Betriebsarten für den Notfunk

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Sprechfunk (Phonie): Gut geeignet für Rundsprüche, auch von Laien bedienbar.

Morsefunk (CW): Die älteste und effektivste Methode: Auch bei schwierigen Bedingungen aufzunehmen, energetisch effektiv (auch bei geringen Sendeleistungen), geringste Bandbreite, technisch unaufwendig. Vor- wie Nachteil: Der Mensch ist der Decoder!

Schreibfunk wie RTTY oder PSK31: Geeignet für Rundsprüche und „Chats“. Besonders PSK31 zeichnet sich durch einen geringen Bandbreitenbedarf und eine hohe Störsicherheit aus. Darüber hinaus ist PSK31 energetisch optimal für geringe Sendeleistungen (QRP).

Datenfunk (Packet Radio): “Chats”, Abbildungen von Mailboxen, kann auf KW und UKW betrieben werden.

Interessant, da sinnvoll nutzbar, sind zudem folgende Betriebsarten. Sie sind übrigens nicht an den lizenzpflichtigen Amateurfunk gebunden, sondern können auch im Jedermannsfunk (CB, Freenet, LPD, PMR) genutzt werden.

Standbildübertragung (SSTV):

Slow Scan Television ist die akustische Übertragung von Einzelbildern. Das Medium ist hier bei fast egal (KW, UKW, Telefonleitung, Tonbänder), hauptsache das Audiosignal gerät einigermaßen unverfälscht auf die andere Seite. Eine Verfälschung/Verzerrung wirkt sich erst ab einer gewissen Stärke auf die Bildqualität aus. Was kann übertragen werden? Zum Beispiel Wetterkarten, Lagepläne, Photos von Vermissten. Letzteres ist z.B. beim organisierten Notfunk zwischen verschiedenen Flüchtlingslagen denkbar. Neben einem beliebigen Funkgerät (auch Handfunken sind als Empfänger denkbar) ist noch ein Laptop erforderlich. Und natürlich eine Datenquelle wie Digitalkamera, Webcam oder Scanner. Das vom Laptop erzeugte Audiosignal mit dem verschlüsselten Bild wird einfach über den Mikrofoneingang des Funkgerätes gesendet. Auf der Empfängerseite geht es vom Kopfhörerausgang zurück in die Soundkarte des anderen Laptops. Das interessante: Auch während der Fahrt ist der Empfang möglich! Das nachfolgende Bild wurde bei 50 km/h entschlüsselt, auch bei 100 km/h (zweites Bild) ist nicht viel schlechter.

Betriebsarten-Notfunk-001.png Betriebsarten-Notfunk-002.png

Auf Amateurfunkfernsehen (ATV) gehe ich nicht weiter ein. Dies ist auf Jedermannsfrequenzen auf Grund des Bandbreitenbedarfs nicht möglich und ist zudem technisch schon sehr anspruchsvoll. ATV ist aber Bestandteil von Notfunk(übungen), um z.B. den BOS Livebilder von Einsatzstellen zu ermöglichen.

Betriebsarten-Notfunk-003.png

Automatische Positionsbaken (APRS):

Das Automatic Packet/Positions Reporting System sendet kurze Datenpakete in FSK (klingt wie Packet Radio). Diese enthalten automatische Statusmeldungen oder kurze Nachrichten. In der Regel senden APRS-Stationen ihre aktuelle Position (empfangen vorher per GPS) zusammen mit einem kurzen Bakentext oder den Wetterdaten einer angeschlossen Wetterstation. Wo nutzt man das bisher? Zum Beispiel bei Flottenmanagement im ÖPNV: Busse & Straßenbahnen funken an die Leitstelle wo auf der Strecke sie sich gerade befinden. Apropos Flotte, in der Schifffahrt nennt sich dieses Prinzip AIS und ist auf ausrüstungspflichtigen Schiffen ab einer bestimmten Größe vorgeschrieben. Die Positionsmeldungen eines Schiffes können von in der Nähe befindlichen Schiffen empfangen, entschlüsselt und grafisch dargestellt werden. So sieht man schnell, welches Schiff namentlich in der Nähe und evtl. auf Kollisionskurs ist. Die Hobbyfunker machen’s ähnlich mit ihren Autos. Während zum Empfang ein Funkgerät/Scanner und ein Laptop samt kostenloser Software erforderlich ist, braucht man für die Aussendung diese Dinge nicht zwingend. Erforderlich auf der Senderseite sind nur die GPS-Koordinaten (als NEMA-Signal) von einer GPS-Maus oder dem Bordempfänger, ein Funkgerät und einem Gerät, welches die GPS-Position als Signal für’s Funkgerät verschlüsselt. Dies kann ein Laptop sein, aber es existieren auch Streichholzschachtel große APRS-Tracker, die diesen Job übernehmen.

Mittlerweile gibt es sogar (Hand)Funkgerät mit eingebauten GPS-Empfänger und APRS-Tracker. Damit können Positionsmeldungen ohne zusätzliche Hardware und sogar von Fußgänger ausgesendet werden.

