Bibernelle: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 10. März 2021, 13:18 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Bibernelle
Die Bibernelle gehört zur Familie der Doldengewächse. Unterschieden werden unter anderem die Große (Pimpinella major) und Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga). Gelegentlich wird auch der Kleine Wiesenknopf (Sanguisorba minor) als Bibernelle oder Pimpinelle bezeichnet.
Andere bekannte Namen:
Bockwurz, Bockspeterlein, Pfefferwurz, Pimpernell, Steinpeterlein
Botanischer Steckbrief
Die große Bibernelle kann bis zu 1 m hoch werden. Die kleine Bibernelle erreicht hingegen nur 50 cm. Ein bis zur Spitze entfernt beblätterter Stengel ist kahl, hohl und gefurcht. Erkennen können Sie die Bibernelle an den einfach fiederschnittigen Blätter, die sich gegenüberstehen. Der Rand der Einzelblättchen ist gesägt und sie sind ungestielt.
Kleinere zusammengesetzte Blätter befinden sich am Stengel. Oft unvollständig ausgebildete Blätter finden sich an der oberen Stengelhälfte. Dem Hauptstiel entspringen lange Blütenäste.
Die weißen oder rosa Blüten der Bibernelle sind in 5-12strahligen Dolden ohne Hüll- und Hüllchenblätter angeordnet. Während die beiden Arten sich deutlich in der Größe unterscheiden, sind die mittleren und unteren Blätter der Kleinen Bibernelle feiner zerschlitzt.
Achtung:
Es besteht Verwechslungsgefahr mit anderen giftigen Doldenblütlern wie z. B. der Hundspetersilie (Aethusa cynapium) und dem Giftigen (Cicuta virosa) bzw. dem Gefleckten Schierling (Conium maculatum), deren Blätter jedoch anders aussehen. Eine sorgfältige Bestimmung der Pflanzen wird unbedingt angeraten.
Vorkommen und Standort
In Mitteleuropa auf Wiesen, Gräben, Schutthalden und Ufern ebenso wie im Ödland und sonnigen, trockenen Hängen. Die Bibernelle bevorzugt kalkhaltigen Boden und ist ein Magerkeitszeiger.
Giftige Pflanzenteile!
Keine bekannt. Nebenwirkungen sind bei therapeutischen Dosierungen nicht zu befürchten.
Ernte und Aufbereitung
Stengel und Blätter können von April bis Juni roh als Erfrischung gegessen werden. (Verwechslungsgefahr mit anderen giftigen Doldenblütlern beachten). Junge Blätter sind ebenfalls als würzige Zutat in Crème fraîche oder Salaten gern gesehen. Ein besonderes Gemüsegericht ergeben die gegarten jungen Blätter.
Blüten eignen sich als Gewürz, Aroma zu Würzölen oder einfach nur als essbare Dekoration. Sie werden von Juni bis Oktober gesammelt und eignen sich ebenfalls zum aromatisieren von Bonbons, Gebäck und anderen Süßspeisen.
Früchte können im August und September geerntet werden. Als Gewürz z. B. bei der Herstellung von Kräutersalzen, sind sie unter anderem auch für eigene Essig- und Spirituosenzubereitungen geeignet. Weiterhin können die Früchte und Samen kandiert oder als Tee verwendet werden.
Die Wurzeln sind aber der am häufigsten verwendete Teil der Bibernelle. Empfohlen wird die Ernte von März bis April oder von September bis Oktober. Für die Lagerung empfiehlt sich eine schnelle Nachtrocknung im Ofen, nachdem sie von anhaftender Erde befreit, der Länge nach gespalten und zum Welken auf Bindfäden gereiht, 8 Tage luftig aufgehangen wurden.
Wenn der Boden im Winter nicht gefroren ist und man den Standort kennt, kann man die frischen Wurzeln auch in Gemüsesuppen verwenden. Der Vorteil: Die Ernte erfolgt von September bis ins Frühjahr.
