Lederbeutel selbst herstellen: Unterschied zwischen den Versionen
(Die Seite wurde neu angelegt: „{| width="100%" |- |width="49%" style="vertical-align:top" | ==Vorwort== Ich habe vor längerer Zeit mal eine Gürteltasche nach Vorlage eines Users aus einem…“) |
K (Schützte „Lederbeutel selbst herstellen“ ([Bearbeiten=Nur automatisch bestätigten Benutzern erlauben] (unbeschränkt) [Verschieben=Nur automatisch bestätigten Benutzern erlauben] (unbeschränkt))) |
||
(Eine dazwischenliegende Version desselben Benutzers wird nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
+ | [[Kategorie:Basteln & Bauen]] | ||
{| width="100%" | {| width="100%" | ||
|- | |- |
Aktuelle Version vom 20. März 2021, 09:07 Uhr
VorwortIch habe vor längerer Zeit mal eine Gürteltasche nach Vorlage eines Users aus einem amerikanischen Bushcraftforum genäht und die Anleitung auch schon mal in einem anderen Forum gepostet. Wenn ich darf, würde ich sie Euch auch gerne zur Verfügung stellen: 1. Werkzeuge:Man benötigt für Lederarbeiten im Grunde nicht viele Werkzeuge. Ein scharfes Messer und eine Stechahle sowie Ledernadeln sind Pflicht, alles andere ist fast schon Luxus, erleichtert einem aber das Werken. Oben auf dem Bild seht Ihr von links nach rechts: Zollstock zum Messen, Falzbein zum Polieren und Glätten, Kohlestift zum Anzeichnen, Ahle zum Vorstechen der Löcher, Kantenhobel zum "entgraten" der Lederschnittkanten, Kopierrädchen (eigentlich zum Kopieren von Schnittmustern, ist aber auch ein guter Nahtabstandsmarkierer), scharfes dünnes Messer (zum Schneiden enger Radien), Bienenwachs und fester Zwirn zum Nähen. Nicht auf dem Bild ist ein Mora Clipper, welches ich für lange gerade Kanten und zum Ausschärfen verwende (dazu später mehr) 3. Lederkanten bearbeiten:Nach dem Ausschneiden von dickerem Leder empfiehlt es sich, die Kanten etwas zu versäubern, da ansonsten die Hautseite später im Gebrauch hässlich ausfransen kann. Man kann das mit einem kleinen scharfen Messer tun, einfacher ist ein Kantenhobel, das o.g. Modell hat 6 Euro gekostet und beißt sich nur so ins Leder. Mit dem Falzbein werden die Schnittkanten poliert, man kann auch andere glatte Gegenstände dazu benutzen (Oz z.B. verwendete ein Whiskyglas :D ). Man sollte das auf jeden Fall mit allen dickeren Lederteilen vor dem Vernähen machen, hinterher kommt man nicht mehr so gut an die Schnittkanten heran. (es ist im Übrigen hilfreich, dickes Leder vor dem Verarbeiten anzufeuchten!!) 5. Schlitz herstellen:Zunächst wird der Schlitz angezeichnet, an den Enden wird mit einer Lochzange das Leder gelocht. Wer keine Lochzange hat, kann auch mit einem dünnen Messer vier Einstiche machen und so ein kleines Quadrat aus dem Leder schneiden. Der Versuch Löcher zu schneiden geht in die Büx :mrgreen: Der Schlitz wurde nun ausgeschnitten und von der Rückseite einseitig ausgeschärft (damit später keine Kante entsteht wo die Schlaufe durchgeführt wird) 7. VernähenEs gibt zig verschiedene Garne die sich für das Nähen von Leder eignen, es gibt fertig gewachste Kunstfaserzwirne, Kunstsehne, echte Sehne, Sattlerzwirn aber selbst dünnes Paketband mag halten. Abraten möchte ich von experimenten mit Angelschnur und Sekundenkleber: Wenn die Naht an einer Stelle kaputt geht, geht das komplette Werkstück aus dem Leim. Glatte Schnüre haben infolge mangelnder Reibung einfach keinen Halt in den Nähten. Darüberhinaus ist es nicht traditionell :lol: . Ich habe mich für festen Schusterzwirn entschieden: Auf dem Foto sieht man wie die Schnur gewachst wird. Das ist wichtig um dem Zwirn Stabilität zu verleihen und ihn vor Feuchtigkeit zu schützen. Darüberhinaus wirkt das Bienenwachs als Nahtdichter. Man kann auch Wachsbech nehmen, das gibt es schonmal beim Schuster des Vertrauens für lau ;) Genäht wird mit Ledernadeln und Sattlernaht (siehe hier und hier) Die Ledernadeln haben eine runde Spitze die verhindert dass