterkopf ist der "service to others" Gedanke, d. h. Entscheidungen sollen möglichst Allen zu Gute kommen und im Sinne der nachfolgenden Generationen sein! Wenn man diesem Aspekt im Hinterkopf hat und sich selbst und seinen Egoismus zurück nimmt können wichtige Entscheidungen zu Gunsten der Gruppe getroffen werden! Alle sollen die Entscheidung mittragen, weshalb sie im Konsens/Unity getroffen werden muss. Wenn das noch nicht möglich ist geht das Problem noch einmal in die Beratung oder in Beratungsgruppen die dann Delegierte in die Hauptversammlung schicken - je nach Gruppengröße.

In grösseren Gemeinschaften/Communities gibt es z.B. eine Frauenversammlung, eine Männerversammlung und eine Zeremonien-/Organisationsversammlung, die sich aus gleich vielen Frauen und Männern zusammensetzt, die dort als Delegierte der Frauen- bzw. Männerversammlung hingeschickt wurden. Aus allen drei Gruppen gibt es Delegierte in der Hauptversammlung.

Ein wesentliches Merkmal des “Peacemaking” ist, dass alle Gemeinschaftsmitglieder durch diese Mechanismen an den Entscheidungen und Beratungen beteiligt werden können - jede Stimme kann gehört werden! Wer nicht zu den Beratungen kommt, hat offensichtlich nichts beizutragen und muss dann mit den Entscheidungen der Versammlung leben.

Die Friedensstifter-Prinzipien sollten auch im familiären Alltag bei den Mahlzeiten angewendet und geübt werden: Danksagung, Check-In, gemeinsames Essen, gemeinsames Aufräumen - so lassen sich aufkommende Probleme direkt ansprechen und lösen anstatt sie weiter anwachsen zu lassen bis sie explosiv das Gemeinschaftsleben erschüttern. Durch die familiären “Check-In” bzw “Wie geht es mir Runden” kommen unausweichlich unterschwellige aber für die betreffenden Personen wichtige Probleme auf den Tisch - am Anfang ist es eine harte Arbeit gestörte "Bande" bzw. "Ropes" zwischen den einzelnen Personen in Ordnung zu bringen - aber mit der Zeit geht eine stabile, fürsorgliche und starke Gemeinschaft daraus hervor und das ist genau das was wir für für die Zukunft brauchen!

Natürlich ist es so, dass in spontanen Notsituationen oder alltäglichen Dingen die dafür bestimmten kompetenten FührerInnen die Entscheidung treffen! Nicht für alles muss eine Versammlung einberufen werden, wohl aber für grundsätzliche richtungweisende Entscheidungen oder offensichtliche Probleme, die die Gemeinschaft betreffen.

Alternativ ist John Youngs neues Buch zu diesem Thema gerade im Handel erschienen: “Coyote’s Guide” Das Layout ist in der zweiten Auflage weitaus besser und der Text ist richtungsweisend!

Quelle: human-survival-project

http://human-survival-project.de