Leistenkanu

Aus AutarkWiki
Version vom 5. April 2021, 15:26 Uhr von Andre Pohle (Diskussion | Beiträge) (Schützte „Leistenkanu“ ([Bearbeiten=Nur automatisch bestätigten Benutzern erlauben] (unbeschränkt) [Verschieben=Nur automatisch bestätigten Benutzern erlauben] (unbeschränkt)))
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Yggdrasil01.png

Zusammenfassung

Einbaum, Weidenkanu, Leistenkanu

Leistenkanu in einem Survivalfall

Generell ist es nicht unmöglich, ein Leistenkanu in einem Survivalfall zu bauen. Vorausgesetzt natürlich, man verfügt über das nötige Geschick, ausreichend Zeit, das nötige Werkzeug und natürlich über das nötige Material. Wobei Geschick und Zeit noch die kleinsten Probleme sind. Beim Werkzeug kann man improvisieren und sich das Nötige selber herstellen. Beim Material ist das Holz nicht das Problem, allenfalls dessen Bearbeitung. Was mit modernen Gerätschaften (besonders mit elektrischen) Minuten oder wenige Stunden dauert, braucht unter Survivalbedingungen Stunden oder Tage. Das Größte Problem dürfte unter Survivalbedingungen die Oberflächenbehandlung sein. Nein, nicht das Glattschleifen, sondern das innen und außen Überziehen mit Glasfaser und Kunstharz, wodurch das Kanu nicht nur absolut wasserfest wird, sondern auch einen nicht unerheblichen Teil seiner Stabilität erhält. Sicher, man kann dickere Leisten nehmen und das Kanu dann innen und außen dick mit Harz oder Birkenpech überziehen. Aber es wäre kein Vergleich mit Glasfaser und Kunstharz. Allerdings immer noch besser als ein Einbaum oder Weidenkanu.

Das Leistenkanu ist also eher was, das an sich vorher bauen sollte. Sofern man Interesse hat.

Abgeleitet (und für meine Zwecke angepasst / verbessert) habe ich die Bauweise übrigens von Ross Leidy, der diese Bauart entwickelt hat und damit spitzenmäßige Kajaks baut. Laut ihm haben Tests ergeben, das ein Kajak in dieser Bauweise nicht nur erheblich leichter ist als eins aus reiner Glasfaser und Kunstharz, sondern sogar stabiler. Außerdem isoliert das Holz, so das sich ein solches Kajak nicht so kalt anfühlt. Und die Optik ist eine echte Wucht.

So ein Kanu braucht einen Vergleich mit einem gekauften (z.B. von Gatz) nicht zu scheuen. Eine saubere Verarbeitung natürlich vorausgesetzt. Ganz im Gegenteil, die Optik ist um Längen besser und der Preis auch. Es kostet als 2er Kanu nicht 1.500 Euro, sondern nur ein paar Hundert Euro (je nach dem, ob man das Holzmaterial selber herstellt oder kauft). Wobei der Helgen und Glasfaser / Kunstharz der größte Kostenfaktor ist. Bei den benötigten Holzleisten hat man fast freie Auswahl. Alles was einigermaßen stabil ist und keine Äste (einzelne Äste kann man herausschneiden) hat, kann man verwenden. Man kann sie sich im Sägewerk (nicht Baumarkt, weil zu teuer) zuschneiden lassen oder sie selber anfertigen wenn man über eine Tischkreissäge und einen Hobel verfügt.

Im Gegensatz zum Weidenkanu, kann man hier nicht einfach die Bauteile in Form biegen und dann freihändig zusammenfügen. Man muss sich zuerst einen Helgen bauen, auf dem das Kanu dann gebaut wird.

Was ist ein Helgen?

Der Helgen, auch Helling genannt der Platz in einer Werft, wo das Schiff gebaut wird. Genauer ausgedrückt jene schräg abfallende Fläche, auf der das Schiff beim Stapellauf zu Wasser gelassen wird. In unserem Fall ist der Helgen allerdings ein Gerippe aus passend zugeschnittenen Holzplatten, die bewegungsfrei genau aufeinander ausgerichtet sind. Die Form, auf der das Kanu gebaut wird.