Geschmack
Einen gurkenähnlichen Geschmack haben die Stengel und Blätter. Blüten und Samen hingegen wird ein erfrischendes und intensives herbsüßes Aroma nachgesagt. Sie duften verführerisch.
Medizinische Wirkung und Anwendung
Die getrocknete Wurzel wird auch heute noch in der pharmazeutischen Industrie verwendet um daraus Mittel gegen Bronchitis und Asthma herzustellen. Für einen Tee aus der Wurzel wird folgendes Rezept empfohlen: Ein gehäufter Teelöffel der zerkleinerten Wurzel mit ¼ Liter kaltem Wasser ansetzen und langsam bis zum sieden erhitzen. 1 Minute kochen und danach abseihen. Bei Bronchitis und Asthma 3x täglich 1 Tasse mit Honig gesüßt einnehmen. Ungesüßt kann man mit dem Tee gurgeln.
Auch sind die Linderung von Halsentzündungen bekannt. Dabei werden 30 Tropfen der Tinktur (Pimpinella tinctura) in ein Glas Wasser gegeben und damit gegurgelt. Die Flüssigkeit kann danach heruntergeschluckt oder ausgespuckt werden. Die Verwendung der Bibernell-Wurzel bei Magen- und Darmbeschwerden und Steigerung der Harnproduktion soll hier ebenfalls Erwähnung finden.
Weitere Anwendungen:
Häufig wiederkehrenden Halsenentzündungen begegnet man am besten mit der Zubereitung eines Tees unter der Verwendung folgender Zutaten:
1 Tl Bibernellwurzel + 1 Tl Kamillenblüten + ½ Tl Blutwurzel + ¼ Liter kaltem Wasser. Zubereitung wie oben angegeben. Ein gurgeln mit dem Tee sollte Linderung der Halsschmerzen bewirken.
In der Homöopathie wird die Tinktur Pimpinella alba aus beiden Arten der frischen Bibernelle-Wurzel hergestellt. Bronchitis, Kopfschmerzen, Ohrengeräusche, Magen- und Darmstörungen, steifem Nacken, Nasenbluten und Wirbelsäulenbeschwerden gehören zu den wichtigsten Anwendungsgebieten, dass dann in der Potenz D1 bis D6 verwendet wird.
Die kleine Bibernelle wirkt außerdem adstringierend, blutreinigend, blutstillend, entzündungshemmend, harntreibend, schleimlösend, schweißtreibend und wird als natürliches Antibiotikum verwendet.
Historische Verwendung
J. Th. Tabernaemontanus berichtete 1588 erstmals über die Bibernelle. Seinerzeit gab es nach seinen Aussagen kein besseres Heilkraut. Bekannt sind weiterhin die Verwendung bei Asthma, Gicht, Heiserkeit, Husten, Nieren- und Blasensteinen, Menstruationsstörungen, nervösem Herzklopfen, Sodbrennen, Verdauungsstörungen und Wassersucht.
Auch Sebastian Kneipp verwendete die Bibernelle zur Reinigung der Lunge, Blase und Niere, bei Rheuma und zur Behandlung von Nierenentzündungen und Nierensteinen.
Otto Brunfels nannte die kleine Bibernelle auch Pestwurzel und schrieb in seinem Buch von 1532: „Bibernell treibt das pestilenzische gyfft von dem hertzen.“ Aber auch gegen Cholera wurde die kleine Bibernelle bereits um 1611 als Heilkraut genutzt.
Aus dieser Zeit stammt auch der Ausruf: „ Eßt Knoblauch und Bibernelle, dann sterbet ihr nit so schnelle“.
Eine weitere Verwendungsmöglichkeit wurde ebenfalls überliefert, aber nicht bestätigt: Um das Herz seiner Angebeteten zu erobern, musste ein junger Mann ihr damals heimlich eine Bibernellenwurzel in die Tasche stecken.
Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl (bis zu 0,6% im getrocknetem Kraut), Flavonoide, Gerbstoffe, Saponine (etwa 1%), Polyacetylene, Cumarine