Speerschleuder

Aus AutarkWiki
Version vom 20. März 2021, 13:46 Uhr von Andre Pohle (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Yggdrasil01.png

Die Speerschleuder,

auch Atlatl oder Woomera genant, ist eine der ältesten Distanzwaffen der Welt und findet heute noch bei den australischen Ureinwohnern rege jagdliche Verwendung. Auch dient sie einer wachsenden Zahl an "zivilisierten" Leuten als Sportgerät und einem sehr kleinen Kreis als wiederentdeckte Jagdwaffe.

Die deutsche Bezeichnung Speerschleuder trifft die Sache nicht ganz, da man damit keine Speere schleudert. Auch wenn diese fälschlicherweise oft so bezeichnet werden. Die "Speere" sind nämlich eher übergroße Pfeile, weshalb man sie im Englischen auch als Dart (Wurfpfeil) bezeichnet. Die Herstellung ist einfach und lässt sich selbst unter Survivalbedingungen von Ungeübten recht schnell bewerkstelligen. Die Handhabung ist ebenso einfach, verlangt aber Übung um das Ziel auch sicher zu treffen.

Die Reichweite ist geringer als die vom Bogen, dafür ist die Durchschlagskraft höher. Die Maximale Reichweite beim nicht zielgenauen Werfen dürfte bei rund 70 bis 100 m liegen. Beim Bogen liegt sie unter gleichen Bedingungen bei 100 bis 200 m. Gemeint sind hier durchschnittliche, jagdliche Survivalbögen die man selber hergestellt hat und nicht spezielle Hochleistungs- oder Weitschussbögen. Deren Reichweite ist erheblich höher gesteckt (der Weltrekord liegt hier glaube ich bei 1.064 m). Vieles von dem, was ich beim Thema Pfeil und Bogen geschrieben habe, trifft auch hier zu (z.B. Jagddistanz und Pfeilherstellung), weshalb ich mir eine detaillierte Wiederholung spare und darum bitte, sich dort einzulesen.

Schleuderholz:

Als Schleuderholz kann so ziemlich alles dienen, was diesen Zweck erfüllt. Angefangen bei einer Leiste durch die man einen Nagel als Dorn für den Dart geschlagen hat, über einen passend zugeschnittenen Ast bei dem der Dorn eingeschnitzt wurde oder ein gekürzter Seitenzweig diesen Zweck erfüllt bis hin zum "Schmuckstück" in das man allerlei Arbeitsstunden investiert hat. Hauptsache es erfüllt seinen Zweck möglichst gut und der Hauptzweck ist das Schleudern des Darts. Die Länge sollte irgendwo zwischen 40 und 60 cm liegen und die Dicke sollte etwa Daumendicke betragen (muss man selber testen, was einem in Länge und Dicke am Besten in der Hand liegt). Neben dem Hauptzweck kann (nicht muss) das Schleuderholz auch noch gut als Nahkampfwaffe dienen. Insbesondere, wenn man es vorher entsprechend aussucht und bearbeitet. Weiter unten ist ein "Luxus" Schleuderholz von mir zu sehen. Für weitere Anregungen bitte die Suchmaschine anschmeißen oder Youtube konsultieren.

Der Dart:

Dart-001.jpg

Für die Herstellung der Darts sollte man mehr Zeit aufwenden, da für sie das Gleiche gilt, wie für die Pfeile beim Bogen. Nur eben etwas dicker (10 bis 15 mm) und länger (1,8 bis 2,2 m). Und statt einer eingesägten Nock für die Sehne hat er hinten ein kleines, trichterförmiges Loch für den Dorn. Sicher, wenn es im Notfall schnell gehen muss, tut es auch eine gerade Rute oder ein Schößling den man nur entrindet und anspitzt. Allerdings ist die Wirkung auch entsprechend schlecht. Zu beachten ist nämlich, das im Gegensatz zum Bogen, wo die Energie in den Wurfarmen gespeichert wird, beim Atlatl die Energie im Dart gespeichert wird. Wenn auch in bedeutend geringerem Maße.

Auch wenn man für die Darts die gleichen Materialien wie für Pfeile verwenden kann, bevorzuge ich hierfür Haselruten weil sie bestmögliches Material bei geringst möglicher Arbeit bieten. Man findet bei Hasel einfach viel leichter annähernd grade Ruten in ausreichender Länge und Dicke in größerer Anzahl als bei den anderen Materialien.

Übrigens:

Bei Hasel bietet es sich förmlich an, benötigte Ruten (für Pfeile, Darts, Wanderstäbe, Angelruten usw.) zu züchten, da es relativ einfach ist. Sofern man öfter welche benötigt und genügend Zeit hat. Idealerweise sollten die Hasels dort wachsen, wo so schnell andere Leute nicht ran kommen. Also im eigenen Garten, oder an einer Stelle (z.B. abgelegener Feldweg, Waldstück etc.) wo nicht täglich haufenweise Leute vorbei latschen oder beauftragte Landschaftspfleger dran herumsägen.

