Jagdstöcke Selbermachen: Unterschied zwischen den Versionen

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==Jagdstöcke Selbermachen==
 
==Jagdstöcke Selbermachen==

Aktuelle Version vom 23. April 2021, 13:27 Uhr

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Jagdstöcke Selbermachen

Schon längst hat Geiz als Hauptmotivation für das do-it-yourself ausgedient. Auch zur Herstellung eines so trivial erscheinenden Gegenstandes wie eines Jagdstockes gehört das richtige "Gewusst-wie".

Am Anfang erhebt sich die Frage nach dem geplanten Verwendungszweck, der die Dimensionen des Stocks vorgibt.

Bergstock

Ein echter „Bergstock“ überragt seinen Nutzer um bis zu einer halben Armeslänge und muss Körpergewicht plus Ausrüstung tragen; 35 – 40 mm Mittendurchmesser bei 210 cm Länge sind da durchaus normal. Eine Flachlandgeh- und Zielhilfe, an der gelegentlich angestrichen wird, darf ruhig weniger massiv und kürzer sein. Reicht der Platz im Fahrzeug etc. für einen durchgehenden Stock, oder muss der neue Jagdhelfer teilbar sein? Stahl- oder Gummispitze oder beides usw.

Material:

Nach wie vor dürfte die Haselnuss der üblichste Lieferant für Jagdstöcke sein, gefolgt von Esche, Schwarzdorn und den eher exotischen Hölzern wie Hartriegel, Kornelkirsche und …

Ein gerader Haselstock oder Eschenschössling ist noch vergleichsweise einfach auszumachen oder wird vorausschauend über das ein oder andere Jahr hinweg ausgesucht und zugeschnitten. Es empfiehlt sich die Beschaffung eines Vorrates, da es bei Trocknung, Finish und im Gebrauch zu Ausschuss oder Schwund kommt ….

Gerade Haselnuss, aber auch die Esche eignet sich in besonderer Weise für Verschönerungen. Dazu bringt man an im Frühjahr dem ausgewählten Stämmchen mit einer Säge etc. kleinere, bis auf das Kambium durchgehende, aber nicht durchtrennende Verletzungen bei. Insbesondere bei der Haselnuss kommen so reizvolle knorrige Narben in der borkenlosen Rinde zustande, die dekorativen wie praktischen Nutzen haben, weil der glatte Stamm dort griffiger wird. Die korrekte Positionierung dieser Verschönerungen am noch lebenden Objekt gestaltet sich jedoch knifflig.

Grundsätzlich lassen sich Stöcke jederzeit „ernten“, allerdings weisen erfahrungsgemäß nur die in der Saftruhe von Mitte Dezember bis Ende Januar Geernteten die kürzesten Trocknungszeiten und besten Materialeigenschaften auf.

Außerhalb dieser Zeit ist man gut beraten, bei abnehmendem Mond kurz vor Neumond zu ernten. Hier ist der Saftfluß geringer. Das Trocknen verläuft schneller, wenn ein im Saft stehender Stock nicht gleich geschnitten und entastet wird. Entweder man durchtrennt am Erntetag nur die Rinde und wartet ein paar Tage mit dem endgültigen Absägen, bis die grünen Pflanzenteile durch ihr Welken anzeigen, dass verfügbare Pflanzensäfte und Wasser ausgesaugt wurden. Alternativ dazu kann man auch ein paar belaubte Äste für ein paar Tage am geernteten Stock belassen. Die Rinde hat am Stock zu verbleiben, geschälte Stöcke trocknen zwar schneller, bleiben aber ohne entsprechende Behandlung sehr hell und extrem rissempfindlich in der Trocknungsphase.

Störende Seitenäste trennt man nahe am Stamm ab, ein kleiner Stummel sollte verbleiben. Dieser wird erst bei der endgültigen Fertigstellung abgeschliffen und nicht abgeschnitten – ein versehentlich auch nur geringfügig zu tiefer radialer Schnitt durchtrennt oberflächliche Längsfasern und erzeugt so eine Sollbruchstelle. Gerade Stöcke können dann gleich an einem luftigen, nicht zu warmen oder trockenen Ort ihrer Verwendung entgegen trocknen, stehend im Schatten an eine Schuppenwand gelehnt oder liegend auf ebener Unterlage. Zu schnelles Trocknen in der Sonne oder Zugluft führt zu Spannungen und damit Rissen im Holz.

