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Version vom 7. März 2021, 10:20 Uhr
Inhaltsverzeichnis
- 1 Brandklassen
- 2 Feuer ist eine chemische Kettenreaktion
- 3 Drei Methoden ein Feuer zu löschen
- 4 Man nimmt ihm den Sauerstoff
- 5 Man nimmt ihm die Hitze
- 6 Man nimmt ihm den Brennstoff
- 7 Andere Brände und Gefahren
- 8 Brände in der eigenen Wohnung
- 9 Fettbrand
- 10 Benzinbrand
- 11 Brand eines Kraftfahrzeugs
- 12 Der Motorraum
- 13 Brände in und an elektrische Anlagen
- 14 Metallbrände
- 15 “Chemische Brände“
- 16 Brände richtig bekämpfen
Brandklassen
Mittlerweile abgeschafft ist die Brandklasse E, die für Brände in elektrischen Niederspannungs-Anlagen (bis 1000 Volt) vorgesehen war. Mit Einführung der europaweiten Norm EN2 wurde diese jedoch gestrichen, da alle Feuerlöscher in Niederspannungs-Anlagen eingesetzt werden können, sofern der, auf dem Feuerlöscher aufgedruckte, Sicherheitsabstand eingehalten wird.
Feuer ist eine chemische Kettenreaktion
Wer ein Feuer entfacht und unterhält, muss wissen, wie man es kontrolliert, um eine unkontrollierte Ausbreitung zu verhindern und nötigenfalls kleinere Brände schnell löschen zu können.
Feuer ist eine chemische Kettenreaktion: Wärme verändert die Zusammensetzung vom Brennstoff, es entstehen brennbare Gase, die mit dem Sauerstoff der Luft reagieren und Energie abgeben. Ein Feuer erzeugt demzufolge nicht nur Energie, es benötigt auch Energie, um brennen zu können.
Drei Methoden ein Feuer zu löschen
Wie wir sehen können, braucht es drei Voraussetzungen für ein Feuer. nimmt man nur eines von den dreien, erlischt das Feuer umgehend. Auf diese Art kann man z.B. ein Lagerfeuer gut kontrollieren und regulieren.
siehe:(Unterhalt eines Feuers)
Man nimmt ihm den Sauerstoff
Ein Feuer „ersticken“. Man nimmt Sand oder eine feuerfeste Decke (Löschdecke) (oder eine dicke, mit Wasser getränkte Wolldecke) und wirft sie über den Brandherd. Durch den Sauerstoffmangel erlöschen die Flammen, die Temperatur sinkt bis das Feuer erlischt.
Bei Lagerfeuer funktioniert dies nicht, da die Glut eines Holzfeuers noch lange schwelt und genügend Hitze abgibt, um sich selbst wieder anzufachen.
Löschmittel:
- CO2 bzw. Kohlendioxid-Löscher: erstickt die Flammen, da das CO2 den Luftsauerstoff verdrängt. Kühlt sehr stark durch das entstehende „Trockeneis“
- Pulverlöscher: durch die große Oberfläche des Pulvers wird verhindert, dass sich Luft mit dem Brennstoff verbinden kann (Ähnliche Wirkung wie nasser oder trockener Sand)
CO2 und Pulverlöscher sind optimale Löschgeräte in geschlossenen Räumen.
Man nimmt ihm die Hitze
Brandbekämpfung mit Wasser. Dass man mit Wasser löscht, ist allgemein bekannt. Das Wasser verdampft und nimmt die Hitze des Feuers. Der Wasserdampf verdrängt den Luftsauerstoff und das Feuer erlischt. Wasser ist das „Universallöschmittel“
Der CO2 Löscher nimmt durch seine extrem niedrigen Temperaturen, die er erzeugt, sehr viel Hitzeenergie und verdrängt durch das gasförmige Kohlendioxid den Luftsauerstoff.
Man nimmt ihm den Brennstoff
Bei einem Lagerfeuer, das zu groß und zu heftig brennt, zieht man einzelne Holzstücken heraus und legt sie zur Seite. Ein Lagerfeuer kann man auch „komplett auseinander nehmen“ und die glimmenden Stücken einzeln löschen.
