Allgemeines zur Kälte: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 21. März 2021, 17:41 Uhr
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Inhaltsverzeichnis
Der Mensch benötigt Wärme
Die Körpertemperatur eines Menschen beträgt normalerweise zwischen 36- 37 Grad Celsius. Auf Abweichungen von dieser Temperatur reagiert der Körper bei Überhitzung durch Schwitzen und bei Unterkühlung durch Zittern. Kann der Körper die notwendige Körpertemperatur nicht wieder herstellen stellt sich eine Unterkühlung ein. Eine akute Unterkühlung tritt durch Lawinenverschüttung oder das Eintauchen in kaltes Wasser ein. Die Symptome bilden sich innerhalb von 6 Stunden aus. Eine subakute Unterkühlung entsteht z.B. beim Bergsteigen, bei längerem Aufenthalt in 15 - 18 Grad warmen Wasser oder bei tiefen Lufttemperaturen. Die Symptome entstehen in 6- Stunden.
Es werden drei Unterkühlungsgrade unterschieden:
1. Grad: Körpertemperatur 36,5 - 34 Grad: Symptome: Bewusstseinsklar, Kältezittern, Schmerzen in Extremitäten und Genitalien, Puls und Blutdruck erhöht oder normal.
2. Grad: Körpertemperatur 34 - 27 Grad: Stufenweiser Bewusstseinsverlust, kein Kältezittern, keine Schmerzen.
3. Grad: Tief bewusstlos, geringe Atembewegungen, kein peripherer Kreislauf mehr, d.h. Arme und Beine werden nicht mehr durchblutet.
Todesursache ist meist Herzversagen. Bewusstlosigkeit mit Verlegung der Atemwege. Atemstillstand bei 16 - 20 Grad Kerntemperatur, d.h. Temperatur im Körperinneren.
Die Gefahr durch Unterkühlung beginnt schon bei Temperaturen über 0 Grad Celsius. Bei plus 5 Grad Celsius besteht die Gefahr des Todes durch Unterkühlung für Erschöpfte, Kranke, Betrunkene, vorgeschädigte ältere Personen, Säuglinge und Kleinkinder. Zusätzlich zur Kälte ist der Wind eine Gefahr. Der tatsächliche Wärmeverlust ergibt sich dabei aus Temperatur und Windgeschwindigkeit.
Die Gefahr der Auskühlung ist höher als allgemein angenommen.
Soweit es möglich ist, ist deshalb möglich schnell ein Schutz vor dem Wind zu suchen.
Erfrierungen
Es werden drei Erfrierungsgrade unterschieden:
1. Grad: Die Kälte führt zur Hautrötungen und Gefühllosigkeit.
2. Grad: Die Kälte führt zur Blasenbildung auf der Haut.
3. Grad: Die Kälte führt zum Absterben der Hautschichten.
Entweder in trockener Form (Mumifizierung),wobei die zunächst harte und weiße Hautregionen sich nach und nach schwarz färben oder als Blutungen, die zu Geschwüren werden.
Als erste Maßnahmen bei der Gefühllosigkeit der Haut oder eines Köperteiles ist die Blutzirkulation durch Reiben, nie mit Schnee, wieder herzustellen und/oder Wärme zuzuführen. Dieses kann bei gefühllosen Fingern durch den warmen Handschuh eines anderen oder durch Körperwarme eines anderen erfolgen. Frostbeulen sind vor Schmutz und vor weiteren Druck zu schützen. Frostbeulen sind oft an den Füßen zu finden.
Sonst ist wie bei Erfrierungen 1. Grades zu verfahren.
Bei Erfrierungen 3. Grades ist unbedingt ärztliche Hilfe erforderlich. Bei dem Auftauen der schon abgestorbenen Körperteilen beginnen die Nerven wieder den Schmerz zu leiten. Durch das Auftauen wird die Durchblutung in dem Bereich zwischen abgestorbenen Gewebe und dem ungeschädigten Gewebe in Gang gesetzt.
Dieses führt in kurzer Zeit zu einer Blutvergiftung und ohne Behandlung zu Tode des Betroffenen.
Schutz vor Unterkühlung und Erfrierungen Der Mensch ist ein Tier ohne Pelz. Der Schutz vor Temperaturverlust muß deshalb durch Bekleidung erfolgen. Die Bekleidung soll vor Wärmeverlusten schützen. Dabei wärmt nicht die Kleidung, sondern die in der Kleidung eingeschlossene warme Luft. Die Kleidung besteht dabei aus einer Schicht, die die warme Luft speichert und einer äußeren Schicht, die vor dem Eindringen von Wind schützt. Bei Kälteschutzbekleidung, z.B. wattierte Jacken und Hosen, Daunenjacken und Hosen, Jacken mit Teddypelz u.ä. , sind beide Komponenten in einem Kleidungsstück vereinigt. In Notsituationen sind solche speziellen Kleidungsstücke meist nicht vorhanden. Dort sind deshalb die Komponenten von einer wärmespeichernden Schicht und einer äußeren Schicht getrennt herzustellen. Beispiele für diesen Aufbau sind bei Händlern auf dem winterlichen Wochenmarkt und bei den letzten noch existierenden Berbern zu finden.