Meist zeigt sich der künftige Begleiter als ein mehr oder minder krummer Hund, den es noch zu richten gilt. Holz ist ein Verbundwerkstoff aus den zugfesten Zellulosefasern und einem natürlichen Kitt, dem Lignin. Diese einmalige Kombination verleiht ihm seine besonderen Eigenschaften. Dauerhafte Formgebung bzw. Änderung der gewachsenen Form ohne dieses Gefüge zu schädigen, ist nur möglich, wenn sich die Faserstruktur samt eingelagertem Lignin in sich verschieben lässt. Durch Wässern oder Dämpfen weicht man die Struktur auf - Wässern erfolgt zweckmäßigerweise für einige Tage bis 2 Wochen in einem Fließgewässer. Zur Not tuts auch der eigene Pool, wichtig ist nur, dass der oder die Stecken nicht im eigenen Saft schmoren bzw. in einer allmählich veralgenden Brühe aus sich aufkonzentrierenden Holzinhaltsstoffen. Das Wässern erleichtert auch die anschließende Reinigung des Steckens; Algen, Moos, Flechten oder einfach auch nur anhaftende Rindenbestandteile lassen sich danach mit einem rauen Tuch oder vorsichtig mit einem Schleifvlies entfernen Ein gründlich gewässerter Stock lässt sich an den Krümmungsstellen einfach und gefühlvoll durch Biegen ausrichten.

Schneller wenn auch nicht ganz so schonend geht das Richten nach dem Dämpfern. Dazu hält man den frischen Stock mit der zu richtenden Krümmungsstellen 15 – 20 min in Wasserdampf (evtl. kleines Loch in den Topfdeckel bohren oder eine vorhandene Dampfaustrittsöffnung als Düse verwenden) und biegt den Stock dann übers Knie oder eine andere feste Unterlage. Rund bzw. ohne scharfe Kanten sollte so ein Biegewiderlager sein sein, damit das Holz hier keine Verletzungen erfährt.

Die Trocknung gerichteter Stöcke erfolgt senkrecht hängend und mit einem Gewicht am unteren Ende beschwert, um eine Rückstellung in den krummen Zustand zu verhindern. Nur ein ausreichend schweres Gewicht richtet die Fasern, „reckt“ den Stock und lässt ihn nach dem Trocknen dauerhaft gerade werden. Bei zu geringer Beschwerung federt der Stock nach dem Trocknen bei Entlastung wieder in eine mehr oder minder krumme Form zurück. Als Faustregel können je nach Holzart und Krümmung mehrere Kilo Last pro Quadratzentimeter Stockquerschnitt angesetzt werden – für einen Haselstecken von 3 cm Durchmessern sind 10 kg empfehlenswert. Um auch wirklich zentrischen Zug zu erzeugen, kann es sich empfehlen, je eine kleine Querbohrung an jedes Stockende anzubringen, durch die der Befestigungsdraht oder Schnur hindurchführt.

Unter guten Bedingungen, also nicht länger über 20°C und einer Luftfeuchtigkeit um/unter 60%, dauert die Trocknungsphase bis zur Weiterverarbeitung ein halbes bis ein Jahr. Schon während der Trocknung beginnt man mit der Ölbehandlung des Stockes; ein gelegentliches glättendes Abreiben mit einem Schleifvlies oder Edelstahlspülschwamm, gefolgt von einer Abreibung mit einem Leinöl-, Schaftol- oder Ballistolbenetzten Tuch reicht. Das aufgebrachte Öl reduziert zwar die Trockungsgeschwindigkeit, es erhält aber die Geschmeidigkeit der Rinde bzw. bewirkt beim Einziehen eine Verbesserung der mechanischen Holzeigenschaften. Besonders markant stellte sich dies dem Verfasser bei Schwarzdornstöcken dar – in der Trocknungsphase gut geölte Stöcke wiesen eine Rinde von der Konsistenz und dem „Touch“ von Leder auf und rissen nicht, im Gegensatz zu bei gleichen Bedingungen getrockneten ungeölten oder geschälten Stöcken.

