Pfeil und Bogen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 20. März 2021, 13:18 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
So mancher, meistens die männlichen Leser kennt sie noch aus Kindertagen. Inspiriert durch "Robin Hood" oder "Indianer" wurden aus den nächsten Knüppeln und etwas Schnur ein Bogen und ein paar Pfeile gebaut. Oder zumindest etwas, das dem von weitem ähnlich sah.
Ja ja, das "Beste" Bogenholz aus Kindertagen, die Weide. In der Realität jedoch eines der denkbar schlechtsten Materialien für Pfeile und Bögen, die wir in unseren Breiten haben. Aber dazu später.
Die Meisten kennen Pfeile und Bögen nur aus diversen Filmen, in denen sie mehr oder weniger realistisch dargestellt werden. Insbesondere, was die Leistung und Wirkung anbelangt, sind die filmischen Darstellungen in der Regel weit hinter der Wirklichkeit zurück. Um nicht zu sagen, völlig daneben. Sehr beliebt, egal ob nun "Robin Hood" oder "Indianer", eine in die Brust getroffene Person, die dann noch ein "Ewigkeit" aufrecht herumlatscht und nicht selten noch dazu in der Lage ist zu kämpfen.
Vergesst es!
Pfeile und Bögen (und artverwandte wie Atlatl und Armbrust), wenn sie halbwegs fachgerecht gebaut sind, sind seit der Steinzeit eine der gefährlichsten und tödlichsten Waffen die es gibt. Das ist nicht nur ein Spruch von jemandem, der davon begeistert ist, sondern sogar durch Studien belegt.
Beispiele:
Die Dissertation von Hubert Sudhues http://miami.uni-muenster.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-2146/me.htm
oder http://www.dbjv.org/downloads/diewirkungsweisedesjagdpfeils.pdf
Etwas über Bögen
In einer der Bogenbau-Bibeln steht ein netter Spruch, den man einen alten Indianer zurechnet.
Selbiger soll in etwa gesagt haben: "Einen Bogen kann (fast) jeder Depp aus (fast) jedem Knüppel bauen. Gute Pfeile herzustellen ist eine Kunst."
Ich weis natürlich nicht, ob der Spruch tatsächlich von einem Indianer stammt, aber stimmen tut er ... zumindest teilweise.
In beiden Fällen (Bogen und Pfeile) liegt das Problem der Herstellung kaum im technischen Können oder geeignetem Werkzeug. Jeder, der über zwei gesunde Hände verfügt, nicht gerade blind ist und intelligent genug ist, sich alleine anzuziehen, kann das einigermaßen hinbekommen.
Man muss es halt nur wollen.
Sowohl für den Bogen, als auch für die Pfeile benötigt man möglichst zähelastisches Holz.
Die oft so viel gerühmte "Weide" ist trotz vielfacher Bekundung von "Fachleuten" (Wir haben als Kinder immer tolle Bögen aus Weide gebaut) denkbar ungeeignet. Nicht, das es rein gar nicht ginge ... Die Haltbarkeit und Leistungsfähigkeit lässt halt nur stark zu wünschen übrig.
Grund:
Weide ist nicht zähelastisch genug, sondern leicht biegsam (weshalb man daraus ja auch gut Körbe flechten kann). Zähelastisch bedeutet, das sich das Holz gut biegt und dann möglichst schnell wieder in seine Ausgangsposition zurück springt.
Weide lässt sich gut biegen, keine Frage. Nur mit dem Zurückspringen ist es nicht sonderlich weit her.
Das für unsere Breiten und Zwecke idealste Baumaterial dürfte Haselnuss sein. Sowohl um mal eben zu sehen, ob man es kann, als auch ernsthaft und insbesondere im Survivalfall.
Kennt fast jeder, kommt überall vor, gut und einfach zu bearbeiten, sowohl für Bogen, als auch für Pfeile bestens geeignet und, Einigermaßen gut behandelt (Auswahl, Trocknung, Bearbeitung etc.) nur mit roher Gewalt kaputt zu bekommen. Von der Leistung her (als Bogen) wäre natürlich Esche etwas besser. Aber die dürfte für die Meisten nicht so leicht zu finden sein. Außerdem Steht man dann noch vor dem Problem, dass es kein Strauch ist, von dem man sich mal eben was Absägen kann, sondern ein Baum.
http://www.baumkunde.de/baumdetails.php?baumID=0070
http://www.baumkunde.de/Fraxinus_excelsior/
Wichtiger Leitspruch für den Bogenbau:
Mache ihn lang genug, damit er nicht bricht.
Mache ihn breit genug, damit er Kraft hat.
Mache ihn dünn genug, damit er kein Set bekommt.
Für die Herstellung eines (Survival) Bogens gibt es mehrere Möglichkeiten.
• Die einfachste ist ein möglichst gerader Trieb von geeigneter Dicke (am dicken Ende zwischen 2,5 und 3,5 cm) und Länge (etwa "mannslang"). Vorsichtig schälen (nur die Rinde ab, nicht das Holz verletzen), trocknen (Möglichst komplett durchtrocknen lassen, was ein paar Tage bis Wochen dauert!) lassen und mit einer Sehne versehen. Fertig!
Das dünnere Ende ist oben und die Bogenform ist dann natürlich unsymmetrisch.
• In Ermangelung von geeigneten Trieben, kann man auch einen Bogen aus mehreren dünnen Trieben herstellen.
Beide Formen sind zwar nicht gerade das Non plus Ultra, aber sie funktionieren.
Es wird zwar nicht ausreichen für einen Elch, aber Karnickel, Enten und ähnliches dürften (im Survivalfall) davon nicht begeistert sein.
Die Haltbarkeit ist auch nicht für die Ewigkeit gedacht. Aber es dürfte Ausreichen um sich mit Futter zu versorgen, bis man was besseres gebaut hat.
• Für einen besseren Bogen gibt es weitere Möglichkeiten, diese z.B.:
Sie beginnt wie beim Ersten oben, nämlich mit einem geeigneten, gerade Trieb. Selbiger ist dieses mal nur etwas Dicker. Die Dicke sollte hier am dicken Ende zwischen 3 und 5 cm liegen. Die Länge wie gehabt, etwa "mannslang". Die Trocknung (wenn möglich beide Enden "versiegeln") erfolgt hier möglichst mit Rinde und dauert je nach Witterung und Dicke mehrere Monate (etwa 6 bis 8). Es geht natürlich auch ohne Rinde (hier noch mehr darauf aufpassen, das man nicht das Holz beschädigt) geht es erheblich schneller. Mit Rinde wird meiner Erfahrung nach, das Holz aber besser. Keine Ahnung, warum das so ist. Eventuell verbleiben wegen der Rinde irgendwelche ätherischen Öle im Holz und kristallisieren beim Trocknen aus. Ist das Holz trocken und frei von Rinde, geht es los mit dem Bauen. Zunächst legt man den Griffbereich (Mitte) fest. Hat man nichts zum Messen, genügt es "abzugreifen". Ist die Mitte festgelegt und markiert, legt man den Griffbereich fest. So richtig ideal und fachlich richtig, wäre 1/3 oberhalb der Mitte und 2/3 unterhalb (überm Daumen). Einfacher und genau so gut, geht es symmetrisch. Also 4 Fingerbreit ober- und unterhalb der Mitte. Alle drei Markierungen sollten rund um den zukünftigen Bogen laufen. Aber nicht etwa mit einem Messer einschneiden, sondern mit irgendwas vorsichtig (ohne Beschädigung) anzeichnen. Ist dieser enorm schwierige Teil erledigt, besieht man sich den Bogen von allen Seiten. Das Teil ist ja nicht "schnurgerade", sondern hat bestimmt irgendwo leichte Wellen und Biegungen. Sinn der Übung ist es, festzulegen was beim zukünftigen Bogen mal Bauch (dem Schützen zugewandt) und Rücken (vom Schützen weg) werden soll. Die Bauchseite markiert man dann mit einem Längsstrich durch den Griffbereich (bei der Gelegenheit gleich anzeichnen wo oben ist). Zur Kontrolle kann man (sollte man) noch mal mit einer langen, dünnen Schnur nachschauen. Selbige wird von einem zum anderen Ende gespannt und sollte an beiden Enden genau über dem Markkanal stehen. Im Idealfall liegt sie dann auch genau über der vorher im Griffbereich angebrachten Markierung. Zumindest sollte sie annähernd dort liegen. Wenn nicht, eventuell den zukünftigen Bogen etwas drehen, bis die Schnur über der Markierung liegt.
