Weidenkanu

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Zusammenfassung

Einbaum, Weidenkanu, Leistenkanu

Im Gegensatz zum Einbaum sollte man das Weidenkanu nach Gebrauch aus dem Wasser nehmen und ihm Zeit zum Trocknen geben. Und im Unterschied zum Birkenrindenkanu, wo Rahmen und Bespannung gleichzeitig bzw. abwechselnd gebaut werden, baut man beim Weidenkanu das Gerippe zuerst und zwar vollständig. Gut gebaut und gut behandelt, kann so ein Weidenkanu einige Jahre halten und es ist, je nach Bespannung, leicht genug, um es auch über weite Strecken einigermaßen bequem tragen zu können.

Das von mir hier vorgestellte Weidenkanu ist eins von 3,6 m Länge für ein bis zwei erwachsene Personen. Um ein längeres oder kürzeres Kanu zu bauen, braucht man nur mehr oder weniger Spanten vom Typ E einzubauen. Für ein breiteres Kanu macht man die Spanten um ein paar cm breiter (siehe die Angaben auf den Zeichnungen). Den Rahmen macht man wahlweise aus den Trieben von Weide oder Haselnuss. Wobei Hasel mehr aushält, aber schwer und schwerer zu verarbeiten ist. Weide hingegen hält etwas weniger aus, ist leichter und leichter zu verarbeiten ist. Alternativ kann man auch Esche nehmen. Die hält noch mehr wie Hasel aus, wiegt aber noch mehr und ist noch schwerer zu verarbeiten. Logischerweis kann man auch alle drei Hölzer kombinieren. Kiel aus Esche, Bug- / Hecksteven und die Querspanten Typ E aus Hasel und den Rest aus Weide.

Wer zu Übungszwecken kein großes Kanu bauen möchte oder kann, der kann ein Kinderkanu in 2/3 Größe bauen. Oder er baut ein Modell (1:10 oder 1:5). Den Bau an Funktionsmodellen zu üben kann man an vielen, vor allem größeren Dingen machen. So habe ich mir vor nicht allzu langer Zeit ein Minigewächshaus gebaut und dabei mal wieder die Ständerbauweise (Fachwerk) geübt. Die Arbeitsschritte sind die Gleichen, nur eben kleiner und statt Beil das Schnitzmesser. Bis auf die Zahnstocher, die als Dübel herhalten mussten, wurde alles aus getrockneten Weidenruten in reiner Handarbeit hergestellt.

Ganz wichtig beim Bau des Kanus ist, dass das Holz "grün" (also frisch) verarbeitet wird. Also erst dafür sorgen, das alles zum Biegen und Verarbeiten bereit liegt, Grob auf Länge sägen, schälen, eventuell das dicke Ende etwas dünner schnitzen, biegen und in der gebogenen Form / Biegeform mehrere Tage (oder Wochen, je nach Witterung) trocknen lassen. "Grünes" Holz lässt sich erheblich leichter biegen als trockenes. Reicht es nicht aus, kann man mit Hitze nachhelfen. Zur Not genügt Feuer, Kochendes Wasser oder Dampf wäre besser. So nach 10 bis 20 Minuten in heißem Dampf lässt sich eine daumendicke Rute fast wie ein Stück Gummi zurechtbiegen. Allerdings muss man sich dabei beeilen, da der Zustand nur recht kurz so bleibt.

Da man für die langen Bauteile in der Regel keine passenden Ruten finden wird, ohne das sie an den Enden zu dick und zu dünn sind, werden diese durch Spleißen hergestellt. Hierzu werden die zu spleißenden Enden auf gleichen Durchmesser gebracht und auf einer Länge von 10 bis 15 cm (je nach Dicke) schräg geschnitten. Die Schnittflächen werden mittels Leim, Birkenpech oder Harz verklebt und mit einer straffen Wicklung gesichert.

Spleiss.jpg

Spleiß

Sinnigerweise sollte man mit der Biegearbeit beim Bug- und Hecksteven beginnen und dann von A nach E die Querspanten machen. Die Zeit die diese Teile dann zum durchtrocknen brauchen, nutzt man um die langen Teile herzustellen. Feuchtigkeit und Wärme sind auch hierbei von Nutzen. Man kann damit nämlich Teile nicht nur krumm biegen, sondern auch gerade. Und möglichst gerade sollten sie sein. Alle Bauteile sollten etwas länger als benötigt sein. Passend gekürzt werden sie beim Zusammenbau bzw. wenn das "Gerippe" fertig ist.