Traditionalisten trocknen den Stock ohne Ölbehandlung und greifen dann zum Topf mit Leinöl bzw. Leinölfirnis. Leinöl bzw. Firnis ziehen – angewärmt und/oder mit Terpentinbalsam verdünnt - gut ins Holz ein und reagieren dort wie ein aushärtendes Harz, was wesentlich zur Verbesserung der Materialeigenschaften beiträgt. Ein satter Auftrag auf das trockene, leicht angeschliffene und entstaubte Holz bzw. die Rinde reicht; nach 24 h-igem Ablüften kann ein zweiter Auftrag erfolgen; hier muss der nicht einziehende Überschuss nach einigen Stunden mit einem Tuch o. ä. abgenommen werden, da sich sonst eine klebrige Schicht auf dem Stock bildet.

Der Verfasser konnte keine Qualitätsunterschied dahingehend feststellen, ob das Abschleifen der Astansätze vor oder nach dem Trocknen erfolgt. Durch den radialen Schwindungsprozeß des Holzes beim Trocknen stehen am fertig getrockneten Stock die Astkerne ein wenig vor; sie sind bei der endgültigen Fertigstellung nochmals abzuschleifen.

Das ist Spitze

Nicht jeder braucht eine Metallspitze an seinem Stock, der Bergjäger spöttelt gerne über das „Gamsklingeln“ oder „Gamsglocken läuten“, wenn der unerfahrene Bergstockführer die Metallspitze auf Stein stößt. Anderseits greift auch die in kochendem Leinöl gehärtete Spitze eines Kornelkirschstocks nicht in Eis bzw. erweist sich auf hartem oder gefrorenem Boden als nicht dauerhaft.

Eine einfache Spitze lässt sich aus einer Spax- oder Holzschraube mit Sechskantkopf herstellen. Dazu dreht man die Schraube in die Stirnfläche des leicht angespitzen, dicken Stockendes – eine Vorbohrung 1 – 2 mm kleiner als der Schraubendurchmesser verhindert ein Sprengen des Stocks hierbei. Ein stramm sitzender Ring um den zylindrischen Spitzenteil unterstützt dies ebenso. Der Gewindeteil muss vollständig im Holz verschwinden, Leim oder Silikonkitt stellt eine dauerhafte Sicherung der Schraube dar und verhindert das Eindringen Fäulnisbegünstigender Feuchtigkeit. Je nach Dicke der Schraube schneidet, schleift oder flext man dann so viel ab, dass ein ausreichend langer Dorn stehen bleibt, der auch noch zugespitzt werden kann.

Für leichte Stöcke eignen sich sog. Spazierstockzwingen aus vernickeltem Blech mit eingesetztem Dorn. Daneben bietet der Handel passgenau gefertigte Luxusvarianten aus Bronze, Schmiedeeisen oder Edelstahl oder Leichtgewichte aus Aluminium mit eingesetztem Stahldorn an. Diese Spitzen befestigt man nach dem passgenauen Einschnitzen des Stockes mit Querschrauben oder kleinen Spax. Grundsätzlich hat die Querschnittsvermindung konisch zu erfolgen, und nicht etwa mehr oder minder scharf abgesetzt. Aus Festigkeitsgründen empfiehlt es sich, die Spitze groß genug zu wählen, dass sie gerade über das entrindete Holz geht, und nicht den dicken Stock in eine winzige Spitze hinein zu schnitzen.

Wem die Drehbank fehlt, kann sich aus einem Rohrstück eine ganz passable Spitze schleifen und schweißen; dazu klinkt man ein Rohrstück das doppelt so lang wie dick ist an einem Ende so aus, dass eine dreizackige Krone entsteht. Die verbleibenden Dreiecke legt man aneinander und verschweißt sie innen und außen. An der Spitze lässt sich auch noch etwas Material auftragen, um eine Art Dorn zu erzeugen – der natürlich auch in Form einer Stahlschraube etc. angeschweisst werden kann. Mit etwas Schleifaufwand erhält man so eine mehr oder weniger rustikal aussehende Spitze.