Und jetzt geht es los mit dem Bauen
Zunächst geht es an den oberen Wurfarm (das dünnere Ende). Ganz am Ende sollte die Breite so etwa 1 bis 1,5 cm betragen. Ist das nicht der Fall, trägt man beidseitig vorsichtig Material ab bis es passt. Die Gleichmäßigkeit kontrolliert man über den Markkanal. Selbiger sollte hinterher in der Mitte sein. Der Abtrag geht am genauesten mit Schaben (darauf achten, das es nicht nur gleichmäßig, sondern auch möglichst parallel ist). Zu Übungszwecken tut es ein billiges Küchenmesser oder ein Stück Cutterklinge. Im Survivalfall jeder andere geeignete scharfkantige Gegenstand (Stein, Glasscherbe etc.). Ist das Ende auf Breite, sorgt man (ebenfalls durch Schaben) dafür, das der Wurfarm von de Spitze bis zum Griff einigermaßen gleichmäßig breiter wird. Dabei nicht versuchen irgendwelche Wellen zu begradigen. Einfach nur beidseitig Material abtragen bis es (optisch) passt.
Ist man beim Griff angekommen und zufrieden, mach man das Gleiche beim unteren Wurfarm. Dieses mal allerdings umgekehrt und nicht mit Augenmaß. Also braucht man zunächst irgendwas um einigermaßen sicher eine Breite abgreifen zu können. Zu Übungszwecken darf es ruhig ein Messschieber sein. Im Survivalfall muss man sich was aus Zweigen und Schnur basteln. Als erstes greift man die breite der oberen Griffmarkierung ab und testet die Untere. Selbige sollte geringfügig breiter sein. Mittels Schaben auf beiden Seiten bringt man sie auf die gleiche Breite. Dann oberhalb der oberen Griffmarkierung 4 fingerbreit (oder 5 cm) abmessen, rundum markieren, abgreifen. 4 fingerbreit unterhalb der unteren Griffmarkierung rundum markieren und die Stelle durch Schaben auf die oben abgegriffene Breite (gleichmäßig) bringen. Den Vorgang wiederholt man, bis man am unteren Ende angekommen ist, und der Bogen in der Breite symmetrisch ist.
Fast das gleiche Spiel, nun mit der Dicke des Bogens. Der unterschied zur Breite besteht darin, das NUR (!!) auf der Bauchseite Material abgetragen wird und das man nicht am Ende beginnt. Am Griff beginnend trägt man in langen Zügen zur Spitze hin Material ab. Wer hat, nimmt ein Messer oder Speichenhobel (Schabhobel). Wer nicht, der Schabt. Von der oberen Griffmarkierung zur Nächsten (oder etwas drüber hinaus) erfolgt der Abtrag ziemlich rapide in einem mehr oder weniger starken Bogen (bis ein paar mm vor dem Markkanal). Ab da dann gleichmäßig bis zur Spitze. Auch hier den vorhandenen Wellen folgen. Ziel ist es, das der obere Wurfarm anfängt sich wie gewünscht zu biegen. Die Biegung sollte kein Kreis sondern eine Ellipse sein. Zwei handbreit vom Ende bleibt es etwas steifer. Man behält also nicht einen möglichst gleichmäßigen Materialabtrag im Auge, sondern versucht eine gleichmäßige Biegung (durch Kontrolle) zu erreichen. Und man sollte nicht zu viel Material wegnehmen. Gerade so viel, das die Biegung passt. Wegnehmen kann und muss man später immer noch was. Ankleben ist nicht möglich.
Ist der obere Wurfarm zufriedenstellend, macht man das Gleiche mit dem Unteren. Man kann hier, wie bei der Breite, die Maße vom Oberen abgreifen und übertragen. Muss man aber nicht. Wichtig ist, das auch hier die Biegung einigermaßen passt. Nun hat’s schon fast Ähnlichkeit mit einem Bogen
Und nun kommt der Schwere Teil:
Man braucht dafür fünf Dinge:
- ein gutes Augenmaß
- eine provisorische Bogensehne (etwas Länger als der Bogen)
- ein paar Meter Schnur
- etwas, wo man den Bogen sicher horizontal aufhängen kann
- und Geduld
Zunächst bringt man am Bogen provisorische Sehnenkerben an. Selbige befinden sich am äußersten Ende der Wurfarme und sie werden nur an den Seiten eingeschnitten (nicht zu tief). Die provisorische Sehne anbringen und den Bogen aufhängen. Die Schnur in Sehnenmitte anbringen, nach unten laufen lassen, dort durch eine Umlenkung und dann vom Bogen weg. Nun stellt man sich ans Ende der Schnur und zieht vorsichtig daran. Der Sinn des Ganzen ist es, aus ein paar Metern Abstand zu sehen, wie die Wurfarme arbeiten. Selbiges werden sie nicht gleichmäßig tun, aber genau das sollen sie. Das Soll erreicht man, in dem man genau beobachtet, wo das nicht der Fall ist, und trägt dann genau dort vorsichtig etwas Material am Bogenbauch ab. Ist das Material abgetragen, den Bogen wieder aufhängen, 20 bis 50 mal die Wurfarme wippen lassen und erneut genau beobachten. Den Vorgang wiederholt man, bis die Wurfarme möglichst exakt gleichmäßig eine (halbe) Ellipse ergeben (die Enden bleiben etwas steifer). Mit jedem Arbeitsgang lässt sich der Bogen dann auch etwas weiter ausziehen und man muss zwischendurch die provisorische Sehne kürzen. Im Idealfall hat man die Gleichmäßigkeit erreicht, bevor man den vollen Auszug (beim Wunschzuggewicht) erreicht hat. In gleicher Weise arbeitet man sich dann an den vollen Auszug mir dem gewünschten Zuggewicht heran.
Übrigens:
Den gesamten Vorgang nennt man Tillern und die "Biegung" Tiller.
Hier mal ein paar Beispielbilder für einen "Tillerbaum" und wie das mit dem Tillern gemeint ist:
Nun noch die richtigen Sehnenkerben anbringen und die anderen abschneiden oder die provisorischen in richtige verwandeln. Auch hier gilt: Die Sehnenkerben verlaufen nur seitlich, allenfalls noch etwas zum Bogenbauch hin. Nienicht auf dem Bogenrücken! Es sei denn, man klebt dort vorher was auf, wo man die rein macht. Anschließend den Bogen noch bisserl schleifen, alle eventuellen Kanten vorsichtig etwas runden und den Bogen mit irgendwas Wetterfest machen (Lack, Öl, Fett). Danach wenn gewünscht, noch was um den Griff wickeln. Sehne anfertigen, fertig.
Doppelte Sehnenkerben am Eschebogen. Die äußeren für die Spannschnur (erleichtert das Aufspannen des Bogens) und die Inneren für die Sehne.
Und zum Abschluss noch vier wichtige Tipps:
• Einen Bogen niemals "leer" schießen!
Gemeint ist ein so genannter Leerschuss, also den Bogen spannen und die Sehne ohne Pfeil Loslassen. Bei einem solchen "Schuss" schlägt die gesamte Energie, welche normalerweise auf den Pfeil übertragen werden soll, voll in die Wurfarme zurück. Dieses kann zu nicht unerheblichen Schäden an den Wurfarmen führen und / oder diese brechen lassen.
• Einen Bogen möglichst nicht über mehrere Stunden oder gar Tage / Wochen hinweg aufgespannt lassen. Dieses führt zu einem "Ausleiern" der Wurfarme, Set oder auch Stringfollow genannt. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern geht auch erheblich zu Lasten der Wurfarme und deren Leistung. Sicher, es gibt ein paar Bogensorten, die sowas dauerhaft aushalten (sollen). Reine Holzbögen, Laminierte oder "Glasbelegte" gehören in der Regel nicht dazu.
• Vor dem Abschuss sicherstellen, das die Wurfarme oben und unten freie Bahn haben. Wurfarme, die mitten in der Abschussbewegung sind und dort auf ein Hindernis treffen, sind davon in der Regel nicht begeistert und der Schütze noch weniger. Solche Missgeschicke führten im Mittelalter dazu, das der Armbrust trotz schlechterer Leistung oft der Vorzug gegeben wurde. Zum Beispiel beim Schießen von der Burgmauer aus. Passte da ein Schütze nicht auf, und trat im Eifer des Gefechts zu dicht an die Zinnen, schlug der untere Wurfarm gegen die Selben. Das ergibt nicht nur ein sehr unschönes Geräusch, sondern führt auch unmittelbar zum Bruch des Wurfarms. Und es kommt nicht selten dabei vor, das dem Schützen dabei die Sehne und / oder die Reste vom Wurfarm ins Gesicht knallen.