Bei Waldbränden werden Feuerschneisen geschlagen oder kleine Gebiete kontrolliert abgebrannt.
Andere Brände und Gefahren
Jeder der schon vor einem Osterfeuer, das nur mannshoch war, gestanden hat, kennt die Auswirkungen von extremer Hitzestrahlung. "Die Hose fängt an zu dampfen". Bei Großbränden entsteht eine extreme Hitzestrahlung, die noch in größeren Entfernungen zum Verkohlen von Holzverkleidungen oder Holztüren ausreicht. In extremen Fällen können sich allein durch die Hitzestrahlung Kraftfahrzeuge und alle anderen brennbaren Materialien von allein entzünden!
In der Nähe solcher Brandherde kann man sich schnell Hautverbrennungen zuziehen!
Um durch Strahlhitze verursachte Schäden und Brände zu verhindern, muss man die gefährdeten Flächen mit Wasser kühlen. (Gartenpumpe und Wasserschlauch).
Merke! Der Schutz deiner Gesundheit geht immer vor, materielle Dinge können ersetzt werden!
Brände in der eigenen Wohnung
In vielen Artikeln dieses Themenwikis schreibe ich Warnhinweise wie z.B.: brennende Kerzen niemals unbeaufsichtigt lassen! Eine offene Flamme birgt immer Gefahren! Brandvermeidung und gesunder Menschenverstand sind immer gefragt.
Sollte ein Brand ausbrechen, muss sofort gelöscht werden. Die Feuerwehr schreibt: Alle 5 Minuten verdoppelt sich ein Wohnungsbrand (breitet sich aus).
- kleinere Brände sofort ersticken (auch mit der Lieblingskuscheldecke)
- Löschmittel gegen beginnende Brände können auch mit Sprudelwasser, Cola, Kaffee oder Tee aus der Kanne sein!
Schnelles und beherztes Handeln ist gefragt! Je schneller ein kleiner Brand bekämpft wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit mit einem „Blauen Auge“ davon zu kommen, und nicht sein gesamtes Hab und Gut zu verlieren.
Man sollte immer einen kleinen Feuerlöscher (CO2, Pulver oder Schaum) griffbereit im Hause haben. Kinder und Jugendliche müssen von kleinauf an diese Thematik herangeführt werden. Aus dem eigenen Bekanntenkreis hat ein Kind von gerade einmal 8 Jahren einen Wohnungsbrand verhindert, als es den in Flammen stehenden Adventskranz mit einer Flasche Limonade gelöscht hat.
Erklärung:
Da das Kind schon immer unter Beaufsichtigung des Vaters im Garten „kunkeln“(kunkeln = Mit Feuer spielen / kleine Lagerfeuer entfachen) durfte, wusste es, wie man mit einem Feuer umgeht.
Dass der Vater stolz wie Oskar auf seinen Sohn war, ist klar. Von ihm habe ich diese kleine Geschichte.
Im einen gut sortierten Haushalt sollten
- in der Küche eine Lösch- bzw. Feuerdecke,
- z.B. auf dem Flur ein Feuerlöscher,
- und gut positionierte Rauchmelder
nicht fehlen!
Fettbrand
Ich wollte doch nur mal schnell Pommes machen und schon ist es passiert. Einen kurzen Augenblick wurde man abgelenkt und lässt das Fett auf dem Herd unbeobachtet. Als ich in meine Küche kam rauchte es aus dem Topf schon extrem. Ich drehte den Herd ab, aber ein paar Sekunden später entzündete sich das Fett ganz von allein.
Solche Aussagen bekommen Feuerwehrleute immer wieder zu hören wenn es zu Fettbränden in der Küche gekommen ist. Das Fett wurde über dem Zündpunkt überhitzt.