Es ist ein ziemlicher Aufwand die Teile für den Helgen herzustellen und diesen aufzustellen. Pfusch kann man sich hierbei nicht leisten, da jeder noch so kleine Fehler hinterher am Kanu zu sehen ist und sich sogar auf das Fahrverhalten auswirken kann. Eigentlich viel zu schade, um darauf nur ein Kanu zu bauen. Aber wer weis. Soll ja schon vorgekommen sein, das andere von einem solchen Kanu ganz begeistert waren und auch eins wollten. Gegen Bezahlung, versteht sich. Und wenn man sowas beim Bau des Helgens einplant, kann man ihn in der Länge variabel machen. Man muss ja nur mehr oder weniger Spanten vom Typ E einfügen um es länger oder kürzer zu machen. Ist der Helgen erst mal vorhanden (egal ob variabel oder nicht), minimieren sich die Kosten für weitere Boote. Es fallen ja nur noch die Materialkosten für das Boot an. Und die können dann, je nach Länge des Kanus und der verwendeten Materialien leicht bei (nur) 100 bis 200 Euro liegen.

Welches Material für den Helgen?

Als Material für den Helgen habe ich 20 mm MDF vorgesehen, da es sich gut bearbeiten lässt, einiges aushält, schwer ist und kaum "arbeitet". Man kann aber auch Spanplatte oder Sperrholz nehmen. Massivholz eignet sich weniger gut, da es zu viel "arbeitet". Die Bauteile für Bug und Heck verleime ich mit Unterstützung von rechtwinkeligen Dreiecken aus MDF, was eine gute, bewegungsfreie und dauerhafte Verbindung ergibt. Alle anderen Bauteile verschraube ich mit Abstandshölzern und Metallwinkeln, weil man sie wieder zerlegen können muss. Sonst bekommt man das Kanu nämlich nicht mehr vom Helgen. Hierbei darauf achten, das die Angegebenen 300 mm abstand von Mitte Querspant zu Mitte Querspant gemessen sind und das die Montage so ist, das man auch noch heran kommt, wenn das Boot Drumherum gebaut wurde. Man muss also auch hier die Materialstärke abziehen. Wobei man die Angegebenen Abstände (bei den Steven D und E) auch variieren kann, wodurch man das Boot auch geringfügig länger oder kürzer machen kann. Das sollten dann aber nur wenige cm (höchstens 3 oder 4 cm) pro Querspant und bei allen einheitlich sein. Ist der Helgen selber fertig, montiert man ihn auf stabile Böcke, damit er Arbeitshöhe bekommt.

Und noch mal extra zum Mitschreiben:
Alle Bauteile vom Helgen müssen rechtwinkelig und parallel zueinander sein und sowohl der Höhenlinie, als auch der Richtschnur (vom Bug zum Heck) genau folgen!

Bau des Helgens:

Die Bauteile:

Die Zeichnungen der Bauteile für den Helgen sollten 1:1 abgebildet sein, sofern mit der Konvertierung alles glatt gelaufen ist. Da im Normalfall keiner einen Drucker hat, der das ausdrucken kann, sollten sich Interessenten an einen Digitaldruckerei ihrer Wahl wenden. (z.B. einen dieser Posterdrucker aus der Fernsehwerbung oder das örtliche Branchenbuch bemühen. Der Digitaldruck dürfte nicht allzu teuer sein, da es kein hochauflösender Druck in Hochglanz sein muss. Etwas dickeres Normalpapier reicht. Sollte er wider Erwarten mit den jpg nicht klar kommen, kann man bei mir auch auf Anfrage die Originalen in fh7 bekommen (vorher erfragen, ob die Druckerei damit klar kommt). Die ausgedruckten Zeichnungen kann man entweder auf das Holz übertragen, oder sie aufkleben. Und immer daran denken, das man die Bauteile immer doppelt braucht (die Querspanten E mehrfach, je nach gewünschter Bootslänge). Bitte die Druckerei darauf ansprechen, das die Zeichnungen im ausgedruckten Zustand Maßhaltig sein sollen und dieses beim Abholen auch kontrollieren. Ich selber hatte schon mal den Spaß, das eine Druckerei der Meinung war, man könne eine Zeichnung ruhig ein paar cm stauchen, damit sie besser auf das gerade so herumliegende (Rest)Papier passt.

Ebenfalls zu beachten ist, das die Querspanten A und B zur Montage mit dem Steven mittig geteilt werden müssen und das man sie dabei um die Materialstärke der Stevenform kürzt. Es müssen also bei z.B. 20 mm Materialstärke von jeder Hälfte 10 mm abgeschnitten werden.