• Immer darauf achten, das die Bogensehne gut gewachst und heile ist. Eine schlecht oder gar nicht gewachste Sehne verschleißt schneller. Und was eine im Vollauszug gerissene Bogensehne anbelangt, so kommt das bei den Wurfarmen einem Leerschuss gleich. Mal davon abgesehen, das die noch an den Wurfarmen befindlichen Enden wie eine Peitsche wirken und ziemlich unschöne Abdrücke im Gesicht oder an anderen Stellen hinterlassen.
Etwas über die Bogensehnen
Eine fertige Bogensehne aus B50:
Zum Thema Bogensehnen gibt es aus meiner Sicht nicht so viel zu schreiben. Sicher, man kann Bogensehnen aus vielerlei Materialien selber herstellen. Manches ist leicht zu beschaffen, manches nicht. Manches ist relativ leicht und sicher zu verarbeiten, manches nicht. Aber warum sich mit exotischen und eventuell schwer zu beschaffenden Materialien abmühen, wenn es auch einfach geht?
So lange noch käuflich zu erwerben und / oder in meinem Vorrat befindlich, verwende ich Dracon B50 von Brownell. Ein extra für Bogensehnen entwickeltes Material und meiner Meinung und Erfahrung nach das Beste. Und das sehen weltweit viele Tausend Bogenschützen genau so. Außerdem ist es leicht und sicher zu verarbeiten, in verschiedenen Farben erhältlich und ziemlich Preisgünstig (meine derzeit so um die 9 Euro die 1/4 lbs-Spule). Dazu noch Wickelgarn No. 4 (ebenfalls in verschiedenen Farben und von Brownell, um die 4 Euro), ein Wickelgeräte (erleichtert die Mittelwicklung und andere ganz erheblich) für 10 Euro und Sehnenwachs (Tex-Tite) für 4 Euro. Mit zwei bis drei Spulen B50 und ein bis zwei Rollen Wickelgarn dürfte man die nächsten 50 bis 100 Jahre auskommen. Zumindest, wenn man Sehnen nur für den Eigenbedarf oder den einer kleinen Gruppe herstellt.
Wie man damit Sehnen herstellt und die Mittenwicklung anbringt, ist auf diesen drei Videos zu sehen:
Teil 1
Teil 2
Mittelwicklung
Das in den ersten beiden Videos verwendete Sehnenbrett ist nicht zwingend nötig und es genügt völlig, wenn die Sehne nur an einem Ende ein Öhrchen hat. So ein Sehnenbrett bietet allenfalls eine Erleichterung, wenn man öfter Sehnen für Bögen in den Standartlängen macht. Da meine Bögen nur ab und zu und "Freischnauze" gebaut werden, arbeite ich ohne Sehnenbrett und mache nur ein Öhrchen. Am anderen Ende kommt ein einfacher Knoten zur Sicherung (damit die Sehne zusammen bleibt) und ein "Bogenbauerknoten" (Zimmermannsschlag - http://www.feuerwehr-borkum.de/knoten-Dateien/image012.jpg). Dieses hat den Vorteil, das die Sehne nicht 100% zur Bogenlänge / Standhöhe passen muss, sondern ruhig etwas länger sein kann, da sie einstellbar ist. Ach ja, und ich "zwirbel" die Sehne komplett durch und nicht nur an drei Stellen.
Eine andere Sache ist es, wenn man von einem echten "Survival-Fall" voll erwischt wird, und kein fertiges Rohmaterial hat. Dann ist man dazu gezwungen, das Rohmaterial selber herzustellen. In unseren Breiten gibt es dazu drei sehr gute Möglichkeiten:
• Flachs /Lein (Linum usitatissimum)
Dürfte wohl eines der besten Materialien sein, aber wächst halt nicht überall und (er)kennt nicht jeder so aus dem Stehgreif.
• Brennessel (Urtica dioica)
Steht dem Flachs kaum nach, bietet aber den Vorteil, das sie überall wächst und wohl kaum einer Beschreibung bedarf.
• Hanf (Cannabis)
Steht ebenfalls dem Flachs kaum nach, bietet zudem sehr schön lange und zudem noch robuste Fasern und ist vielen bekannt. Ist in unseren Breiten aber kaum als wildwuchs anzutreffen.
Die Verarbeitung ist bei allen grob umrissen die Gleiche. Idealerweise erntet und verarbeitet man im Herbst die Pflanzen, wenn sie reif bzw. abgestorben sind. Etwas, das die Sache gerade bei Brennesseln angenehm macht. Hierzu werden die Stängel kurz über dem Boden abgeschnitten oder gebrochen. Um an die einzelnen Fasern zu kommen, muss m an die Stängel "brechen". Gemeint ist damit nicht mitten durch, sondern eher "platt klopfen". Also so, das nur das umgebende Material zerbröselt wird und möglichst viele und lange Fasern erhalten bleiben. Erleichtern kann man sich das, in dem man die Stängel vorher "rotten" lässt. Das Rotten hat tatsächlich etwas mit verrotten zu tun, man lässt die Stängel nämlich ein paar Tag auf dem (feuchten) Boden herumliegen. Dadurch lässt sich das die Fasern umgebende Material leichter lösen. Hat man genügend saubere Fasern, zwirbelt man sich daraus Garn und fertigt anschließend wie oben beschrieben daraus eine Sehne. Weitaus besser, schneller und Einfacher wäre es natürlich, wenn man für diese Arbeitsgänge die nötigen Gerätschaften (Flachsbreche, Flachskämme, Spinnrad und ähnliches) hätte und damit auch umgehen kann. Das alles in allen Einzelheiten hier unterbringen, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Sollte man vielleicht unter Handwerk – Spinnen genauer ausführen.
Ist nichtgerade Herbst oder Winter, muss man wohl oder übel auf die Pflanzen in dem Stadium zugreifen, in dem sie sich grade befinden. Abgesehen davon, das man die Pflanzen dann erst trocknen muss, sind die Arbeitsschritte die Gleichen.
Übrigens: In der gleichen Art und Weise, wie man eine Bogensehne herstellt, kann man auch Schnüre und Seile herstellen. Man muss halt nur mehr Garn nehmen. Wobei das allerdings ab einer gewissen Dicke mit bloßen Händen nicht mehr zu bewerkstelligen ist.
Etwas über Pfeile
Wie beim Thema Bögen schon zu lesen war:
In einer der Bogenbau-Bibeln steht ein netter Spruch, den man einen alten Indianer zurechnet.
Selbiger soll in etwa gesagt haben: "Einen Bogen kann (fast) jeder Depp aus (fast) jedem Knüppel bauen. Gute Pfeile herzustellen ist eine Kunst."
Ich weis natürlich nicht, ob der Spruch tatsächlich von einem Indianer stammt, aber stimmen tut er ... zumindest teilweise.
In beiden Fällen (Bogen und Pfeile) liegt das Problem der Herstellung kaum im technischen Können oder geeignetem Werkzeug. Jeder, der über zwei gesunde Hände verfügt, nicht gerade blind ist und intelligent genug ist, sich alleine anzuziehen, kann das einigermaßen hinbekommen.
Man muss es halt nur wollen.
Wie beim Bogen, so kann man auch Pfeile auf verschiedene Arten und aus verschiedenen Hölzern herstellen. Es sollte halt so zähelastisch wie möglich sein. Beim Bogen, damit es die dauernde Belastung durch das Biegen so gut wie möglich dauerhaft aushält und dabei noch möglichst große Leistung beim Zurückschnellen bringt und beim Pfeil, damit er möglichst viel Belastung aushält, ohne sich dauerhaft zu verbiegen oder gar zu brechen und dabei noch die nötige Spine liefert.
Für uns dürfte dazu noch der Survivalaspekt im Vordergrund stehen. Also möglichst schnell und einfach herzustellen und den Zweck erfüllend.
Was ist das Schwere an der Pfeilherstellung?