man den Zwirn zerschneidet. Daher sollten auch keine Dreikantnadeln oder Ähnliches verwendet werden. Dicke Stoffnadeln eignen sich ebensowenig, da ihr Öhr leicht abbricht. Es ist iim Übrigen immer besser (wenn auch anstrengender) die Nahtlöcher zwischendurch mit der Ahle "aufzufrischen". Wenn man anfängt die Nadeln mit Gewalt (am Besten mit der Zange) durchzuziehen, wird man mit kaputten Nadeln und gerissenen oder ausgedünnten Fäden "belohnt". Oben auf dem Bild sieht man auch wie man anfangen sollte: Erst drei Nähte zurücknähen und dann in Nährichtung arbeiten. Den Zwirn sollte man nicht zu feste anknallen, denn dann entstehen unerwünschte Spannungen beim Zusammenziehen der Nahtlöcher, die Naht wird dann auch unsauber. Und immer dran denken: Nach fest kommt ab! Daher nur mit leichtem Zug die Naht straffen. Zum Schluss wird wieder mindesten 3 Löcher zurückgenäht. Wenn man den Faden ausreichend gewachst hat und man sicher ist dass das Leder sich wieder verschließt, braucht man keinen Knoten zu machen. Wenn man die Naht von der Rückseite nicht sieht, kann man aber auch den Oberfaden hinten mit einem Kreuzknoten sichern. Das war übrigens mein Arbeitsplatz den Tag: Unter dem freien Himmel arbeitet es sich am Schönsten und man sieht am Besten und man kann ruhig mit dem Kaffee kleckern und Lederreste fallen lassen und rauchen und all die Sachen machen die man im Haus nicht darf ;). Nach Vernähen der Schlaufenunterseite ist nun die Oberseite dran. Auch hier habe ich eine einfache Quadratförmige Naht benutzt. Ihr seht die bereits markierte Naht auf dem Deckelstück. Nun kann man das fertige Teil auf der Taschenrückseite aufnähen. Auch hier habe ich einen recht großen Nahtabstand gewählt, weil gerade das dünne Taschenleder zum ausreißen neigt wenn die Löcher einen zu geringen Abstand haben. 9. Nochmal Nähen:Habe ich oben vergessen ;) Die Vorderseite muss natürlich auch vorbereitet werden. Das dicke Lederstück dient als Verstärkung für den Beutel und als Aufnahme für den Taschenverschluss. Die vier Löcher für den Lederriemen habe ich sehr knapp bemessen, damit der Riemen aufgrund der Reibung schön fest sitzt. Vor dem Aufnähen sollte man den Riemen schon eingesetzt haben, hinterher geht das nicht mehr! 11. Riemenlöcher verstärkenDa der Verschlussriemen später sehr stark am Leder scheuert, empfiehlt es sich dünnes Leder mittels Ösen zu verstärken. Beim Setzen der Löcher muss auf die richtige Verteilung und Abstand geachtet werden: Nicht so:....O....O..|O...O........|O....O.........O Sondern so: .....O.....O.....|.....O.....O.....|.....O.....O..... ("|" steht für einen Lederstoß, O = Loch & .... = Leder ;)' |
2. SchnittmusterMan kann mittels Geodreieck auch direkt auf dem Leder die Schnittkanten vorzeichnen, es empfiehlt sich aber Schnittmuster in 1:1 zu erstellen, die man auf der Lederhaut auflegen kann um die benötigte Ledermenge zu ermitteln und den Verschnitt gering zu halten. Die Maße habe ich von ozhaggishead übernommen (siehe Link in meinem ersten Post). Man muss sich freilich nicht akribisch an die Maße halten, es ist nur wichtig dass die Tasche nicht zu wuchtig wird bzw. zu eng. 4. Ausschärfen:Im Gegensatz zu Oz habe ich keinen Schlitz als Gürtelaufhängung genommen, da mit eine Schlaufe stabiler erscheint. Damit die jedoch nicht allzudick aufträgt, muss man die Schlaufe zum Ende hin etwas ausschärfen. Im Schusterbedarf gibt es extra Ausschärfmesser, mit denen kann man auch dickes Leder bis auf "null" ausschärfen. Für meine Zwecke reichte jedoch ein scharfes Mora Clipper oder auch ein Opinel. 