Zündmittel: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 20. März 2021, 11:37 Uhr

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SPRENGKAPSELN

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Die seit A. Nobel bekannten Sprengkapseln (früher Zündhütchen genannt) sind Zündmittel, die sehr geringe Mengen eines sehr empfindlichen Initialsprengstoffes in einer gegen mechanische Einflüsse abschirmenden Hülse enthalten, wodurch der sich nicht transportable, äusserst gefährliche Stoff handhabungssicher wird.

Die moderne Sprengkapsel für gewerbliche Zwecke enthält in einer Hülse aus Metall, meist Kupfer oder Aluminium, einen flammenempfindlichen Initialsprengstoff, z.B. Quecksilberfulminat ( nur bei Kupfer- und nicht bei Aluminiumkapseln verwendbar, wegen der Bildung von Al-Amalgam) Bleiazid oder Mischungen von Bleiazid mit anderen Initialsprengstoffen, und eine darunter befindliche Ladung eines energiereichen Sekundärsprengstoffes, z.B. Tetryl, Nitropenta oder Hexogen. Die Initialladung ist meist mit einem gelochten Innenhütchen abgedeckt, um einerseits das Ausrieseln von Sprengstoff zu verhindern, andererseits der Zündflamme den Zutritt zum Initialsprengstoff zu ermöglichen. Die Sprengladungen sind sehr stark verdichtet und füllen die Metallhülse nur zum Teil, so dass ein Teil der Hülse frei bleibt. In diesen Leerraum wird zur Zündung eine Schwarzpulverzündschnur (siehe unten) eingeführt und mit einer Spezialzange durch Ankneifen befestigt.

Zur Zündung von Sprengkapseln können auch elektrische Zünder ( siehe unten) benutzt werden, die entweder locker auf die Sprengkapsel aufgesteckt oder bereits im Herstellerwerk fest mit den Sprengkapseln verbunden werden. In der letzten Form werden auch Sprengkapseln mit genau einstellbarer Verzögerung geliefert.

Die Initiierfähigkeit der gewerblichen Sprengkapseln ist genormt und wird mit Zahlen von 1-10 angegeben. Die gebräuchlichste Sprengkapsel ist N° 8.

Für besondere Zwecke besteht die Sprengkapselhülse aus thermoplastischem Werkstoff. Für militärische Zwecke werden für Sprengkapseln anstelle der flammenempfindlichen Initialsprengstoffe stichempfindliche (tetrazenhaltige) Sätze verwendet.

SPRENGSCHNUR

Für Sprengungen, bei denen ausgedehnte Sprengstoffmengen gezündet werden müssen, z.B. bei Kammerminen, benutzt man gern die Sprengschnur, um ein möglichst gleichzeitiges Detonieren des gesamten Sprengstoffs einer Kammer oder mehrerer Kammern hintereinander zu erreichen. Im Prinzip handelt es sich bei der Sprengschnur (auch Detonationsschnur) um eine gestreckte Sprengstoffladung von unbegrenzter Länge, die es gestattet, eine Detonation von einem Ausgangspunkt zu einem anderen Punkt ohne nennenswerte Verzögerung zu übertragen. Die Sprengschnur besteht aus einer gedrehten oder gewirkten Schnur von etwa 5-6 mm Stärke aus Textil- oder Kunstfasern, die eine Seele aus Sprengstoff, meist Nitropenta, enthält, und sich mit einer Sprengkapsel zur Detonation bringen, wobei sich die Detonation mit ca. 7000 m/s fortpflanzt.

SCHWARZPULVERZÜNDSCHNUR

Schon seit langer Zeit benutzte man zum Zünden von entflammbaren Stoffen Lunten; sie bestanden zunächst aus salpetergetränkten Baumwollfäden, später (seit Einführung des Schwarzpulvers) aus mit Leim bestrichenen und durch Schwarzpulver gezogenen Fäden und sind heute gedrehte oder gewickelte Schnüre mit einer Seele aus Schwarzpulver (Einstellen der gewünschten Zusammensetzung siehe Kapitel Schwarzpulver). Die Zündschnüre haben die Aufgabe, eine Zündung aus sicherer Entfernung auf einen zündfähigen Stoff oder mit einer durch die Länge der Zündschnur einstellbaren Verzögerung zu übertragen. Sie werden zum Schutz gegen Feuchtigkeit mit einem Teer oder thermoplastischen Überzug versehen.

ELEKTRISCHE ZÜNDER

Im Prinzip handelt es sich hierbei um die Entzündung von leicht zündbaren Stoffen (z.B. Bleisalze der Nitrophenole) durch die beim Stromdurchgang entstehende Wärme. Man unterscheidet zwischen Brückenzündern, bei denen der Stromübergang durch einen Glühdraht erfolgt, der unmittelbar von leicht zündbaren Stoffen umgeben ist, und Spezialzündern, bei denen mehr oder weniger leitfähige Stoffe im Zündsatz selbst die Stromleitung übernehmen.