Früher wurden die Spitzen heiß aufgesetzt, d. h. die geschmiedete Stahlspitze erhielt eine Hitze, die beim Aufsetzen auf den Stockschaft für ein ganz leichtes Verkohlen der Kontaktfläche sorgte. Die Kohle bzw. die entstehende minimale Menge Holzkohlenteer bewirkte einen dauerhaften Schutz vor Fäule, und die sich bei der Abkühlung zusammenziehende Spitze für festen Sitz. Solche Spitzen lockerten sich auch dann kaum, wenn das Holz trocknungsbedingt später noch ein wenig schrumpfte. Beim Ausstielen alter Werkzeuge oder Speere stellt man oft genug fest, dass der zur Sicherheit noch eingeschlagene Nagel längst abgerostet ist und noch maximal dekorativen Charakter hatte. Ein ähnlich dauerhafter und dichter Verbund zwischen Spitze und Schaft lässt sich heute etwas weniger traditionell mittels neutral vernetzendem Silikon (wie es der Schreiner oder Glaser zur Befestigung von Fensterscheiben in Holzrahmen verwendet) herstellen. Das acetatvernetzende Sanitärsilikon eignet sich nicht ganz so gut, weil die frei werdenden Essigsäurebestandteile zur Korrosion des Spitzenwerkstoffes führen können. Ähnlich wie das Aufsetzen der Spitzen erfolgt die Montage von Verschraubungen zur Herstellung zerlegbarer Stöcke.

Auf manchen Untergründen oder zur Geräuschvermeidung empfehlen sich Gummistopfen als Spitzen. Diese erhält man dort, wo es auch die Spitzen gibt oder etwa in Sanitätsfachgeschäften. Gummistopfen sollten immer über die Stahlspitze geschoben werden, aus Gründen der Verletzungsgefahr verbietet es sich, an einem Ende des Steckens die Metallspitze und am anderen die Gummispitze zu haben – es sollen schon Jäger in die eigene Stockspitze gerutscht bzw. gefallen sein …

Damit steht nur noch das Endfinishen an. Insbesondere Schwarzdorn oder Esche weisen erhabene Stellen, so genannte Astanläufe auf, wo Äste aus dem Stock wuchsen. Schleift man diese an –NICHT vollkommen eben – tritt das helle Holz zum Vorschein, was ein sehr schönes Dekor ergibt, wobei der hellere Hof des freiliegenden Holzes mit dem fast schwarzen Astkern in der Mitte und der umgebenden dunkelbraunen (Schlehe) bzw. grauen (Esche) Rinde reizvoll kontrastierten.

Um die Griffigkeit zu verbessern, verbietet sich ein völliges ebenschleifen der Astansätze, gerade bei nassen Händen oder mit Handschuhen bietet eine strukturiertere Oberfläche besseren Halt. Mit Schleifvlies oder einem Edelstahlgeschirrreiniger glättet man die Rinde endgültig, und die Behandlung mit Schaftöl oder Ballistol (die in den nächsten Tagen wiederholt wird bis der Stecken nichts mehr annimmt) schließt die Herstellung ab.

Seinen Stecken parkt man bei Nichtgebrauch am besten im Schatten, oder indoor in einem kühlen aber trockenen Vorratsraum o.ä. Zu warm oder trocken verwahrte Stöcke werden zwar leichter, büssen aber Flexibilität ein und werden u. U. sprödbrüchig. Ab und an gereinigt, nachgeölt und nicht sinnlos Regen oder Sonne ausgesetzt hat man so ein Unikat, dessen Gebrauchs- und Erinnerungswert mit den Jahren zunimmt. Und ein ganz persönliches Geschenk.

Bin zwar keine Holzprofi, aber:

Haselnuss ist gutes Universalholz und wird sehr leicht. Schwarzdorn findet man selten in der richtigen Länge und Geradheit. Ist schwer, aber geschliffen und geölt das schönste (und zäheste) Holz für diese Zwecke. Esche ist schwerer als Hasel, leichter als schwarzdorn, und mit Abstand das festeste Holz was Stecken und Stäbe angeht - nicht umsonst sind alte Lanzen, Bären-und Saufederschäfte aus Esche ... (Schösslinge, oder astfrei aus Stamm gespalten wg. ununterbrochenem Faserverlauf).

Was Wiki angeht, bin ich doof, aber so stands oder steht es demnächst in einer Jagdzeitschrift

Autor: therealsilencer