6. Naht markieren und VorstechenHier seht Ihr wie die Schlaufe später am Deckel befestigt wird. Wenn man eine Seite der Schlaufe hinter den Deckel führt, wird bei der späteren Benutzung die Naht weniger belastet als wenn man einfach eine Schlaufe auf das Leder aufnäht (gilt im Übrigen auch für Messerscheiden das Prinzip!! Daher wenn es geht immer die Reihenfolge: Riemen-Scheide-Riemen und nicht Scheide-Riemen-Riemen einhalten!!) Hier habe ich ein extra Markierrädchen verwendet, weil mir der Nahtabstand des Kopierrädchens als ungeeignet erschien. Die Nahtlinie wurde vorher mit Geodreieck und Ahle markiert. Ich habe nur jedes zweite Loch vorgestochen um die Naht nicht zu eng werden zu lassen. Ein zu enger Lochabstand perforiert das Leder und bildet Schwachstellen, daher versuche ich immer größere Nähte (hat also nix mit Faulheit zu tun ;) ) Auch beim Vorstechen des Leders sollte das Leder lelicht angefeuchtet werden. Altes Leder kann man gut einige Minuten in warmes (nicht heißes!) Wasser einweichen und leicht antrocknen lassen. Je nach Lederart (z.b. eichenlohgegerbtes Brandsohlleder) sollte man bis zur Vollendung ein komplettes austrocknen jedoch verhindern, da das Leder knüppelhart wird. Wenn man Pause macht, kann man die Lederstücke in eine Tüte packen. Als Unterlage zum Vorstechen benutze ich ein Brett aus Weichholz, das klappt astrein. Nachdem die Naht vorgestochen wurde, habe ich den Riemen in der späteren Position fixiert und die Nahtlöcher mit der Ahle übertragen. Mehrere Lederschichten sollten gerade bei dickem Leder NICHT komplett durchstochen werden, das Ergebnis sind meist unweigerlich schiefe Nähte. Auch von Kleben und Bohren wie man es oft liest halte ich nix, denn wenn das Leder weggebohrt ist, bleibt das Loch so wie es ist und kann die Naht später nicht einklemmen. Aus diesem Grunde bitte auch nicht komplett trockenes Leder vorstechen, denn auch dann schließen sich die Löcher nach dem Vernähen nicht vollständig!! 8. Vernieten:Um belastete Stellen zu verstärken empfiehlt sich der Einsatz von Nieten, in diesem Fall einfache Hohlnieten aus dem Baumarkt. Die Messingfarbenen Ösen oben drüber nehmen später den Lederriemen auf: Wenn man Nieten kauft, sind meist auch rudimentäre Nietwerkzeuge im Lieferumfang enthalten. Der Umgang damit ist sehr frickelig, eine Nietzange wo man die Nietköpfe reinsetzen kann hilft hier enorm weiter. Es geht aber auch ohne. Hier die Detailaufnahme der Gürtelschlaufe: 10. Zusammenfügen der Tasche:Nachdem das Taschenleder markiert und vorgestochen wurde, wird der erste Teil "auf links" vernäht. Bei dem Lederstreifen bitte unbedingt auf gerade Kanten und rechtwinklinge Abschlüsse achten da die Tasche sonst schief wird!! Man sollte auch beim Nähen immer auf der gleichen Seite anfangen. Den Streifen lieber etwas länger lassen und hinterher abschneiden. Auf dem obigen Bild sieht man unten links dass ich bei dem Lederstreifen einen "Sicherheits"-Zuschlag genommen habe und das Leder am Nahtabschluss erstmal nur eingekerbt habe. Abgschnitten wird der Rest wenn der Taschenkörper fertig ist. Nach dem Vernähen wird die Tasche gewendet (kleiner Exkurs: Früher wurden auch die Schuhe so hergestellt, dass heißt auf Links vernäht und anschließend gewendet. Daher stammt das Sprichwort: "Und andersrum wird ein Schuh draus!") 12. Das FinishZum Schuss werden noch die Feinheiten ergänzt: hier sieht man die Tasche mit dem Verschlussriemen und dem Deckelriemen: Zum Arretieren habe ich einen doppelten Kordelstopper benutzt (nicht gerade traditionell, aber hier imho sinnvoll damit man nicht ständig knoten muss!). Die Lederenden wurden mit blauen Glasperlen und Achtknoten verziert. Et voilá:PS: den Knebel habe ich aus einem Stück Pflaumenholz geschnitzt und mittels eines Lederriemens befestigt.. Zwischendurch habe ich den Beutel immer wieder mit Stiefelfett eingerieben damit das Leder schön geschmeidig und wasserresitent wird. D.h. mittlerweile sieht das Leder auch etwas dunkler aus als auf den Bildern. Ich habe mal für das amerikanische Forum ein Video eingestellt (daher auch das Video in englisch, ich bitte dies zu entschuldigen ;-) ) Siehe: http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=4MtHcGdYefI | |