Beide Typen werden mit elektrischen Leitungsdrähten sowie Stopfen aus thermoplastischem Material oder Gummi versehen, mit Sprengkapseln ohne oder mit Verzögerungszünder durch Anwürgen feuchtigkeitsdicht verbunden oder unter Verwendung einer Verbindungshülse auf offene Sprengkapseln lose aufgesteckt.

Wasserzünder

Dieser Zünder ist geeignet für Zündung mit Wasser, z.B. durch Regen oder Blumengießen. Man legt die Mischung auf den Sprengsatz und wartet darauf, daß sie naß wird. Für die Bengalmischung braucht man Zinkstaub, Ammoniumnitrat und Ammoniumchlorid.Man mischt 50% Zinkstaub, 10% Ammoniumchlorid sowie 40% Ammoniumnitrat. Man muß sich genau an das Verhältnis halten, ansonsten funktioniert die Mischung nicht. Das Gemisch brennt mit grün-gelber Flamme ab, wenn es naß wird.

Säurezünder

Eine Mischung aus Natriumchlorat und Zucker im Verhältnis 1:1 fängt auf der Stelle an zu brennen, wenn man hochkonzentrierte Schwefelsäure darauf tropft. Nun kann man ein Röhrchen machen, daß mit einem Material verstopft ist, welches von der Säure aufg elöst wird. An einem Ende füllt man die Säure ein, am anderen den Brandsatz. So erhält man einen einfachen Zeitzünder.

Als geeignet erwiesen hat sich Schaumstoff, welcher gut dosierbar innerhalb einer bestimmten Zeit von der Schwefelsäure zersetzt ist.

Dimanganheptoxid

Diese ölige Flüssigkeit ist ein starker Sauerstoffspender. Man erhält sie, indem man Kaliumpermanganat bis zur Sättigung in konzentrierter Schwefelsäure löst. Schüttet man das Öl auf organische Stoffe, werden diese augenblicklich verkohlt. Benzin, Azeton und andere brennbare Flüssigkeiten fangen sofort an zu brennen, wenn sie damit in Berührung kommen. Um eine Brandbombe zu zünden, sprengt man einfach mit einer kleinen Bombe einen Behälter mit Benzin und einen mit Dimanganheptoxid zusammen in die Luft.

Phosphorzünder

Man stellt weißen Phosphor her und löst diesen in Kohlendisulfid. Der Sprengsatz wird in einer brennbaren Masse, z.B. Schwarzpulver, gebettet, dann die Phosphorlösung darübergeschüttet. Das Kohlendisulfid verdampft, der weiße Phosphor bleibt zurück und entzündet sich an der Luft, das Pulver entzündet sich und der Sprengsatz explodiert.

Glühdrahtzünder

Für diesen Zünder benötigt man ein Streichholz, ein paar Zentimeter dünnen Widerstandsdraht und eine Batterie. Man wickelt den Draht um den Kopf des Streichholzes und steckt dieses dann in die zu zündende Ladung. Den Draht verbindet man dann mit dem Zündkabel und in sicherer Entfernung das Zündkabel mit der Batterie. Der Draht fängt an zu Glühen und der Streich holzkopf brennt ab. Dieser wiederum zündet den Sprengstoff.

Bei den Peroxidsalzen und anderen empfindlicheren Verbindungen genügt es auch, einfach den Glühdraht in die Sprengladung zu stecken, das Streichholz ist dann überflüssig. Der Draht schmilzt innerhalb von wenigen Sekunden hellrot glühend durch. Als Zündstromquelle nimmt man am besten einen stärkeren Akkumulator, da man einen hohen Kurzschlußstrom braucht, der von einem Akkumulator besser aufgebracht wird, als von einer gleich starken Batterie. Desto dünner der Glühdraht, desto geringer sind die Ansprüche an die Stromquelle.

Glühbirnenzünder

Im Prinzip wie oben, aber statt eines Konstantandrahtes nimmt man eine kleine Glühbirne, die mit der zur Verfügung stehenden Zündspannung hell brennt oder gar durchglüht, und schlägt den Glaskörper ab, ohne den Glühfaden zu verletzen (was eine Heidenarbeit sein kann). Setzt man nun die ehemalige Glühbirne unter Spannung, verbrennt der glühende Draht und kann die Ladung zünden.