Pfeile haben eine so bezeichnete Spine. Das hat nichts mit Spinnen oder spinnen zu tun, sondern meint die Biegesteifigkeit. Selbige muss mindestens zum Bogen, besser noch zum Bogen und Schützen passen. Den Meisten dürfte ja der Bogenschuss des Odysseus bekannt sein (wenn nicht, sucht selber im Netz danach ;-) ). Selbiger war nur möglich, weil Odysseus nicht nur ein hervorragender Schütze war, der seinen Bogen genau kannte, sondern weil eben seine Pfeile genau auf seinen Bogen und ihn abgestimmt waren.
Wie in diesen Videos gut zu sehen ist, ...
... fliegen die Pfeile nicht gerade vom Bogen weg, sondern "schwabbeln" so komisch herum. Dieses "herumschwabbeln" nennt man "Archers Paradox" und kommt von der Masseträgheit. Das hintere Ende beschleunigt schneller als das Vordere, der Pfeil wird quasi gestaucht und wo eine Stauchung nicht mehr möglich ist, gebogen. Natürlich könnte man die Pfeile so steif wählen oder machen, das da nichts mehr herumschwabbelt. Aber das macht wenig Sinn, da dieses "herumschwabbeln" gebraucht wird.
Bei modernen Bögen mit Schussfenster (diese Auskerbung wo der Pfeil aufliegt) können und müssen die Pfeile steifer sein. Durch diesen Ausschnitt liegt der Pfeil gerader auf dem Bogen (von der Sehne zum Ziel). Je dichter der Ausschnitt an der Bogenmitte liegt, um so steifer kann man die Pfeile wählen.
Bei traditionellen Bögen, insbesondere wenn sie unter Survivalbedingungen gebaut werden, gibt es kein Schussfenster. Allenfalls eine Pfeilanlage /-auflage. Hier können die Pfeile also gar nicht geradeaus zum Ziel zeigen oder fliegen. Je dicker der Griff ist, um so weiter zeigen sie vom Ziel weg. Sicher, man könnte mit sehr steifen Pfeilen so weit neben das Ziel halten, das der Pfeil dann doch irgendwie dort landet. Dazu muss man das dann aber auch noch bei den unterschiedlichen Entfernungen zum Ziel mit einberechnen. Viel einfacher ist es da, die Spine zur Hilfe zu nehmen, und den Pfeil einfach um den Bogengriff "herum springen" zu lassen. Das machen sie dann bei allen Entfernungen gleich und man muss nichts mit einberechnen.
Wie kommt man nun zu einer passenden Spine?
Die wissenschaftliche Methode:
Zunächst ermittelt man mittels eines Messpfeils (ein überlanger und dicker Pfeil ohne Spitze und Federn, dafür aber mit einer Maßeinteilung) die eigene Auszugslänge. Anschließend ermittelt man mittels der festgestellten Auszugslänge und einer Zugwaage, wie viel "Gewicht" (lib) der Bogen beim eigenen Auszug tatsächlich hat. Danach ermittelt man mittels der festgestellten Werte, einer Rechenformel, eines Taschenrechners und Schreibzeug einen Spinewert. Mittels eines "Spinetesters" (Ein Gerät mit Messzeiger, auf das der Pfeil aufgelegt und mit einem Gewicht versehen wird.) ermittelt man dann die Spine der einzelnen Pfeilschäfte, versieht jene dann mit einer Spitze und Federn und schießt probehalber. Danach flucht man eine Weile vor sich hin, weil es nicht passt, da diese Methode nicht das Spitzengewicht und die Eigenheiten vom Bogen und erst Recht nicht vom Schützen berücksichtigt. Anschließend experimentiert man dann mit Pfeilen (im Rohschafttest) die ein paar lib über und unter dem ermittelten Wert liegen, bis es passt.
Die steinzeitliche Survivalmethode:
Man stellt einfach eine ganze Reihe von Pfeilschäften her, die eine "Universallänge" (so rund 5 cm länger als für den größten Schützen mindestens nötig) haben und versieht sie gleich mit Nock und Spitze. Anschließend führt jeder Schütze mit seinem Bogen mit den Pfeilen einen Rohschafttest durch und behält jene, die zu ihm und seinen Bogen passen. Danach werden die Pfeile befiedert und mit Kennzeichnungen versehen, so das jeder Schütze seine Pfeile erkennen kann. Übriggeblieben Pfeile lagert man ein, dafür wird sich früher oder später ein anderer Bogen / Schütze finden. ... Oder sie dienen als Stütze für Tomatenpflanzen, Rückenkratzer etc. :-)
Der Rohschafttest:
Fertige, aber unbefiederte Pfeile auf ein etwa 5 bis 10 m entferntes Ziel schießen (Große Fläche, kleines Ziel oder zumindest etwas größeres hinter dem Ziel. Das spart überflüssige Pfeilsuche.). Passende Pfeile landen auch ohne Federn recht genau und dicht zusammen beim oder gar im Ziel. Befiedert fliegen sie dann noch besser.
Achtung!
Rohschafttest nicht mit zwei- oder mehrschneidigen Jagdspitzen durchführen. Die Dinger wirken ohne Federn wie ein Frontspoiler und lassen die Pfeile alles mögliche machen, nur nicht im Ziel landen. Entweder erst mit Scheibenspitzen mit gleichem Gewicht testen, oder vor dem Test befiedern. Bei uns hat jeder für diesen Zweck (und natürlich zum Üben) ein Tütchen mit 25 Schraubspitzen für Holzpfeile (11/32) im Gepäck. Kostet nicht die Welt und nimmt kaum Platz weg.
Ein Wort zur Pfeilschaftlänge:
Es gibt eine Mindestlänge für Pfeilschäfte und diese richtet sich nach dem Auszug des Schützen. Also so lang, das der Pfeil beim Ausziehen nicht von der Pfeilauflage fällt. Sportliche Schützen gehen in der Regel gerne an diese Mindestlänge heran, weil ein kurzer Pfeil weniger wiegt und somit schneller fliegt. Aus gleichem Grund bevorzugen sie auch möglichst dünne und vom Material her leichte Pfeilschäfte. Für Survivalzwecke ist das weniger brauchbar, für die Jagd oder eine möglich Verteidigung brauch man mehr Gewicht und mehr Stabilität. Man kann also mit ruhigem Gewissen die Pfeilschäfte 5, 10 oder gar 15 cm länger als das Mindestmaß herstellen. Manche südamerikanischen Indios verwenden sogar Pfeilschäfte die locker 1,5 m oder gar länger sind. Das wäre aber für unsere Zwecke wohl zuviel des Guten.
Pfeilmaterialien:
Wie eingangs schon erwähnt, kann man Pfeile aus verschiedenen Materialien herstellen. Aus survivaltechnischer Sicht kommen für uns, fünf hauptsächlich in Frage. Zwei davon ergeben sehr leichte und schnelle Pfeile. Schnell und leicht bedeutet aber auch weniger Durchschlagskraft. Sie sind folglich für größeres Wild weniger gut geeignet und als "Kriegspfeil" allenfalls für Schüsse, die einen möglichen Gegner nur verletzen sollen.
Forsythie und Pfeifenstrauch:
http://www.baumkunde.de/baumdetails.php?baumID=0271
http://www.baumkunde.de/baumdetails.php?baumID=0351
Beide sind innen mehr oder weniger hohl und somit sehr leicht. Trotzdem ergeben sie gute Pfeile, da sie nicht leicht brechen. Die Verarbeitung ist bei beiden in etwa gleich. Unten ist ein solcher Pfeil zu sehen und beschrieben.
Hasel, Hartriegel und Wolliger Schneeball:
http://www.baumkunde.de/baumdetails.php?baumID=0070
http://www.baumkunde.de/baumdetails.php?baumID=0189
http://www.baumkunde.de/Viburnum_lantana/
(Beim Hartriegel gibt es verschiedene Sorten, die gezeigte dürfte am leichtesten zu erkennen sein und die besseren Pfeile ergeben. Hartriegel und Wolliger Schneeball wurden nachweislich schon in der Steinzeit für Pfeilschäfte verwendet.)
Die Verarbeitung ist bei allen Dreien in etwa gleich, wobei es bei Hasel etwas einfacher / leichter ist. Hasel ist zudem verbreiteter und kommt, einmal gefunden, dort meist in Massen vor. Die anderen Beiden sind dafür erheblich härter.
Pfeilherstellung:
Ganz wichtig!
"Ein Pfeil fliegt wie der Vogel scheißt" (Spruch vom Raben bei FC)
Gemeint ist damit, dass das Ende, welches beim Pfeil mal zur Wurzel gezeigt hat, dann vorne ist. Das Material ist dort älter, also somit geringfügig dichter und schwerer.