Die vor Kälte zu schützenden Körperbereiche sind in Brust-und Bauchbereich, Kopf, Arme und Beine einzuteilen. Der Kopf gibt ungefähr 30 % der Körperwärme ab. Gefährdet sind an ihm die Nase und die Ohren. Die Arme sind durch die Feingliedrigkeit der Finger gefährdet. Die Beine sind durch den Kontakt der Füße mit dem kalten Untergrund, z.B. Eis, Schnee, gefährdet.
Schaffen einer Notbekleidung
Oberkörper
Als erstes muß eine Isolierschicht hergestellt werden. Diese kann durch das Anziehen eines Wollpullovers geschehen. Es hat sich herausgestellt, dass zwei dünne Pullover meist besser Isolieren als ein dicker Pullover. Dabei sollte das übergezogene Kleidungsstück immer etwas Größer sein als das vorhergehende Kleidungsstück. Vor allem darf die Bekleidung nie den Blutkreislauf einschränken, da bei eingeschränkter Durchblutung Kälteschäden noch schneller eintreten. Im Krisenfall ist zu schauen war an wärmenden Materialien vorhanden ist. Dies kann ein Flanelhandtuch sein. Es kann auch unter die Jacke geschobenes Heu oder Stroh sein. Hilfreich können auch Isoliermaterialen aus Polsterungen sein, die in aufgegebenen PKW`s, Flugzeugwracks o.ä. zu finden sind.
Eine windabweichende Schicht kann schon mit einem Blatt Zeitungspapier erreicht werden, das unter die obere Bekleidung geschoben wird. Ein Blatt Zeitungspapier läßt kein Eiskristall durch.
Als obere windabweichende Schicht ist durch fast alles herzustellen, was winddicht ist. Es kann ein Papiersack sein, in den Löcher für Kopf und Arme geschnitten sind. Geeignet sind auch Plastiksäcke, die übergezogen werden.
Denken Sie daran, was Sie sagten, als sie im Fernsehen den Mann sahen, der einen Krieger aus der Zeit der Völkerwanderung darstellte. "ie Hosen hat der wohl aus zwei alten Säcken genäht und die Weste war der Bettvorleger seiner Schwiegermutter".
Kopf
Der Kopf ist ebenso zu schützen. Es kann ein um den Kopf gezogenes Tuch sein, ein Schal oder ein Kinderpullover. Ein großes Stück Stoff kann so gebunden werden, dass Stirn, Ohren und Hals auch noch geschützt werden. Als Beispiel für die Tragweise können die auf Wochenmärkten vielfältig vertretenen Formen der Tragweise auf Wochenmärkten studiert werden. Darüber kann gegebenenfalls eine windabweichende Schicht geschaffen werden.. Auch hier ist alles in Erwägung zu ziehen. Eine Einkaufstüte mit eingeschnittenen Sehschlitzen, ein Kissenbezug, usw.
Besonders stark ist der Wärmeverlust über den Kopf für Helmträger. Um dieses zu vermeiden ist bei allen Helmen, z.B. Schutzhelmen, Gefechtshelmen, besonders wenn aus Stahlt, zwischen Helm und Innenhelm, eine Isolierschicht einzulegen. Das Material kann Pappe aus Verpflegungspackungen, Filz aus Versorgungskisten, Watte aus Sanitätsbeständen o.ä. sein. Unter Helmen ist auch schon bei geringen Windgeschwindigkeiten ein starkes Ziehen zu verspüren. Der Wärmeverlust kann durch ein Stofftuch zwischen Kopf und Innenhelm vermindert werden. Dazu kann ein Dreieckstuch aus dem Verbandskasten, ein Kopftuch, einfach alles, was ein nicht zu dickes Tuch ist, verwendet werden.
Hände
Die Hände sind durch Socken, Strümpfe oder mit Lappen zu schützen. Als Schutz ist auch ein Muff geeignet. Dieser kann durch das Zusammenrollen eines geeigneten Stoffes oder Kleidungsstückes geschehen. Zum Zusammenhalten kann diese Rolle mit Band oder Stoffbahnen umwickelt werden. Durch die Mitte der Rolle wird ein Band oder eine Stoffbahn gezogen, damit der Muff vor dem Bauch getragen werden kann.
Füße
Wichtig ist der Schutz der Füße, da sie uns die Mobilität geben, die uns das Erreichen eines sichereren Ortes ermöglichen. Lederschuhe, egal ob Halbschuh, Wanderschuh, Schnürschuh oder Stiefel, schützen vor Nässe und vor mechanischen Beeinträchtigungen des Fußes. Leder wärmt nicht! Auch wärmt ein weiteres Paar Socken nicht, wenn dadurch der Fuß eingeengt wird. Durch die Einengung des Fußes wird die Blutzirkulation beeinträchtigt und ein Kälteschaden wird noch früher möglich.