Beim Zusammenbau nimmt man die Bauteil erst aus ihren Formen, wenn sie benötigt werden. Und bevor man sie ais der Form nimmt. Verbindet man die Enden mit einer Schnur, damit sie ihre Form möglichst genau behalten.

Den Zusammenbau beginnt man damit, das man die beiden Steven mit dem Kiel verspleißt. Ist dabei die Schnurverspannung im Weg, setzt man erst eine neue, bevor man die alte entfernt. Sind die drei Teile verspleißt, setzt man zwischen die beiden Steven eine zusätzliche Schnurverspannung. Die nächsten beiden zu verbauenden Teile sind die Langspanten 1. Diese werden beide erst an einem Ende des Bootes angespleißt und dann am anderen Ende. Um dabei den Mittleren Abstand vom Kiel zu bekommen, keilt man da vorrübergehend passende Holzstücke zwischen.

Gerippe 1.jpg

Gerippe von der Seite

Gerippe 2.jpg

Anschließend setzt man von einem Ende zum Anderen alle Querspanten. Dort wo die Bauteile sich berühren, trägt man an beiden Teilen vorsichtig etwas Holz ab damit es besser passt. Verbunden wird auch hier mittels Kleber und Wicklung. Dabei genau darauf achten, das die Querspanten rechtwinkelig zum Kiel stehen. Anschließend werden von unten nach oben (immer paarweise) die restlichen Langspanten verbaut. Selbige sind im unteren Bereich dichter zusammen als an den Seitenwänden. Je nach Länge des Bootes verbindet man an ein bis drei Stellen Querspanten mit einer Strebe für eine bessere Stabilität und Steifigkeit. Die letzten Arbeitsschritte am "Gerippe" sind Entfernen der Schnurverspannungen, Abschneiden der überstehenden Bauteileenden und ganz wichtig, eine gründliche Oberflächenbehandlung von Holz und Wicklungen. Schließlich soll das Ganze ja möglichst wasserfest sein. Optimal wäre natürlich ein sattes einlassen mit Leinenölfirnis und nach 3 bis 4 Wochen Trocken- und Aushärtzeit mehrere Schichten Holzlack. Dürften wir aber im Ernstfall beides nicht haben, also müssen wir das nehmen, was wir haben. Vermutlich Birkenpech und / oder Harz.

Wenn das "Gerippe" mehrere Wochen geruht hat, wird es Zeit für die Bespannung. Zum Bespannen müssen das nehmen, was wir haben und was am Besten geeignet ist. Birkenrinde, Plane (z.B. vom LKW), Segeltuch, Stoff, dickere Folie ...

Die Bespannung wird so straff wie möglich (ohne dabei das Gerippe zu verziehen) über das Gerippe gezogen, daran befestigt und vernäht. Sinnigerweise fängt man damit in der Mitte an und arbeitet sich wechselseitig zu beiden Enden vor. Was glatt und straff aufliegt, mit dem Rahmen verbinden. Zurecht ziehen, gegebnen Falls einschneiden und vernähen. Mit dem Rahmen verbinden usw. bis man an Bug und Heck angekommen ist. Ist die Bespannung fertig, muss auch sie nachbehandelt werden. Ist das Material gut wasserdicht, genügt es nur die Nähte zu versiegeln. Ist es weniger Wasserdicht, muss die komplette Bespannung innen und außen versiegelt werden. Versiegelt wird mit dem, was man schon beim Rahmen verwendet hat. Jetzt noch den ganzen Kram gründlich durchtrocknen lassen und in der Zeit ein oder mehr Paddel schnitzen. Fertig.

Ach ja, beim benutzen des Kanus (insbesondere beim Ein- und Aussteigen) darauf achten, das man nur das Holz belastet und nicht die Bespannung. Eventuell an den durch Personen oder Zuladung entstehenden Belastungspunkten etwas unterlegen (z.B. zusammengefaltet Wolldecke).

Autor: Wizard

Quelle: http://www.yggdrasil-forum.at/wiki/index.php/Weidenkanu