Ach ja, die in den Zeichnungen angegebenen, aber nicht bemaßten Bohrungen sind nur Andeutungen (also nur eine Angabe, wo man sie in etwa benötigt) für Langlöcher, die man zum Festzwingen der Leisten braucht. Die Langlöcher sollten etwa 25 bis 30 mm vom Rand weg sein und sie müssen so groß sein, das die eigenen Zwingen darin gut halt finden.

Welches Material für das Kanu?

Wie weiter oben schon angesprochen, kann man fast alles nehmen und einiges auch untereinander kombinieren. Was, wie bei Ross Leidy zu sehen ist, gar nicht so übel aussieht. Hauptsache einigermaßen stabil, biegbar und so astfrei wie möglich. Ross Leidy verwendet, wenn ich mich recht erinnere, Leisten in 5 x 20 mm aus Zeder, Redwood und Pinie und er arbeitet ohne Spanten (gemeint sind nicht die vom Helgen, sondern im Boot eingebaute). Ich selber bevorzuge Weide, Hasel und Esche. Weide ist leicht, leicht zu biegen, aber Druckempfindlich. Esche ist da erheblich schwerer und härter im Nehmen, dafür aber erheblich schwerer in eine Form zu biegen. Hasel liegt irgendwo dazwischen.

Für die Spanten nehme ich Leisten in 2 x 20 mm. Drei Leisten übereinander bei kleineren Booten und vier Leisten bei größeren (sowohl längeren, als auch breiteren) Booten.

Die inneren Leisten für dem Bootsrand sind 2 x 15 mm und für den Rest vom Boot 5 x 15 mm, wobei der Kiel je nach Bootsgröße zwei bis drei Schichten bekommt.

Natürlich könnte man die Querspanten auch in einem Stück herstellen, was sogar Zeit und Arbeit einsparen würde, Aber in Schichten in der Form verleimt, Sind sie erheblich formstabiler und steifer. Für das zusammenleimen, sowohl der Querspanten, als auch dem Rest, kann man einen K2 Kleber auf gleicher Basis wie das spätere Kunstharz nehmen, muss man aber nicht. Ganz normaler, wasserfester Holzleim (z.B. Ponal "blau") reicht. Zumindest, wenn man das Boot hinterher sauber mit Glasfaser und Kunstharz überzieht.

Wie beginnen?

Beginnen tut man mit den Querspanten. Bei welchem ist egal, müssen ja eh alle gemacht werden. Lässt sich das Material ohne Probleme in Form biegen, kann man in einem Rutsch durcharbeiten. Wollen sie nicht so recht, muss man mit Feuchtigkeit und Hitze nachhelfen. Also die Leisten für die Spanten grob auf Länge schneiden, Dämpfen und schnell auf dem jeweiligen Spanten in Form zwingen und dort auskühlen und trocknen lassen. Was ein paar Tag dauert. Danach abnehmen, die durch die Feuchtigkeit aufgestellten Fasern abschleifen (aufpassen, das sie dabei nicht durcheinander geraten) und weiter wie beschrieben. Die von mir bevorzugten 2 mm Leisten lassen sich in der Regel ohne Dämpfen biegen.

Beim Verleimen aufpassen!
Austretenden Leim gleich nach den Festzwingen mit einem feuchten Lappen so gut wie möglich entfernen.

Auf jedem Spanten eine Leiste auflegen und mit drei Zwingen befestigen (eine am Kiel und auf jeder Seite eine, ein paar cm vor dem Ende des Spanten). Beginnend bei den E Spanten eine lange 15 mm Leiste (mit gleicher Dicke wie die Spantleisten) mit Leim passgenau aufsetzen und festzwingen. Diese Leiste bildet den Bootsrand und verstärkt diesen gleichzeitig. Da die langen Leisten höchst selten die benötigte Länge haben, muss man sie vorher auf die benötigte Länge zusammenspleißen und nach dem Abbinden des Leims verschleifen.. An Bug und Heck wird die Leiste nur mit etwas Überstand abgeschnitten und erst mal mit Klebeband fixiert.

Leistenkanu Spleiss.jpg

So in etwa sollte der Spleiß aussehen.