Die langkettigen Kohlenwasserstoffverbindungen des Fettes (egal welche, vom festen Kokosfett bis zum Ölivenöl oder das Paraffin einer Kerze) wurden durch die Zufuhr von Wärme chemisch verändert, sie brechen auseinander und gehen in gasförmigen Zustand über. Dabei entstehen auch radikale Verbindungen, die sich spontan mit dem Luftsauerstoff verbinden und durchzünden.
Wird spontan versucht, solch einen Brand mit Wasser zu löschen, kommt es zur Fettexplosion. (Es handelt sich hierbei um keine Explosion, sondern um eine heftige Verpuffung). Das Wasser, das in das heiße Fett kommt, sinkt nach unten. Das Fett hat allerdings mehrere hundert Grad Celsius! Das Wasser verwandelt sich sehr schnell in Wasserdampf und reißt das heiße Fett mit sich und verteilt es. Dadurch kann das Fett richtig durchzünden, die entstehende Hitze ist enorm und entzündet wiederum alles Brennbare in der Nähe! Anmerkung: Aus 1 Liter Wasser entstehen je nach Temperatur bis zu 1700 Liter Wasserdampf.
CO2 und Pulverlöscher können nicht!! angewendet werden
1. Abdecken mit einem gut sitzenden Deckel 2. Verwendung einer Löschdecke
Man kann solche Brände nur ersticken!
Niemals Wasser zum Löschen verwenden, Lebensgefahr!
Benzinbrand
Benzin hat einen sehr geringen Flammpunkt, der kleinste elektrische Funke (z.B. einer statischen Entladung) reicht aus, um Benzin zu entfachen! Benzin NIE mit Wasser löschen! Weil Benzin viel leichter als Wasser ist, schwimmt es auf und breitet sich aus. Durch die vergrößerte Oberfläche brennt es noch intensiver und entzündet brennbare Materialien in der Umgebung.
Geeignete Löschmittel sind:
1.CO2 Löscher 2.Pulverlöscher und *3.Schaumlöscher
Der Schaum ist leichter als Benzin, schwimmt auf, kühlt und erstickt die Flammen.
Brand eines Kraftfahrzeugs
Der Gummireifen
Man kann sich einen Gummireifen als ein großes Makromolekül vorstellen. Bestehend aus Kautschuk, Kohlenstoff, Schwefel und vielen anderen Verbindungen die durch Vulkanisation miteinander verbacken wurden. Gerade im Sommer kommt es oft zu Reifenbränden!
Ursachen: Sehr heißer Straßenbelag + ein zu niedriger Luftdruck im Reifen. Der Reifen wird mit jeder Umdrehung „durchgeknetet“ die langen Molekülketten reiben aneinander und erzeugen Hitze. (Jeder, der in seiner Jugend mit Knetmasse gespielt hat, kennt das Phänomen: je mehr man die Masse durchknetet, umso wärmer und geschmeidiger wird sie).
Ab einer bestimmten Temperatur kommt es zur Selbstentzündung! Der Reifen muss umgehend gelöscht werden, um das Fahrzeug zu retten.
Geeignetes Löschmittel:
1.Wasser 2.CO2 Löscher
Merke:
Der Reifen muss abgekühlt werden! Auch ein Reifen der gelöscht wurde muss weiter gekühlt werden! Erloschene Reifen haben soviel Hitze in sich gespeichert, dass sie sich nach einer gewissen Zeit wieder selbst entzünden!
Anmerkung: Dies konnte ich mir auch nicht vorstellen. Bei einem Kurs in der Bundeswehr (Objektschutz) wurden wir mit Brandbekämpfung konfrontiert. Es wurden Reifen angezündet und wir sollten versuchen, einen Reifen mit Pulver zu löschen. Einen überhitzten Reifen erkennt man daran, dass er kleine Gummipartikel abspritzt und eigenartige Geräusche macht.
Der Motorraum
Brände im Motorraum können durch elektrische Defekte oder durch auslaufendes Öl oder Benzin (Diesel), das auf heiße Teile der Maschine (Auspuff) gerät, entstehen.
Auch hier gilt: schnelles Handeln!