Blitzbirnenzünder

Genau wie 2., aber anstelle der Glühbirnen nimmt man Blitzbirnen, die von einer Batterie elektrisch ausgelöst werden. Diese Birnen enthalten Magnesium, daher werden sie sehr heiß. Man kann mit ihnen sogar Schwarzpulver zünden, wenn dieses staubtrocken ist. Blitzbirnen zünden schon mit Knopfzellen.

Zeitzünder (biologisch)

Man füllt ein kleines Gefäß mit Trockenerbsen oder Bohnen und mit Wasser auf, so daß noch wenige Millimeter bis zum Rand Platz ist. nun legt man eine Kontaktplatte auf die Bohnen ins Gefäß und auf den Gefäßrand zwei Elektroden, die Batterie und Blitzbirne miteinander verbinden. Die Bohnen oder Erbsen quellen auf und schließenden Kontakt. Die Zeit bis zum Schließen des Kontakts hängt von der Gefäßgröße, Wasser- und Bohnenmenge etc. ab. Man macht am besten eine Versuchsreihe mit identischen Gefäßen.

Lichtzünder (Solarzünder)

Man nimmt anstelle einer Batterie eine kleine Solarzelle, um die Blitzbirne zu zünden. Sobald genug Licht (Morgendämmerung, Zimmer beleuchtung, Lampe, ...) auf die Solarzelle fällt, wird gezündet. Die Zündhelligkeit läßt sich durch Zwischenschalten eines Widerstandes variieren.

Zeitzünder (mechanisch)

Man montiert Kontakte entweder an Zeigern und Zifferblatt eines Weckers oder an dem Aufziehschlüssel der Alarmglocke. Haben die Zeiger die richtige Stellung erreicht oder klingelt der Wecker, wird der Zündkontakt geschlossen.

Zeitzünder (elektrisch - 1)

Man nimmt eine Digitaluhr und entfernt den Piezolautsprecher. Die Anschlüsse nimmt man, um einen Transistor oder OP zu schalten, der zündet. Man stellt den Alarm ein und statt zu piepsen, knallts.

Zünder für Brief- und Paketbomben (USBV)

Bei Briefbomben stellt sich das Problem,wie man den Zünder konstruieren soll, damit die Post beim Öffnen explodiert. Eine simple Lösung dafür ist ein Fototransistor. Man schaltet ihn so, daß er bei entsprechendem Lichteinfall eine Batterie auf eine Blitzbirne durchschaltet. Man verwendet einen UV-empfindlichen Transistor und macht die Sendung bei Rotlicht (z.B. im Fotolabor) scharf und verschließt sie.

Schwarzpulverlunten

Schwarzpulverlunten erhält man dadurch, daß man Schwarzpulver in brennbare Hüllen wickelt. Dazu nimmt man zum Beispiel Toilettenpapier. Diese Lunten brennen relativ schnell ab. Die Lunten von Sylvesterknallern sind in der Regel Schwarzpulverlunten. Sie sind feuchtigkeitsempfindlich und brennen nicht mehr, wenn sie naß sind. Beim Drehen sollte man darauf achten, das das eingedrehte Pulver gleichmäßig verteilt ist. Dem kann man auch nachhelfen, in dem man das Papier, in das man das Pulver eindreht, mit einer dünnen Kleberschicht einstreicht.

Lunten aus Wunderkerzen

Wunderkerzen eignen sich wunderbar als Lunten. Wenn eine einzige Kerze nicht ausreicht, legt man mehrere so hintereinander, daß sie sich berühren oder man verbindet sie mit Klebeband fest miteinander. Da sie mit sehr hoher Temperatur brennen, haben sie zudem den Vorteil, viel Zündenergie zur Verfügung zu stellen.

Nachteil:

Sie sprühen in ziemlichem Radius Funken. Nur verwenden, wenn beim Anzünden kein Funken die Sprengladung treffen kann. Das Sprühen kann man dadurch vermeiden, daß man die Wunderkerzen in Röhrchen legt oder ganz mit Klebeband umwickelt. Sie brennen auch ohne mit der Luft in Berührung zu kommen. Allerdings entsteht ein heißer Gasstrom aus dieser Hülse heraus, und so sollte man darauf achten, daß der Gasstrom nicht gleich nach dem Anzünden der Lunte in den Sprengkörper strömt, sonst kann dieser gezündet werden.

Magnesiumband

Eine teure, aber bei jedem Wetter funktionierende und auch naß noch brennende Lunte ist Magnesiumband. Einziger Nachteil: es erzeugt starken Lichtschein beim Brennen.

Salzpapiere

Papier, das mit einer Lösung von Kaliumnitrat in Wasser getränkt und getrocknet wird, eignet sich als einfache Zündschnur. Anstelle von Kaliumnitrat kann auch Kaliumchlorat oder -dichromat verwendet werden.

Autor: Christian Letsch