Forsythie und Pfeifenstrauch:
Einjährige, möglichst gerade Triebe ohne Verzweigungen erheblich länger als benötigt abschneiden (Rosenschere wenn vorhanden). Blätter entfernen und mit Rinde je nach Witterung 7 bis 14 Tage trocknen lassen. Zwischendurch dabei immer mal wieder vorsichtig richten. Danach schälen (dabei möglichst nicht das Holz beschädigen), den klebrigen Saft abwaschen und weitere 7 bis 14 Tage trocknen lassen (ebenfalls mit gelegentlichem Richten). Anschließend mittels einer kleinen Flamme die letzten Biegungen punktuell rundherum vorsichtig erhitzen (das Holz darf sich verfärben, aber nicht verbrennen) und im heißen Zustand richten. Achtung, nicht versuchen alles in einem Rutsch zu begradigen. Besser in mehreren Etappen, wenn nötig auch über mehrere Tage verteilt. Sind alle Schäfte weitgehend gerade, sie als Ganzes erhitzen bis sie leicht Farbe bekommen (nennt man Tempern). Gegebenen Falls hier dann noch mal begradigen. Mehrere Wochen zum entgültigen durchtrocknen liegen lassen (gegebenen Falls zwischendurch mit Hitze und Biegen nachhelfen wenn sie nicht gerade bleiben). Sind sie trocken und gerade, legt man sie zum ablängen nebeneinander und verschiebt sie dabei soweit gegeneinander, dass die dünnen und dicken Enden jeweils alle in etwa gleich dick sind. Die gewünschte Länge anzeichnen und abschneiden. Nach ein wenig Überschleifen und einer Oberflächenbehandlung sind die Rohschäfte fertig.
Für Nock und Spitze gibt es zwei Möglichkeiten:
• Schaftdorn um sie in das hohle Innenleben einzukleben (Da momentan leider keine fertige Nock da ist, müssen als Beispiel 2 Pfeilspitzen mit Schaftdorn aus Knochen herhalten.)
Pfeilspitzen aus Knochen
• Auffüllen
Für die Nock klebt man einfach ein passendes Stückchen Holz von etwa 1 cm Länge bündig ein, und sägt dann die Nockkerbe ein. Bei der Spitze geht es ähnlich, oder man fertigt einen Vorschaft an. Dafür, wie man ein passendes Holzstäbchen einklebt, braucht wohl keiner eine Anleitung, aber für einen Vorschaft wohl schon. Um einen Vorschaft anzubringen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, bei Pfeilschäften aus Hohlmaterial wie Forsythie, Pfeifenstrauch, Bambus und Ähnlichem aber nur ein die brauchbar und leicht herzustellen ist. Nämlich jene, wo der Vorschaft einen langen, spitzen Kegel hat und der Pfeilschaft eine passende Bohrung. Für die Bohrung benötigt man ein spezielles Werkzeug, das man sich selber herstellen muss.
Vorschaftbohrer
Das Herstellen ist nicht schwer, wie man an dem Bild sehen kann. Einfach ein passend zurechtgeschnittenes stück Blech (1,5 bis 2 mm dick), dessen "Bohrkanten" scharfkantig sein sollen, zwischen zwei Holzstücke geklemmt. Die Funktion ist denkbar einfach und geht ähnlich wie mit diesen billigen Drillbohrern. Das Blechstück schneidet nicht, sondern schabt. Am Besten geht es, wenn man sich dabei auf einen Stuhl setzt, das Werkzeug vor sich auf den Boden legt und mit den Füßen hält. Nun einfach den Pfeilschaft auf die Spitze setzen und mit etwas Druck durch die Hände drehen (als wenn man Feuer bohren wollte). Ruckzuck hat man ein schönes, rundes und kegeliges Loch (das vorne bis ganz knapp an die Außenwand des Pfeilschaftes gehen sollte). Den Kegel am Vorschaft schleift man sich nach Augenmaß dran, wobei man das Bohrwerkzeug als Anhaltspunkt nimmt. Beides dann sauber und gerade ineinander leimen und wenn der Leim trocken ist, mit einer Wicklung versehen.
Einer der unten gezeigten Pfeile hat eine Nock aus Knochen, welche mittels Schaftdorn eingefügt wurde und einen Vorschaft, der wie beschrieben hergestellt wurde. Die an verschiedenen Stellen dort und an den anderen Pfeilen zu sehenden Garnwicklungen dienen nicht der Zierde (nur die verschiedenen Farben sind Zierde). Sie dienen der Sicherheit. An Spitze, Vorschaft und Nock der Bruchsicherheit und bei den Federn dem Ablösen. Ein Bruch bzw. abgelöste Federn sind nicht nur ärgerlich, sondern auch nicht ungefährlich. Bei den Federn ist die vordere (zur spitze hin) Wicklung besonders wichtig. Da wir bei Benutzung eines "Primitivbogens" als Pfeilauflage die eigene Hand benutzen und dieses in der Regel ohne Handschuhmachen, wird sich ein eventuell leicht hochstehender Federkiel mit ziemlicher Sicherheit an dieser Stelle in die Hand bohren und zwar ziemlich tief. Die Grannen wirken dabei wie kleine Wiederhaken, was ein einfaches Herausziehen unmöglich macht. Das darf man sich dann herausschneiden (lassen).
Alle angebrachten Wicklungen sollten vor dem Schießen (egal ob ganz fertig, oder Rohschafttest) mittels Lack, Leim oder Klebstoff gesichert werden. Ist das geschehen, sind die Pfeile fertig.
Hasel, Hartriegel und Wolliger Schneeball:
Die Herstellung ist bei diesen oder ähnlichen annähernd gleich. Hartriegel und Wolliger Schneeball härter sind, ist es hier etwas mühsamer. Insbesondere unter Survivalbedingungen. Da ich nicht nur wegen der leichteren Beschaffbarkeit Hasel vorziehe, beschränke ich mich auf die Erklärung dessen Herstellung.
Im Survivalfall, wenn es schnell gehen muss:
Geeigneten Trieb suchen, abschneiden, Rinde entfernen, begradigen, trocknen lassen (in ganz eiligen Fällen auch mit Hilfe von Feuer), auf Länge schneiden, Nock, Spitze und Federn dran, fertig.
Für gute Pfeile, die ihre Zeit brauchen:
Geeignete, mehrjährige Triebe (möglichst) ohne Ästchen suchen und abschneiden. Sie sollten nicht nur länger (gute 20 cm länger) als benötigt sein, sondern auch knapp doppelt so dick (am dünnen Ende). Nicht nur, weil wir Material zum herumschnitzen brauchen, sondern auch, weil das Holz beim Trocknen schrumpft und das können dann schon mal ein oder mehr mm im Durchmesser sein. Zum Abschneiden ist hier schon ein recht scharfes Messer nötig, oder besser noch eine kleine (Klapp)Säge. Mit Rinde, aber ohne Blätter lässt man sie nun 2 bis 6 Monate trocknen und "reifen", wobei man sie dabei gelegentlich richtet. Nach der Phase sollten sie schon so gerade wie möglich sein.
Ein roher Haselschaft, schon fast trocken
Haben sie lange genug herumgelegen, untersucht man zunächst beide Enden. Sie sollten möglichst gerade (ebene Schnittfläche) sein und keine Risse haben. Gegebenen Falls nachhelfen, in dem man was Abschneidet. Bei der Gelegenheit gleich vorne sicher kennzeichnen. Also z.B. die Stirnfläche farblich markieren. Ist das erledigt, geht es ans Schälen und anschließend ans Schnitzen. Wer hat, nimmt dafür ein scharfes Messer oder besser noch einen Minihobel. Wer nicht hat, muss sich mit anderem Behelfen. Zur Not tut es auch eine Glasscherbe, ein scharfkantiger Stein, ein scharfkantiges Stück Blech oder sonst was, mit dem man schabend arbeiten kann. Gearbeitet wird gleichmäßig rundherum, vom dünnen Ende zum Dicken. Der Markkanal sollte hierbei möglichst in der Mitte bleiben. Am Ende sollten sie so rund wie möglich, schnurgerade, ohne Unebenheiten, von gewünschter, einheitlicher Dicke und glatt sein. Deshalb auch vorher die Kennzeichnung, wo vorne ist. Das sieht man ohne Selbige jetzt nämlich nicht mehr. Anschließend sauber schleifen, mit Feuer richten wenn nötig und Tempern wenn gewünscht.