Vorzugsweise im Frühjahr sucht man sich dort geeignete Triebe heraus, befreit sie im unteren Teil (je nach Größe 2/3 bis 4/5) vorsichtig von allen Knospen, Zweigansätzen und wenn vorhanden Blättern. Alle umliegenden, eventuell störenden Triebe werden entfernt. Zwei bis vier mal im Jahr kontrolliert man und entfernt störendes wie gehabt. Bei länger und dicker benötigten Ruten kann man kurz vor erreichen der Wunschlänge die Spitze kappen, so das der Trieb für ein weiteres Höhenwachstum dort neue Spitzen ausbilden muss. Spitzen in Mehrzahl deshalb, weil er in den meisten Fällen statt einer neuen gleich zwei oder mehr neue Spitzen ausbildet. Mehr Spitzen und / oder Zweige bedeuten mehr Gewicht das getragen werden muss. Um mehr tragen zu können, muss er dicker werden.

Die "Ernte"

sollte vorzugsweise am Ende der Wachstumsperiode, also Herbst / Winter geschehen, da dann weniger Wasser im Holz ist, was das Trocknen erleichtert und beschleunigt. Sofern es nicht gerade mehrere Grad unter Null ist (und das schon über einen längeren Zeitraum), so dass das noch vorhandene Wasser gefroren ist, sollte man die durch den Schnitt offenen Enden umgehend "versiegeln". Optimal eignet sich eine kleine Flasche Holzleim, weil sie gut in die Tasche passt und man das Zeug problemlos benutzen kann. Es geht aber auch alles Andere (z.B. Lack) was einen dichten Film auf der Schnittstelle bildet.

Der Sinn des Versiegelns besteht darin, dass das Holz über die Schnittstelle ziemlich viel und schnell Wasser verliert, was dann sehr schnell zu Rissen und Aufplatzen führt. Manchmal (bei einigen Hölzern) innerhalb von Minuten (15 bis 30). Deshalb sollte man sich bei den meisten Hölzern mit dem Schälen auch nicht beeilen sondern wenigstens mehrere Tage oder gar Wochen warten (je nach Holzsorte und Witterung) bis schon ein Teil des Wassers verdunstet ist. Ich hab mir durch zu frühes Schälen vor nicht allzu langer Zeit erst einen wunderschön gewachsenen zukünftigen Dart aus Rosenholz versaut. Ich war der irrigen Meinung, 14 Tage Vortrocknen auf dem Dachboden reichen zum gefahrlosen Schälen. Am nächsten Tag war das Ding über die gesamte Länge aufgeplatzt und nur noch Feuerholz. Das sind dann solche Momente, die in Werkbänken Zahnabdrücke hinterlassen ;-)

Gefroren geerntete Hölzer sollten baldigst, noch vor dem Auftauen versiegelt werden.

Ach ja:

Vielfach wird empfohlen dickere (ab 10 cm Durchmesser) Hölzer zwecks schnellerer Trocknung nach dem Versiegeln aufzuspalten. Meine Erfahrungen sind da eher negativ, da sie sich dann beim Trocknen nicht selten verziehen und / oder verdrehen. Ich warte lieber bis es trocken ist, und säge dann. Das ist mir sicherer und bügelt auch einen möglichen, leichten Drehwuchs aus. Von Hölzern mit erkennbarem (starken) Drehwuchs sollte man eh die Finger lassen.

Aufspalten würde ich nur in einem Survivalfall machen, wenn es eilig ist, und keine andere Möglichkeit besteht. Und dann auch gleich nach dem "Umlegen" des Stammes. Keile aus Horn, Knochen oder Holz lassen sich nämlich viel leichter in nasses Holz treiben, als in trockenes. Da würde ich (z.B. bei einem Bogen) auch gleich so viel überschüssiges Holz wegnehmen, wie es geht (grobe Form herausarbeiten).

Beschreibung:

Atlatl:

Haselnuss (60 x 2,5 cm) mit rotem Holzlack und "Anbauteilen" aus Rinderknochen.

Dart:

Hauptschaft und Vorschaft aus Haselnuss, Befiederung Graugans, Gesamtlänge 1,7 m, Durchmesser 9 mm, 5/16er Scheibenspitze. Die Verdickung hinter der Spitze verhindert ein zu tiefes Eindringen bzw. durchschlagen der Zielscheibe wenn ich ihn mal benutze. Normalerweise dient er eher als Deko, weshalb er auch kürzer und dünner (als normal üblich) ist.

Autor: Wizard

Quelle: http://www.yggdrasil-forum.at/wiki/index.php/Speerschleuder