Salpetersäure-Ester

Aus AutarkWiki
Version vom 20. März 2021, 11:29 Uhr von Andre Pohle (Diskussion | Beiträge) (Schützte „Salpetersäure-Ester“ ([Bearbeiten=Nur automatisch bestätigten Benutzern erlauben] (unbeschränkt) [Verschieben=Nur automatisch bestätigten Benutzern erlauben] (unbeschränkt)))
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ex.png

zurück zu Treib- & Sprengmittel

Sprengöle

Zu dieser Gruppe gehören Nitroglyzerin (Glyzerinnitrat), früher als Nobels Sprengöl bezeichnet, und seine Homologen und Verwandten Nitroglycol (Ethylenglycoldinitrat) und Diglycoldinitrat (im rauchschwachen Pulver). Dinitroglyzerin (Glyzerindinitrat), Dinitrochlorhydrin und Tetranitro- diglyzerin gelangten nur vorübergehend zur Anwendung, bis diese Sprengöle durch das wirksamere Nitroglycol ersetzt wurden.

Nitrocellulose, Nitrostärke und Nitrozucker:

Nitrocellulose wird in Form von Schießbaumwolle als militärisches Spreng- mittel in Form von Kollodiumwolle zur Gelatinierung der Sprengöle und Herstellung der gelatinösen Sprengstoffe verwendet. Beide Formen liegen im rauchschwachen Pulver vor. Nitrostärke wird nur in wenigen Ländern als Sprengstoff oder Sprengstoffbestandteil verwendet. Nitrozucker ist zeitweise in den USA als Streckmittel für Nitroglyzerin und Nitromilchzucker in Feuerwerkssätzen angewandt worden.

Kristallisierte Salpetersäureester

Nitropentaerhydrit (Pentaerhydrittetranitrat) wird zur Herstellung von Sprengkapseln, detonierenden Zündschnüren, in gewissen Dynamiten zur Erhöhung der Sensibilität und gepreßt für militärische Sonderzwecke verwendet.

Nitromannit (Mannithexanitrat) wird in Amerika als Sprengkapselfüllung verwendet.

Nitroverbindungen

Aromatische Nitroverbindungen:

Die aromatischen Nitrokörper, Pikrinsäure (Trinitrophenol), Dinitrobenzol, Trinitrotoluol, in gewissem Umfang vorübergehend auch Trinitrochlorbenzol und Hexanitrodiphenylamin, dienen vorwiegend als Füllmittel für Bomben und Granaten. Trinitrobenzol konnte sich wegen seiner unwirtschaftlichen Gewinnung praktisch keinen Eingang verschaffen. Trinitronaphtalin wurde im ersten Weltkrieg verwendet.

An die speziefisch militärischen Sprengstoffe zum Füllen von Granaten usw. (auch Füllmittel genannt) werden ganz besondere Anforderungen gestellt. Unbegrenzte chemische Stabilität, weitgehende Unempfindlichkeit gegen Feuchtigkeit und eine ausgeprägte Schock- und Beschußsicherheit sind Bedingung. (Aus diesem Grund ist z.B. Dynamit kein militärischer bzw. überhaupt frontfähiger Sprengstoff). Auf der anderen Seite spielen für militärische Füllmittel chemische Anforderungen, wie sie an Bergbau- sprengstoffe für den Gebrauch unter Tage gestellt werden (vollkommene Verbrennung zu CO2 und H2O, keine Bildung giftiger oder brennbarer Explosionsprodukte), keine Rolle. Die aromatischen Nitrokörper entwickeln meist erhebliche Mengen unvollständig oxidierter Explosionsprodukte und sind daher ohne Sauerstoffträger nur für militärische Zwecke verwendbar. Trinitrophenylmethylnitramin (Tetryl) hat als Zündladung und als Spreng- kapselfüllung Bedeutung. Als Bestandteil gewerblicher, meist pulverförmiger Sprengmittel kommen vorwiegend Trinitrotoluol und Dinitrotoluol in Betracht, in manchen Ländern, z.B. Frankreich, auch die Nitronaphtaline.

Aliphatische Nitroverbindungen:

Von den zahlreichen anwendungsfähigen aliphatischen Nitrokörpern haben Hexogen (Cyclotrimethyltrinitramin) für militärische Sonderzwecke und Nitroguanidin als Bestandteil von Sprengladungen und rauchschwachen Pulvern praktische Bedeutung.

Dynamite

Pulverförmige sog. Mischdynamite:

Gur-Dynamit, bestehend aus 75% Nitroglyzerin, aufgesaugt von 25% Kieselgur (Diatomeenerde), ist die älteste Form der Verwendung des Sprengöls in festem, pulverförmigen Zustand. Heute hat es keine Bedeutung mehr. Mischdynamite oder "straight-dynamites" sind pulverförmige Gemische von Nitroglyzerin mit vorwiegend Salpeter und Holzmehl, z.B. von 40% Sprengöl, 42% Natronsalpeter, 17% Holzmehl und 1% Kreidepulver. Dieser Sprengstofftyp wird nur noch in geringem Umfang in den USA hergestellt.

Gelatinöse Sprengstoffe:

Sprenggelatine, bestehend aus 92 - 93% Sprengöl, gelatiniert mit 6 - 7% Kollodiumwolle, ist der stärkste, praktisch angewandte Sprengstoff. Gelatine-Dynamite bestehen aus 20 - 80% mit Kollodiumwolle gelatiniertem Sprengöl und 20 - 80% sog. Zumischpulvern (Natronsalpeter, Ammonsalpeter, Holzmehl und Nitrokörper).

Nitroglyzerin kann in diesen Sprengstoffen ganz oder teilweise durch das gleichwertige Nitroglycol ersetzt werden. Bei 25 - 30% Nitroglycol im Sprengöl werden die Sprengstoffe ungefrierbar, d.h. sie erstarren nicht bei Wintertemperaturen.

Dynamitähnliche, gelatinöse Spengstoffe von hoher Handhabungssicherheit sind auf Basis von 20 - 40% gelatiniertem Nitroglycol mit aromatischen Nitrokörpern und Ammonsalpeter aufgebaut und ebenfalls ungefrierbar (früher GelatineDonarite, heute Ammon-Gelite genannt).