Pfeilschaft wird gehobelt
Ist man mit der Arbeit zufrieden, schneidet man die Nock ein und rundet alle Kanten. Sie sollte etwa 5 bis 8 mm (aber bei allen Pfeilschäften gleich) tief, mittig und genau gerade zur Spitze sein. Klappt es mal nicht so gut, macht nichts. Noch sind die Schäfte ja lang genug und man kann die missglückte Nock abschneiden und eine neue machen. Sind an allen Schäften die Nocks fertig, bringt man alle Schäfte auf die gewünschte, einheitliche Länge. Danach werden die Spitzen angebracht, was je nach verwendeter Spitze unterschiedlich zu bewerkstelligen ist. Hier ist Vorsicht geboten, denn einen Fehler kann man sich hier nicht mehr leisten. Absägen und neu machen ist nicht mehr. Es sei denn, es sollen Kinderpfeile werden. Eventuell noch mal den ganzen Schaft fein überschleifen und mit einer dünnen Lackschicht überziehen.
Selfnock
Anschließend erfolgt das Wickeln und je nach Spitze der Rohschafttest und / oder das Befiedern. Befiederung wieder wickeln und fertig.
Befiederung
Als Befiederung eignen sich fast alle Federn. Man kann fertige Federn in diversen Färbungen und Formen kaufen (meist Truthahn), oder sich welche suchen. Im Survivalfall dürfte das Suchen angesagt sein. Besonders geeignet unter den zu findenden Federn sind: Gänse, Storch, Enten, Tauben und Krähen (andere mögen auch noch gut sein, habe ich aber noch nicht getestet). Ganz wichtig ist hierbei, das man an einem Pfeil nur jeweils die Federn von der gleichen Flügelseite verwendet. Das ist enorm wichtig für die Flugeigenschaften des Pfeils. Kann man nicht gleich auf Anhieb an der Form sehen, von welcher Seite er ist (oder ist sich nicht sicher), so hilft ein genauerer Blick. Federn haben eine stumpfe (matte) und eine glatte (glänzende) Seite. Ebenfalls zu beachten ist, das bei den verschiedenen Federn der Winkel der Grannen nicht der Gleiche ist. Hier sollte man ebenfalls so wählen, das bei allen drei Federn pro Pfeil der Winkel annähernd gleich ist.
Gefundene Federn (oder welche die man sich vom Geflügelzüchter beschafft hat) sollte man zunächst waschen. Dieses natürlich vorsichtig von Hand mit warmen Wasser. Wenn vorhanden mit etwas Geschirrspülmittel, Schampon oder noch besser mit Anti-Ungeziefer-Schampon für Haustiere. Gefundene Federn sind nicht nur schmutzig und mehr oder weniger fettig, sondern beherbergen öfter auch Haarlinge und ähnliches, was dann gerne an den Federn herumfrisst. Längere Zeit Einfrieren hilft gegen Ungeziefer auch. Sind sie sauber und wieder trocken, kann man sie nach Flügelseite sortiert in einem geeigneten Behälter lagern. Bei gekauften Federn entfällt das in der Regel, da selbige nicht nur gewaschen und gefärbt verkauft werden, sondern auch sortiert.
Die nächsten Schritte entfallen bei gekauften Federn (meistens) ebenfalls.
Um sie an die Pfeile zu bekommen, muss man zunächst vorsichtig die Kiele spalten. In der Regel ist nur eine Seite der Feder verwendbar. Da der Kiel trotz spalten in der Regel zu dick ist, muss man ihn vorsichtig so dünn wie möglich schleifen. Dieses geht am Besten, wenn man die Feder hierzu zwischen zwei Bleche oder ähnlichem einklemmt. Nicht so fest, das die Grannen zerquetscht werden, aber fest genug, das sie nicht herumrutschen. Meistens, besonders bei großen Vögeln, ist der Kiel nicht nur zu dick, sondern auch zu breit. Den Überstand schleift man am besten im gleichen Arbeitsgang mit ab. Im Idealfall verbleibt vom Kiel dann nur noch ein 1 bis 1,5 mm breiter, flexibler Streifen mit den Grannen dran.
Vorbereitete Gänsefedern
Bei manchen Vogelarten lassen sich die Grannen mit einem geeignet breiten Streifen Kiel einfach abreißen. Erfordert allerdings einiges an Übung.
Die so vorbereiteten Federn schneidet man nun auf die gewünschte Länge. Wer hat, kann die Federn nun auch mittels einer Stanze (kaufen oder selber bauen) in die gewünschte Form stanzen. Hat man nicht, so muss man schneiden oder brennen. Beides geht (besonders im Survivalfall) besser, wenn die Federn am Pfeil sind. Idealerweise hat die Feder an beiden Enden ein paar mm Kiel ohne Grannen, das erleichtert das Aufkleben und Wickeln. Um sie anzubringen, markiert man zunächst die Lage der "Leitfeder" (jene, welche im rechten Winkel zur Nock / Bogensehne steht). Der Abstand zur Nock sollte mindestens so groß sein, das man dort noch bequem den Pfeil greifen und einnocken kann, aber nicht mehr als 10 cm betragen. Den Pfeil so platzieren, das man gut arbeiten kann und er sich möglichst wenig bewegt. Also irgendwie einklemmen oder von jemandem festhalten lassen. Den Kiel mit Kleber bestreichen (wenn vorhanden Sekundenkleber oder ähnliches, im Survivalfall Baumharz oder Hautleim), gerade an der Markierung ansetzen, festhalten und den Rest gerade und straff auf den Pfeil setzen und festhalten bis der Kleber angezogen hat. Fertig. Den Pfeil wegstellen bis der Kleber trocken / ausgehärtet ist und in der Zeit die nächsten Pfeile machen. Die beiden restlichen Federn in der gleichen Weise nach Augenmaß bei jeweils (etwa) 120° anbringen.
Sind alle Federn dran und der Kleber trocken, geht es an das Wickeln. Das kann man wie beim Abgebildeten Pfeil von unten nach Oben durchgehend machen, oder nur unten und oben. Bei durchgehender Wicklung ist zu beachten, das die Grannen nicht nur einen Winkel vom Kiel weg haben, sondern auch einen seitlichen. Die Wickelrichtung sollte dem seitlichen Winkel entsprechend verlaufen, sonst spreizen sich die Granen ab.
Befiederung gewickelt
Wer ein Befiederungsgerät hat, ist fein raus. Das erleichtert die Sache nicht nur, sondern macht sie auch genauer und (je nach Übung) schneller.
Steht kein Kleber zur Verfügung, kann man die Federn auch nur mit der (den) Wicklung(en) befestigen. Das geht, je nach Geschick, sogar recht sicher. Ist aber erheblich mehr Fummelei.
Ist man mit dem Wickeln fertig, die Wicklung mit Lack oder Kleber sichern, fertig.
Ach ja, und noch was ganz wichtiges!
Das Material für die Pfeilschäfte sollte man immer nach bestem Wissen und Gewissen auswählen. Niemals sollte man dafür minderwertiges oder zu schwaches Material nehmen. Ebenso sollte man darauf verzichten, beschädigte Pfeile zu schießen. Wenn ein solcher minderwertiger oder beschädigter Pfeil beim Abschuss bricht, kann das ganz schön ins Auge gehen (Wortwörtlich) oder "nur" in die Hand wenn man Glück hat.
Bei Youtube gab es mal ein schönes Video von einem solchen Unfall, wurde leider gelöscht. Aber es kann sich sicherlich auch ohne Video jeder vorstellen, wie es aussieht wenn sich ein abgebrochener Pfeil durch die Hand bohrt.
Hier ein Bild, wie ein guter Pfeil für die Jagd und ähnliche Zwecke später aussehen könnte
Erklärung zum Pfeil:
Jagdpfeil mit Vorschaft: Hauptschaft:<br> Pfeifenstrauch
Vorschaft:<br> Haselnuss (Schößling)
Nock:
Rinderknochen
Befiederung:
Storch
Spitze:
2 mm VA-Stahl
Wicklungen:
Leinengarn in verschiedenen Farben
Lack:
Ein handelsüblicher Holzlack
Holzleim:
Ponal "blau"
Und hier 10 Haselpfeile mit Scheibenspitzen
Befiederung "Legolas":
Erklärung zu den Pfeilen:
Hauptschaft:
Haselnuss in 5/16 und "Kinderlänge"
Nock:
Selfnock
Befiederung:
Storch
Spitze:
Messing-Schraubspitzen
Wicklungen:
Brennesselgarn "Natur"
Lack:
Ein handelsüblicher Holzlack
Etwas zur Bogenjagd
Die Jagd mit Pfeil und Bogen oder Atlatl unterscheidet sich ganz erheblich von der Jagd mit dem Gewehr oder der Armbrust. Etwas, das leider sehr viele die sich darin versuchen nicht wissen oder nicht wissen wollen. Sie versuchen genau so zu jagen, wie sie es von der Jagd mit dem Gewehr her gewohnt sind. Nämlich von einem festen Standpunkt aus, meistens einem Hochsitz / Hochstand und weil es nicht recht klappt, behelfen sie sich mit Anfüttern und / oder Locken.
