Wettersprengstoffe

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WETTERSPRENGSTOFFE

In den meisten Kohlengruben tritt neben Kohlenstaub, der bei Aufwirbelung mit Luft und genügend starker Zündung Kohlenstaubexplosionen verursachen kann, auch Methan auf, das in Mischung mit Luft die schlagenden Wetter bildet. Da die Gesteinsprengstoffe sowohl schlagende Wetter als auch Kohlenstaub zu zünden vermögen, hat man sogenannte Wettersprengstoffe entwickelt, die bei sachgemässer Anwendung einen hohen Grad an Sicherheit aufweisen. Diese Sprengstoffe zeichnen sich durch niedrige Explosionstemperaturen und geringe Detonationsgeschwindigkeit aus. Um dies zu erreichen, muss man zwangsläufig die Energie erheblich herabsetzen.

Die Prüfung der Wettersprengstoffe gegen Grubengas und Kohlenstaub wird in der sogenannten Versuchsstrecke vorgenommen, die aus einem Stahlrohr von etwa 2m2 Querschnitt und 20m Länge besteht. Am geschlossenen Ende kann mit einem Papierschirm eine Explosionskammer von 12 m3 Inhalt abgetrennt und mit dem zündgefährlichsten Methan-Luft-Gemisch gefüllt werden. Der zu prüfende Sprengstoff wird in dieser Explosionskammer unter bestimmten Bedingungen zur Explosion gebracht und festgestellt, ob das Schlagwettergemisch bzw. der Kohlenstaub mitexplodieren.

Man unterscheidet 3 Klassen von Wettersprengstoffen, von denen die Klasse 1 die am wenigsten sicheren Sprengstoffe umfasst, die heute nur noch im Nebengestein verwendet werden.

WETTERSPRENGSTOFF KLASSE 1

Diese Klasse enthält die bereits seit vielen Jahrzehnten bewährten pulverförmigen Sprengstoffe Wetter-Detonit* (Dynamit Nobel AG) Wetter Westfalit*, sowie die gelatinösen Sprengstoffe Wetter-Nobelit* B und Wetter Wasagit*. Die Erniedrigung von Explosionstemperatur und Explosionsdruck wird durch Zumischen von Steinsalz bewirkt.

WETTERSPRENGSTOFFE KLASSE 2

Man hat versucht, die gelatinösen Wettersprengstoffe der Klasse 1 sicherer gegen Schlagwetter zu machen, indem man sie allseitig mit einer etwa 3mm dicken Schicht eins sehr schwachen Sprengstoffes umgab, der vollkommen schlagwettersicher ist und die heissen Explosionsgase des Kernsprengstoffs umhüllen und vor der direkten Berührung mit den schlagenden Wettern schützen soll. Der schwache Sprengstoff bestand aus 85-90% inerten Salzen, z.B. Steinsalz und Natriumhydrogencarbonat, und 10-15% Sprengöl. In Belgien hat man hierzu Inertsubstanzen sowohl im pulverförmigen Zustand als auch in Form von gepresste Hohlzylindern verwendet. Die Patronenköpfe mussten frei von Inertsubstanz bleiben, um die Detonationsübertragung von einer Patrone auf die andere sicherzustellen.

Diese ummantelten Sprengstoffe wurden abgelöst durch einheitliche Sprengstoffe, die als energieliefernde Salze ein molekulares Gemisch von Kalisalpeter bzw. Natronsalpeter und Ammoniumchlorid enthalten. Zur Auslösung der Reaktion:

2NaNO3 + 2NH4Cl à 2NaCl +2N2 + 4H2O + O2

muss eine ausreichende Menge Sprengöl zugesetzt werden. Dieser Sprengstoff hat eine verhältnismässig lange Reaktionszeit, wodurch die Druckspitze niedrig und die Zeitdauer des Druckes dafür um so länger ist. Ausserdem entsteht die Inertsubstanz Kalium- bzw. Natriumchlorid erst bei der Detonation in molekularer Verteilung und kann dadurch ein Maximum an Wärme aufnehmen. Diese Wettersprengstoffe der Klasse 2 wurden unter den Namen Wetter-Energit* und Wetter-Roburit vertrieben.

WETTERSPRENGSTOFFE KLASSE 3

Wettersprengstoffe Klasse III sind ebenfalls aus Natronsalpeter(Natriumnitrat) oder Kalisalpeter (Kaliumnitrat) und Ammoniumchlorid aufgebaut. Ihre Energie ist gegenüber den Sprengstoffen der Klasse 2 noch etwas geringer. Sie wurden unter den Bezeichnungen Wetter-Corbonit und Wetter Sekurit vertrieben.

Autor: Christian Letsch