Empfangen und auf einer Karte visualisiert sieht es dann so aus:

Betriebsarten-Notfunk-004.png

Quelle: http://www.aprsinfo.de/uploads/images/Screenshots/UI-VIEW32/ALOHA-KREIS1.jpg

Diese gezeigte Karte ist offline in der Software auf dem Empfänger-Laptop generiert. Sie zeigt also alles im Umkreis des Empfängers. Im C-Fall sind das alles Lebenszeichen ;)

Die Lösung mit eigenem Empfänger und eigenen Computer ist natürlich eine autarke Lösung. Momentan in der „ruhigen Zeit“ braucht man aber nicht zwingend ein eigenes Setup. Es existieren so genannte ARPS-Gateways, welche die APRS-Signale in ihrer Umgebung monitoren und ins Internet weitertragen. Ein Livebild, was in dem gleichen Bereich los ist, kann man sich unter http://aprs.fi/?addr=JN58VS machen. Dort ist auch möglich Stationen gezielt zu „verfolgen“, z.B. den Bekannten auf den Weg in den Urlaub.

Welche Nutzungsmöglichkeiten bringt APRS im Notfall?

  • Jedes Signal, dass auf der vereinbarten APRS-Frequenz zu hören ist (uns sei es mit den Ohren), befindet sich in der Nähe (wenn es sich um eine UKW-Frequenz handelt) und ist damit ein Lebenszeichen.
  • Der Bakentext kann einen Notruf enthalten. Nach APRS-Standard existiert zudem ein Notfallflag, welches bei allen Empfängern einen Alarm auslösen soll.
  • Und natürlich das offensichtlichste: Das verfolgen von Fahrzeugen, Gruppen, etc.


Bei Notfunkübungen hat man z.B. so den BOS erfolgreich demonstriert, wie praktisch es ist mit einfachen Mitten den Standort von Einsatzfahrzeugen, Einsatzstellen oder ähnlichen erfassen zu können. Schnell können durch Notfunker auch weitere Fahrzeuge wie Räumfahrzeuge, Busse mit Flüchtlingen in die Übersicht eingebunden werden.

Auch an dieser Stelle sei wieder erwähnt: Diese Anwendung ist auf kein bestimmtes Frequenzband oder eine bestimmter Frequenz beschränkt. Die Verwendung ist Kurzwelle ebenso möglich wie auf UKW, im Amateurfunk genauso wie im Jedermannsfunk.

Nachwort:

Warum ist der Amateurfunk so hervorragend für den Notfunk in Kooperation mit den BOS geeignet? Weil Amateurfunk experimentell, vielseitig und flexibel ist. Die vorstellten Betriebsarbeiten sind nur ein Bruchteil der im Amateurfunk existierenden Spielarten. Viele von ihnen sind aus Experimenten von Amateuren entstanden, die solange verbessert wurden, bis man sich auf einen gemeinsam, offenen Standard geeinigt hat. Die Errungenschaften des Amateursfunk können von jedem frei genutzt und für die eigenen experimentellen Zwecke genutzt werden. In vielen kommerziellen Bereichen, waren die Funkamateure mit Versuchen sogar die Vorreiter späterer technischer Standards. Durch das festgeschrieben Recht auf Selbstbau können Funkamateure Geräte entwickeln, die ihren Anforderungen optimal entsprechen und sogar kommerziell herstellte Geräte übertrumpfen.

Stellen wir uns einmal folgendes Szenario vor: In einem Landkreis ist zu einer Hochwasserkatastrophe gekommen. In vielen Gemeinden sind die Telefonverbindungen ausgefallen, der BOS-Funk ist gnadenlos überlastet. Es muss eine Vielzahl an Helfer koordiniert werden. Zur Entlastung wird die Leitstelle und das Landratsamt des Landkreises mit Funkamateuren besetzt. Vor Ort haben sich mobile Notfunk bei den Rettungskräften und den Rathäusern eingefunden Die Funkamateure bauen weitere Sprechfunkverbindungen zu den telefonisch abgeschnitten Rathäusern auf und übertragen Berichte per Fernschreiben. In den Sporthallen von weniger betroffenen Gemeinen wurden Sammelstellen für die evakuierten Bürger eingerichtet. Funkamateure helfen beim Abgleich von Personenlisten zwischen den Auffanglagern und übertragen Suchmeldungen in Bild und Schrift. Von der Leitstelle aus werden die Nahverkehrsbetriebe für den Abtransport der Flüchtlinge und die städtischen Bauhöfe und Bauunternehmer für den Antransport von Sandsäcken & Baustoffen koordiniert. Die Funkamateure sind dank ihrer frei durchstimmbaren Gerät nicht an feste Frequenzen gebunden. Sie übermitteln mit ein und dem selben Funkgerät Nachrichten auf den Betriebsfunkfrequenzen der städtischen Beriebe, der privaten Fuhr- & Bauunternehmer und erreichen selbst die Lastwagenfahrer, die nur über ein CB-Funkgerät verfügen. In Fahrzeugen ohne eingebauten Funk fährt ein Funkamateur mit seinem Handfunkgerät mit. Das örtliche Amateurfunkgerät ermöglicht den problemlosen Kontakt zwischen mobilen Stationen und kann durch einen kleinen Generator mit Strom versorgt werden. An verschiedenen Stellen des ständig anschwellenden Flusslaufes haben die Funkamateure ATV-Verbindung zur Leitstelle eingerichtet. Der Zustand der Deiche an verschiedenen Schwachstellen ist dort nun live zu sehen.

Ok, das war ein reichlich pathetisches Nachwort, aber hey, ENTDECKE DIE MÖGLICHKEITEN ;-)

Autor: kappa3

Quelle: http://home.arcor.de/grauepost/