Die Jagd mit Pfeil und Bogen oder auch Atlatl ist, wie die verwendeten Waffen, eine sehr ursprüngliche, aktive Art. Man wartet nicht in einem Versteck darauf, das irgendwann die erwünschte Beute in Schussweite vorbeiläuft, sondern sucht sie und muss auf Schussweite herankommen. Schussweite sind nicht 50 bis 100 m oder mehr, sondern 5 bis 20, höchstens 40 m. Eben so dicht wie möglich, um eine möglichst kurze und freie Schussbahn zu haben. Dieses setzt natürlich voraus, das man nicht nur sein Waffe perfekt beherrscht, sondern auch das man das Wild und sein Verhalten möglichst genau kennt. Ebenso muss man auch sein "Revier" genau kennen und die Kunst beherrschen, sich der Umgebung angepasst zu bewegen. Auch wieder etwas, das viele verwechseln. Sie setzen "der Umgebung angepasst bewegen" mit "der Umgebung anpassen" gleich. Dabei vergessend, das die meisten Tiere mehr oder weniger Farbenblind sind, dafür aber um so besser hören und riechen können und auf (ungewohnte) Bewegungen reagieren. Der beste "Flecktarn" Anzug nutzt rein gar nichts, wenn der Träger 20 km gegen den Wind nach irgendeinem Deo oder Rasierwasser stinkt und durch den Wald trampelt wie ein Elefant. Kein Scherz, der natürliche menschliche Geruch ist für Wildtiere weniger abschreckend als der von "Geruchsverstärkern".
Und noch etwas ist zu beachten. Bei Tieren, insbesondere Wildtieren ist der "6. Sinn" noch voll aktiv. Insbesondere, wenn diese Tiere bei anderen (einschließlich dem Menschen) auf der Speisekarte stehen. Manche Menschen kennen das ja noch, dieses Kribbeln und sich beobachtet fühlen, wenn man beobachtet wird. Aber die Meisten haben das schon verlernt. Für Wildtiere ist dieser Sinn noch lebenswichtig und deshalb aktiv. Man sollte also auch seine Augen und Gedanken im Griff haben.
Die ideale Jagd oder der perfekte Jäger:
Man kennt sein Jagdrevier und das Wild genau, da man es schon lange vorher erkundet hat. Man weis wo das Wild seine Wege hat, wo es trinkt, frist, ruht, wo es sich zu welcher Stunde meistens in etwa aufhält (Wildtiere lieben ihre Gewohnheiten, deshalb reagieren sie auch so schnell auf ungewöhnliches). Vorzugsweise wählt man für die Jagd die frühe Morgenstunde, da dann alles feucht vom Frühtau ist. Auf feuchtem Untergrund läuft man leiser, als auf trockenem. Etwas Wind ist nicht übel, da das Rauschen der Bäume gut mögliche Geräusche von uns überdeckt und unseren Geruch vom Wild fernhält. Ein leise murmelndes Bächlein ist auch nicht übel. Gegen den Wind gehend begeben wir uns zu der Stelle, an der wir das Wild vermuten. Je dichter wir der Stelle kommen, um so vorsichtiger und langsamer bewegen wir uns, werden zu einem Teil des Waldes und halten auch schon einem Pfeil bereit (in der Hand, aber noch nicht eingenockt). In dem Augenblick, wo wir das Wild sehen, passieren zwei Dinge. Eines ungewollt und völlig automatisch, nämlich das unser Herz etliche Takte beschleunigt und wir mit Adrenalin zugeschüttet werden. Und das Andere, gewollt und möglichst auch automatisch, nämlich das wir umgehend in der Bewegung "einfrieren". Einfrieren heißt nicht nur in der Bewegung erstarren, sondern auch kein Tier anstarren (besser einen Baum oder was anderes) und das die Gedanken sich umgehend vom Wild verabschieden (ein guter Trick, die Gedanken z.B. auf das Rauschen der Bäume richten). Dieses behalten wir solange bei, bis sich unser Puls einigermaßen gefangen hat und die Atmung sich beruhigt.
Keine Sorge, wenn man alles richtig gemacht hat, verschwindet das Wild in der Zwischenzeit nicht. Wenn es doch abhaut, haben wir was falsch gemacht und mit dem Puls, dem Adrenalin und beschleunigter Atmung ist ein sicherer Schuss eh fast unmöglich.
Haben wir uns wieder gefangen, sondieren wir das Wild. Möglichst ohne es dabei anzustarren.
• Hat es mich bemerkt? Wenn nicht, bestens. Wenn doch, ruhig verhalten bis es sich beruhig. Wenn es nicht gleich abgehauen ist, stehen die Chancen gut das es so bleibt.
• Wie viele sind es? Lieber genauer und länger beobachten, als welche übersehen die abseits stehen. Ein übersehnes Tier bemerkt einen meistens eher als die Anderen und schlägt Alarm.
• Welche davon stehen für mich günstig? Das günstigste Tier ist nicht immer das, welches am dichtesten dran ist, sondern das, welches einem die Körperseite am Besten zeigt (vorzugsweise die linke Seite). Wo der Zielpunkt liegt, kann man am Besten bei so genannten "Tierbildauflagen" oder "3D.Zielen" sehen (Treffer in Herz und Lunge).
• Wie kann ich mich unbemerkt in eine noch bessere Position bringen?
• Mit welchem Verhalten der Tiere ist zu rechnen, wenn ich schieße und sie das bemerken? Der idealste Fall ist natürlich der, das die Tiere den Abschuss überhaupt nicht bemerken. Aber das benötigt neben jeder Menge Talent und Übung auch die Idealbedingungen und sehr viel Glück. Kommt also höchst selten vor. Klappt es mal, wundern sich die Anderen, warum ihr Kumpel umfällt und man bekommt die Gelegenheit für einen zweiten Schuss. Meistens sieht es aber so aus, dass das Wild spätestens dann reagiert, wenn man den Pfeil ablässt. Je besser man abschätzt, wie das Wild reagieren könnte, um so höher die Aussicht auf einen sauberen Treffer. Rehe z.B. haben die Angewohnheit, sich bei der Flucht zunächst etwas zu ducken, um sich dann aus der Duckbewegung heraus von der Gefahr wegzudrehen und davon zu springen. Es kann also im ungünstigsten Fall passieren, das der Schuss über das Tier hinweg geht, wenn man eine solche Bewegung beim Zielen nicht berücksichtigt oder falsch einschätzt.
Langsam bewegt man sich in Schussposition, nockt den Pfeil auf und das ganze immer noch mit möglichst wenig Gedanken an die Beute ohne sie anzustarren und ohne hastige Bewegungen. Das blickmäßige Fixieren der Beute erfolgt erst in dem Augenblick, wo wir den Bogen in Schussposition bringen und zielen. Und auch da sind wir nur auf den Zielpunkt fixiert. Gedanklich befassen wir uns mit der Beute frühestens wenn der Pfeil in der Luft ist.
Sicherheit:
Mit Sicherheit ist hier die Eigene und die eventueller Jagdbegleiter gemeint. Im Gegensatz zum Gewehr hat ein Bogen keinen Sicherungshebel und im Gegensatz zu einer Gewehrpatrone ist ein Pfeil (insbesondere mit Jagdspitze) auch ohne Bogen gefährlich. Jagdspitzen sind nicht nur spitz, sondern auch scharf wie Rasierklingen (sollten sie zumindest sein) und Du wärest nicht der Erste, der mit einem Pfeil in der Hand beim herumlatschen im Wald stolpert und sich das Ding ganz ohne Bogen in den Körper rammt. Die Pfeile bleiben so lange wie möglich im Köcher und aufgenockt wird erst unmittelbar vor dem Schuss. Und sowohl Schütze, als auch Begleiter haben darauf zu achten, das die Begleiter hinter dem Schützen sind. Hunde sind in der Regel bei der Bogenjagd ganz schlechte Jagdbegleiter, selbst wenn sie noch so gut abgerichtet sind. Nur die Wenigsten haben noch so viel Talent und Wolf in sich, das sie es schaffen unbemerkt auf "Angriffsdistanz" an das Wild heranzukommen und dann auch noch ruhig abzuwarten bis der Jäger geschossen hat bzw. bis das Wild am Boden liegt. Wenn man schon einen Hund für eine eventuelle Nachsuche mitschleppen will, dann mit einer Person 100 m hinter dem Jäger.