Hat der Leim abgebunden, kürzt man den Überstand der Spantleisten, damit sie mit der Randleiste bündig abschließen. Anschließend passt man die nächste Schicht der Spantleisten (genau) ein. Sind sie passgenau, Leim drauf, einsetzen, festzwingen und den Leim abbinden lassen. In der Zwischenzeit die Zwischenräume (an der Innenseite) bei der Randleiste mit passgenauen Leisten auffüllen. Sind drei Schichten vorgesehen, die dritte Schicht aufbringen (wie die Erste), wenn der Leim abgebunden hat. Hat der Leim abgebunden, alles auf herausgequollenen Leim den man beim Abwischen übersehen hat überprüfen und diesen vorsichtig mit einem scharfen Messer entfernen. Anschließend die erste Kielleiste ausrichten und bei den E Spanten beginnend mit den Spanten verleimen. Nach dem Abbinden des Leims die zweite Kielleiste aufbringen. Nach dem Abbinden des Leims im Bereich von Bug und Heck die Randleisten sauber in die Kielleisten einpassen und miteinander verleimen.

Für wenig Geübte nicht ganz einfach, aber zu bewerkstelligen, ist das leichte "Anschrägen" der Querspanten. Wer es sich gar nicht zutraut, kann es lassen. Alle Anderen sollten es machen, aber bitte nicht "Freischnauze" sondern anzeichnen und sauber arbeiten. Hierzu legt man, beginnend bei den Querspanten E ein Richtscheit oder eine steife Leiste auf (in Richtung Bug / Heck). Liegt das Richtscheit nur über den E-Spanten, sollte es flach aufliegen und zwar komplett vom Bootsrand zum Kiel. Im Bereich Kiel sollte sie auch bei allen anderen Querspanten flach aufliegen. Verschiebt man das Richtscheit in Richtung Bootsrand, sieht man, dass das Richtscheit bei nächst kleineren Querspanten (z.B. von E nach D) nur noch auf einer Kante aufliegt. Dieses sollte man dahingehend korrigieren, das man an der hochstehenden Kannte geringfügig Material abträgt bis das Richtscheit möglichst komplett aufliegt. Allerdings sollte man dabei auch nicht so viel Material abtragen, das vom Spant nichts mehr über ist. Allerhöchstens die halbe Spantdicke, so das auf der einen Seite die vollen 3 (2) Schichten stehen und auf der anderen Seite mindestens 1,5 (1) Schichten.

Leistenkanu Anschraegen.jpg

Das Anschrägen vorher / nacher.

Die nächsten Arbeitsschritte lesen sich vielleicht ein bisserl kompliziert, ist aber in der Praxis recht einfach. Man arbeitet auf beiden Seiten des Bootes von Kiel- und Randleiste in Richtung Höhenlinie. Ziel ist es, das sich die Leisten dann genau an der Höhenlinie als gerader Strich treffen. Muss man nicht, sieht aber besser aus. Besonders, wenn es vorne, hinten, links und rechts möglich gleich aussieht. Vom Kiel zur Höhenlinie ist das noch recht einfach, da man die Listen am Kiel anlegen kann und nur an den Enden ein bisserl anpassen muss. Von der Randleiste aus muss man schon ein bisserl mehr herumfummeln. Hier würde ich ab wechselnd lange Keile und durchgehende Leisten setzen, wodurch die anfänglich starke Krümmung im Bug- und Heckbereich nach und nach gerade wird. Die Arbeitsschritte sehen also in etwa wie folgt aus:

Leiste anlegen, schauen wo und wie angepasst werden muss, Anpassung vornehmen, sehen ob sie passt und wenn sie passt, die zu leimende Kante mit Leim bestreichen, Leiste ansetzen und mit zwingen fixieren. Nachkontrolle, ob die Leiste auch in den Bereichen zwischen den Spanten richtig sitzt, austretenden Leim abwischen, fertig. Das gleiche Spiel mit der nächsten Leiste auf der anderen Seite, bis vier Leisten bzw. zwei Leisten und vier Keile sitzen und der Leim abbinden kann.

Soll der Kiel drei schichten bekommen, setzt man nicht nur einfach eine über die ganze Länge auf, sondern links und rechts noch eine daneben, so das es wie eine Treppe aussieht und auch der Berech neben dem Kiel verstärkt ist. Ist der Kiel so geplant, sollte man die Kielverstärkung aufbringen, bevor die Rumpfleisten in dem bereich so breit werden, das man dort nicht mehr mit den Zwingen hin kommt.