1. sofort anhalten (auch auf der Autobahn) 2. Insassen verlassen sofort das Fahrzeug und bringen sich in Sicherheit 3. unter keinen Umständen die Motorhaube öffnen! 4. Löschen mit PKW Feuerlöscher (besser größere Feuerlöscher) erfolgt von unten!
Niemals seine Gesundheit oder sein Leben gefährden! Materielle Dinge können ersetzt werden.
Brände in und an elektrische Anlagen
Wasser ist ein guter elektrischer Leiter. Um einen Stromschlag, der über das Löschwasser erfolgen kann, zu vermeiden, wird in und an elektrische Anlagen niemals mit Wasser oder Schäumen gelöscht!
Löschmittel:
1. Pulver und 2. CO2 Löscher kommen dort zum Einsatz
Metallbrände
Metallbrände im privaten Umfeld sind eigentlich kein Thema. Aluminium oder Magnesium wird kaum soweit erhitzt, dass diese in Brand geraten.
Man kann allerdings 2 Metallbrandarten unterscheiden:
1.Festes, in Brand geratenes Stück (Es wurde an einer Karosserie aus einer Magnesium Aluminiummischung geschweißt) 2.in Brand geratene Pasten und Metallstäube
All diese Brände sind nur sehr schwer zu bekämpfen. Die entstehenden Temperaturen liegen jenseits von 1000 C. Brennendes Magnesium verbindet sich nicht nur mit dem Sauerstoff, sondern auch mit dem Stickstoff in der Luft. Unter Wasser entreißt brennendes Magnesium dem Wasser H2O den Sauerstoff, wobei Wasserstoff freigesetzt wird und Knallgas entsteht! Die Reaktion wird unter Wasser sogar noch heftiger! Wird versucht, einen Metallbrand mit Wasser zu bekämpfen, wird der Brand sogar noch angefacht!
CO2 und Stickstofflöscher sind ebenfalls ungeeignet!
Geeignete Löschmittel
1. Sand 2. Natriumchlorid (Speisesalz) und Kaliumchlorid 3. Zement
Alle 3 Löschmittel schmelzen auf dem Brandherd und bilden eine gasundurchlässige Schicht und ersticken die chemische Reaktion.
“Chemische Brände“
Jedes Feuer ist eine chemische Kettenreaktion, eigentlich ein chemisches Feuer. In diesem Zusammenhang allerdings, werden alle Reaktionen zusammengefasst, die mit einem Brennstoff aber nicht mit der Luft als Sauerstofflieferant, sondern wo ein Oxidationsmittel (Sauerstofflieferant) beteiligt ist.
Bei unkontrolliertem Abbrand von pyrotechnischen Artikeln. Eine Brandbekämpfung, bzw. der Stopp der chemischen Reaktion, ist fast unmöglich! Ein Beispiel: Brennt ein Container mit Pyrotechnischen Leucht- und Brandsätzen ab, gibt es keine Möglichkeit, dieses so heiß brennende Feuer zu bekämpfen. In den meisten Fällen lässt die Feuerwehr diesen Container ausbrennen und versucht, das Übergreifen des Feuers zu verhindern.
Im 2. Weltkrieg wurden von der Alliierten Luftwaffe große Mengen Magnesiumfackeln über deutschen Hauptstädten abgeworfen. Sie hatten die Aufgabe, in Dachböden zu fallen und Häuser und Fabrikationsanlagen in Brand zu setzten. Der einzige Schutz vor diesen Brandsätzen war es, diese mit trockenem Sand zu bedecken, um die Hitzestrahlung einzudämmen.
Brände richtig bekämpfen
Egal, welchen Brand man bekämpft, egal welche Löschmittel (außer Sand und ähnlichem) man einsetzt, wird ein Feuer immer von unten nach oben gelöscht. Das Löschmittel soll mit der Luft, die das Feuer ansaugt, in den Brandherd getragen werden, um dort zu kühlend und zu erstickend zu wirken. Jeder Brand ist anderes: hier muss der gesunde Menschenverstand mitarbeiten. Man muss seine Löschmethode den Umständen anpassen!
Autor & Lizenz:
André Pohle 09.03.2009