Bogen:
Es gibt viel verschiedene Arten von Bögen und alles sind für die Jagd geeignet, wenn sie ein gewisses Mindestmaß an Leistung (Stärke und Geschwindigkeit) haben. Natürlich eignen sich manche Bögen besser als andere. Mit einem kurzen Reiterbogen kommt man erheblich besser durch den Wald, als mit einem Yumi (japanischer Bogen) oder einem Sportrecurve und seinen "Anbauten". Auch sind die verschiedenen Bögen im Abschuss unterschiedlich laut. Ein moderner Compound ist erheblich lauter als ein einfacher Holzbogen. Eine Pfeilauflage aus Plastik oder Metall ist erheblich lauter als eine aus Fell oder Leder oder der Schuss über den Handrücken.
Pfeilspitzen:
Es gibt viele verschiedene Arten von Pfeilspitzen. Grundsätzlich kann man unterscheiden zwischen Scheibenspitzen und Jagdspitzen. Scheibenspitzen haben bei der Jagd nicht zu suchen, da sie nicht zum Töten gedacht sind. Allenfalls bei der Selbstverteidigung könnten sie im Ernstfall interessant sein, wenn man einen möglichen Gegner nur verletzen und Kampfunfähig machen (oder jemanden nur an der Flucht hindern) will. Jagdspitzen haben in der Regel Klingen bzw. Schneiden und zwar zwei oder mehr.
Die einzige Ausnahme sind Bluntspitzen. Diese sehen für Laien aus wie Pfeile mit Gummistöpsel für Kinder, was aber ein Irrtum ist. Das sind quasi "Totschläger" für Niederwild. Solche gibt es sowohl zum Aufschrauben auf Pfeile mit Gewinde (in Metall oder Gummi), als auch zum Aufstecken / -kleben auf Holzpfeile (Gummi). Die Letzteren haben den Vorteil, das man sie nicht unbedingt vorher fertig montieren muss. Man kann sie lose in die Tasche packen und bei Bedarf auf einen Pfeil mit Scheibenspitze stecken. Allerdings sind sie nicht sehr "windschnittig" und sie sind recht schwer. Insbesondere, wenn man sie nur bei Bedarf auf einen fertigen Pfeil mit Scheibenspitze steckt.
Bei den schneidenden Spitzen ist die Auswahl riesig. Je einfacher, um so preisgünstiger und robuster. Zumindest nach meiner Erfahrung. Wobei sich einfache Zweischneider sogar mit etwas Geschick recht einfach selber herstellen lassen. Ich selber bevorzuge die Art Zweischneider (egal ob gekauft oder selber gemacht), die nicht "nadelspitz" sind, sondern vorne eine Art Meißel haben. Diese Form dringt genau so gut in einen Körper wie einen Nadelspitze, ist aber weit weniger empfindlich bei Knochentreffern. Auch sind die Klingen der Zweischneider in der Regel erheblich dicker (1,5 bis 2 mm sind nicht selten) als die von Mehrschneidern (meist so um die 0,5 mm oder weniger). Und egal wie viele Schneiden die Spitze hat, jede davon sollte so scharf wie eine Rasierklinge sein.
Immer wieder bekommt man auch "Spezialspitzen" (meist aus Amiland) angeboten, die meiner Meinung nach nicht wirklich überzeugen und allenfalls was für einen Schaukasten sind, wenn man sie sich leisten kann. Gemeint sind diese mechanischen Dinger bei denen die Klingen erst im Flug oder beim Auftreffen ausklappen (sollen). Einige wenige mögen vielleicht noch einen gewissen Sinn ergeben und funktionieren. Aber Spitzen, bei denen beim Auftreffen rundherum 5 cm lange Klingen ausklappen um ein 10 cm Loch in die Beute zu reißen machen für mich wenig Sinn. Ebenso Spitzen die für Geflügel gedacht sein sollen, mit denen man absichtlich am Kopf vorbeischießen soll, damit die im Flug ausklappenden 15 – 20 cm Klingen das Viech köpfen (sollen). Kein Witz, solche Dinger gibt es wirklich. Bei Youtube kann man Werbevideos der Hersteller von solchen Auswüchsen sehen. Sowas hat nach meinen Begriffen nichts mehr mit der Ästhetik des Bogenschießens oder weidgerechter Jagd zu tun, das ist einfach nur noch krank.
Nachtrag
Kommerzielle Auswertung ;)
Die Skizze der Jagtspitze wurde vom User WAY TO GO aus dem Forum in eine technische Zeichnung umgesetzt. Gleichzeitig wurde eine *.dxf für Werkzeugmaschinen erzeugt, dass eine preiswerte und schnelle Massenproduktion ermöglicht.
Wenn Interesse einer Metallverarbeitenden Firma besteht die dieses Werkstück herstellen möchte, soll sie sich bei mir per E-Mail: Andre.Pohle[at]t-online.de melden.
Sie bekommen das File: balance_stueck.dxf von mir zugesendet.
technische Zeichnung von WAY TO GO
Anmerkungen:
In Deutschland ist der Bogen keine Waffe sondern ein "rythmisches Sportgerät" also darf ohne wenn und aber in der Gegend rumgetragen werden.
Was allerdings nicht sein darf: Es ist in Deutschland VERBOTEN mit Pfeil und Bogen auf die Jagd zu gehen. Das fällt unter den Punkt Tierquälerei.
In anderen Länder, wie etwa USA hingegen gibt es sogar richtige Jagdtouren mit Pfeil und Bogen.
Wenn ihr wirklich interesse am Bogenschießen habt, kauft euch erst mal einen Billigen und/oder geht in einen Verein.
Bogenschießen ist Schwerstarbeit, der Bogen muß auf die Person abgestimmt sein. Eine Frau kann meist nicht soviel ziehen wie ein Mann, und auch bei Männern wird es schnell dünn bei den wirklich großen Bögen.
Den Selbstbau eines Bogens würde ich erst in Angriff nehmen, wenn ihr wirklich sicher mit dem Sportgerät seid. Ihr ärgert euch sonst zu tode.
Übrigens ist Eibe schon lange das bevorzugte Bogenholz. Im Mittelalter wurden daraus oft die "Kriegsbogen" hergestellt.
Auch die Art des Bogens sollte man betrachten, wenn man damit anfangen will. Nicht jeder kommt mit einem Langbogen zurecht, Ein Reiterbogen ist schwer zu ziehen aber dafür relatif Kompakt und Ultrastabil, Ein Compound hingegen ist eher was für Angeber, Bringt bei wenig Zug viel Power auf den Pfeil ist aber durch die Rollensysteme sehr anfällig und auch nicht mehr so einfach zu warten. Er wird oft von besagten Amerikanischen Jägern verwendet.
Zu den Übungszielen:
Sehr praktisch ist es sich Pfeilfangnetze zu besorgen und hinter dem Ziel zu positionieren. Gut ist auch ein Stapel auf Heuballen, ABER man bekommt je nach Zugkraft des Bogens die Pfeile nur noch schwer aus den Heu heraus. Mitunter versinken sie so tief das da nix mehr zu wollen ist.
Man sollte sich auf jeden Fall auch Pfeilziehhilfen besorgen. Egal ob der Pfeil im Heuballen oder im Ziel landet, nach einer Weile des Pfeile ziehens ohne Hilfe, tut einem die Hand und die Finger ganz schön weh, wenn man nicht gar die Pfeile dabei abbricht.
Ach und niemals mit einer Spitze auf einen Baum oder eine Wand schießen. Der Pfeil ist, auch wenn er noch heile aussieht SCHROTT. Er könnte beim nächstes Schuß brechen und zu ernsthafte Verletzungen führen. Es gibt für Hartziele spezielle Gummispitzen, die den Aufprall so abfedern, das der Pfeil intakt bleibt.
von: AZI
Autor: Wizard
Quelle: http://www.yggdrasil-forum.at/wiki/index.php/Pfeil_und_Bogen