Die geschilderten Arbeitsschritte wiederholen, bis der Rumpf komplett ist. Vorzugsweise sollten die vom Bootsrand kommenden Leisten als erste bei der Höhenlinie ankommen, da sich dann die letzte Leiste besser einpassen lässt. Hierbei bei den jeweils etwa letzten 5 bis 10 von Kiel und Rand kommenden Leisten immer wieder den Abstand messen und gegebenen Falls frühzeitig damit beginnen die Leisten geringfügig schmaler zu machen. Zum Einen sieht es nicht unbedingt schön aus, wenn alle Leisten 15 mm breit sind, und sich auf der Höhenlinie dann zwei Leisten treffen, wovon eine nur 10 mm und die andere nur 8 mm Breite hat. Und zum Anderen lässt sich die letzte Leiste besser einpassen. Ach ja, ab einem gewissen Punkt kann man bei den letzten Leisten keine Zwingen mehr einsetzen, da diese nicht mehr durch den Spalt passen. Ab da muss man sich damit behelfen, das man sie an den Helgen nagelt. Aber bitte mit möglichst dünnen Nägeln und diese auch nur soweit einschlagen, das sie die Leiste halten. Manche Tackern auch, ich zeihe dicke Stecknadeln vor (für besseren Halt 2 pro Querspant). Die dadurch entstandenen Löcher wird man wieder los, in dem man mit einer sehr feinen Spritze (Insulinspritze) heißes Wasser in die Löcher spritzt und kurz ein Bügeleisen drauf hält. Allerdings nur mit der Spitze und nicht zu lange. Wir wollen ja nicht das Holz bügeln, sondern nur mit Feuchtigkeit und Wärme das Holz im Bereich der Löcher zum Aufquellen bringen, wodurch sich die Löcher schließen (eventuell den Vorgang wiederholen). Als letzten Arbeitsschritt in dieser Bauphase noch eine Verstärkungsleiste (5 x 15 mm) außen auf den Bootsrand setzen.

Ist der ganze Rumpf außen soweit fertig zwei oder drei Tage ruhen lassen und dann die gesamte Außenfläche gründlich abschleifen. Hierbei alle Unebenheiten beseitigen und einen sauberen Übergang beim Kiel und bei der Randleiste schaffen. Beim Kiel vor dem Schleifen überlegen, wie er geformt sein soll. Eher breit, eher schmal, spitz zulaufend, eher gerundet, oder soll da gar als "Rammschutz" ganz am Ende (nach der Beschichtung) eine Metallschiene aufgesetzt werden?

Beispiele wie man den Kiel ausformen kann (mit und ohne "Rammschutz" aus Metall):

Wurde alles sauber verschliffen, gründlich den Staub entfernen.
Soll die natürlichen Holzfärbung bleiben, mit (einer Schicht) Glasfaser / Kunstharz nach Produktanleitung überziehen und aushärten lassen. Ist eine Einfärbung erwünscht, steht man vor der Wahl zwischen deckend und transparent. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten. Man kann das Holz beizen und muss nach dem durchtrocknen erneut vorsichtig schleifen, oder man färbt das Kunstharz mit entsprechenden Mitteln transparent ein. was meiner Meinung nach besser aussieht, da man damit eine viel gleichmäßigere Einfärbung erzielt, die sich zudem noch erheblich genauer steuern lässt. Ich persönlich ziehe transparent vor, da dabei die Holzmaserung und / oder eine aufgebrachte Zierbemalung sichtbar bleibt.

Aufgebrachte Zierbemalung:
Wurden für das Kanu ausschließlich sehr helle Hölzer (mit oder ohne ausgeprägte Maserung) verwendet, kann man sehr gut eine Bemalung unter der eingefärbten, aber transparenten Beschichtung anbringen, die dann durchscheint. Allerdings muss die Farbe mit der Beschichtung verträglich sein (ich selber verwende hierfür gerne lichtechte schwarze Tinte / Ausziehtusche). Vor der Bemalung sollte man des Boot mit einer sehr dünnen Schicht vom später verwendeten Kunstharz überziehen und nach dem Aushärten gründlich und sehr fein anschleifen. Nach dem gründlichen Reinigen (abschließendem Abwischen mit Spiritus) kann man mit der Bemalung beginnen. Name des Bootes, Zierlinien, mehr oder weniger komplexe Bilder, was immer man als Verzierung haben will. Dabei aber drei Dinge beachten:

  • Das Boot in der Phase möglichst nicht mit fettigen Fingern anfassen, könnte bei der abschließenden Beschichtung Probleme geben.
  • Vorher genau überlegen, was man haben will und so sauber wie möglich arbeiten. Man bekommt es nämlich nicht mehr herunter weil es unter der Beschichtung aus Glasfaser und Kunstharz ist.
  • Nicht vergessen, dass das Boot im Moment noch auf dem Kopf steht. Besonders Beschriftungen sehen ziemlich Komisch aus, wenn sie beim fahrenden Boot auf dem Kopf stehen.