Ein Winterschuh sollte so groß sein, dass er auch mit einer dicken Einlegesohle und einen Paar Tennissocken und darüber gezogenen dicken Wollstrümpfen nach einen langen Einkaufssonnabend noch bequem zu tragen ist. Günstig ist es ein zweites Paar Tennissocken mitzuführen. Dazu wird jeweils eine Socke links und rechts um das Bein gewickelt und der Strumpf darüber gezogen. So ist immer ein Paar trockene Socken vorhanden, und die feuchten Socken können so auch getrocknet werden. Wichtig ist also erneut die Isolierschicht.
Wenn keine anderen Schuhe zu erhalten sind, was in Krisensituationen meist so ist, so sind die Schuhe vor der Kälte und Nässe zu schützen. Dafür ist etwas über die Schuhe zu ziehen. Das kann ein Sack oder eine Kunststofftüte sein. Es kann auch ein um den Schuh gebundenes Tuch sein. Darin kann wiederum Isoliermaterial gefüllt werden, um den Fuß weiter vor Kälte zu schützen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Wenn ein Paar größere Schuhe zu erhalten sind, sind diese von innen zu isolieren. Die Einlegesohle kann aus Pappe, Papier, einem Stück Teppich o.ä. bestehen. Der Schuh kann mit Heu oder Stroh, Dämmstoffen aus Innenverkleidungen o.ä. isoliert werden. Zusätzlich zu den Strümpfen oder als Strumpfersatz können Fußlappen um den Fuß gelegt werden. Dazu sind Stoffe aus weichem Stoff am besten geeignet. Wichtig ist dabei, dass sich dabei keine Falten bilden, da am solchen Stellen die Blutzirkulation beeinträchtigt wird.
Säuglinge und Kleinkinder
Säuglinge sind Menschen von Zeitpunkt der Geburt bis zur Vollendung des 1. Lebensjahres. Die Gefahr für sie besteht durch den Umstand, dass sie auch bei ausreichender Ernährung nicht von sich aus durch Bewegung der Muskeln den Wärmeverlust durch die Kälte auszugleichen. Zusätzlich sind die feuchten Windeln eine weitere Ursache für den Wärmeverlust. Die notwendige Wärme muß deshalb von außen zugeführt werden. Wärme kann durch unmittelbaren Körperkontakt zugeführt werden. Dazu müssen der wärmespendende Mensch und der Säugling von einer Isolierschicht umgeben sein. Bei dem Vorhandensein einer Wärmequelle, z.B. ein Feuer, können an ihr Steine gewärmt werden und um/unter den Säugling gelegt werden. Kleinkinder sind Menschen vom vollendeten 1. Lebensjahr bis zum vollendeten 6. Lebensjahr. Kleinkinder sind im Normalfall körperlich höher belastbar als gewöhnlich angenommen. Die Gefahr für sie besteht darin, dass ihre körperlichen Reserven gering sind. Unumgänglicher Wärmeverlust ist deshalb möglichst durch die Zuführung von Nahrung auszugleichen. Wärmeverluste sind wie bei erwachsenen Menschen zu vermeiden.
Zusammenfassung In einer Krisensituation ist nur danach zu fragen, welches Material zur Verfügung steht. Meist ist es viel mehr als wir es um vorher vorstellten. Die US-Armee hat die Lösung von Problemen unter den Begriff KISS zusammengefasst: Keep it simple, stupid. Es ist wichtig, den nächsten Tag zu erreichen, nicht perfekte Lösungen zu erdenken. Du wirst den nächsten Tag erleben. Schließlich haben andere unter noch schlechteren Bedingungen mit noch viel weniger überlebt.
Nachbemerkung
Das Überleben kann von der Bekleidung einer Leiche abhängen. Die Leiche benötigt die Kleidung nicht mehr, aber sie kann ein Leben retten. Ein Problem bei niedrigen Temperaturen, d.h. Minus 15 Grad und niedriger ist, dass jede Leiche binnen weniger Stunden zu einen Eisblock erstarrt ist. Die Kleidung kann ihr nur abgenommen werden, wenn sie vorher aufgetaut wird. Meist fehlt dazu die Zeit und die Wärme.
Bei der Beschaffung von Schuhen von einer tiefgefrorenen Leiche sind Schnürschuhe meist noch zu entfernen. Ein Problem ergibt sich bei Stiefeln. Bei Filzstiefel haben sich in der Praxis zwei Methoden durchgesetzt:
Bei der ersten Methode wird der Stiefel hinten am Schaft so weit aufgeschnitten, bis sie vom Fuß zu ziehen sind. Der Schaft ist wieder zusammenzunähen, oder - wenn dieses nicht möglich ist - mit Stoffstreifen zu umwickeln.
Für die zweite Methode sind ein warmer Platz und eine Säge erforderlich. Die Beine sind dafür unter dem Knie abzusägen. Die Stiefel mit den abgesägten Beinen werden danach solange an einen warmen Ort gestellt, bis die Beine getaut, und aus den Stiefeln zu ziehen, sind.
Autor: Gulo.Gulo
Quelle: http://www.yggdrasil-forum.at/wiki/index.php/K%C3%A4lte