Beim Überziehen mit Glasfaser und Kunstharz beachten, das sowohl außen, als auch innen erst bis zur Randleiste überzogen wird (siehe Bild). Der Bootsrand wird am Schluss überzogen, was einen sauberen Übergang erleichtert.

Innenbereich:

So, von Außen sieht es ja schon nach einem Kanu aus, fehlt nur noch der Innenbereich. Um diesen fertig zu stellen, muss das Kanu vom Helgen. Hierzu zunächst den Helgen von seinen Böcken lösen, so das man das Kanu samt Helgen umdrehen kann. Hierzu wäre nicht nur ein zweite oder dritte Person als Helfer brauchbar, sondern auch ein zweites paar Böcke zum sicheren Ablegen. Vorzugsweise sollten die beiden Böcke oben gepolstert sein, oder noch besser eine flexible Auflage besitzen (als Auflagefläche ein breiter Gurt, der ein wenig durchhängt und sich dadurch bei Belastung der Form anpasst). Liegt das Kanu sicher, baut man den Helgen auseinander und nimmt ihn aus dem Kanu. Anschließend innen alles gründlich auf ausgetretenem Leim untersuchen und diesen vorsichtig entfernen.

Den Innenausbau beginnt man mit dem Einpassen der inneren Randleisten (5 x 15 mm). Aber selbst wenn man Leisten in passender Länge hätte, sollte man sich die Mühe sparen, sie in einem Stück hineinzuquetschen. Besser geht es, wenn man sie in sechs Teilen einpasst. Also beginnend am Bug die beiden Leisten mit Zwingen ansetzen, festlegen wie die Gehrung an der Spitze geschnitten werden muss, die geschnittene Gehrung durch erneutes einsetzen kontrollieren. Passt die Gehrung, die inneren Kanten abrunden und am Ende den Spleißschnitt setzen (die offene Schnittfläche zum Bootsinneren). Die beiden Leisten mit Zwingen an ihren Platz setzen und in gleicher Weise die Beiden Leisten am Heck und am Schluss die in der Mitte bearbeiten und an ihren Platz setzen. Alles noch ohne Leim, da an den Leisten eventuell noch was eingepasst werden muss. Zwei Dinge braucht das Boot nämlich noch. Zum Einen Streben zur Absteifung der (je nach Bootslänge ein oder mehrere) und wenn erwünscht Sitze.

Streben:
Im Grunde würde als Strebe eine einfache Vierkantleiste mit gerundeten Kanten oder ein Rundholz reichen. Soll ja nur dafür sorgen, das die Bootswände ihren Abstand behalten und sich gegenseitig stützen. Aber wenn man sich schon so viel Mühe mit dem Boot gegeben hat, kann man auch hier ein bisserl mehr Arbeit reinstecken und sie an den Enden breiter auslaufen lassen. Vorzugsweise sollten die Streben so gesetzt werden, das sie genau über einem Querspant sitzen.

Bei einem kleineren Boot, das eine Person mehr oder weniger bequem herumtragen kann, kann man die Strebe auch als Tragejoch ausformen, was dann das Tragen ganz erheblich erleichtert. Das Joch wird dann über einen Querspant gesetzt, der sich hinter der Mitte befindet. Meistens der Erste hinter der Mitte, muss man aber ausprobieren. Ziel ist es, dass das Boot beim Tragen leicht hecklastig ist. Das erleichtert das Tragen, da man es mit den Händen nicht abstützen, sondern nur festhalten muss. Getragen wird ja leicht nach hinten geneigt, so das man freie Sicht nach vorne hat.

Sind die Streben oder das Joch fertig, müssen sie genau eingepasst werden. Hierzu wird sowohl an der Randleiste, als auch an der Strebe / Joch etwas Passgenau ausgeschnitten und (später, wenn Randleiste und Strebe / Joch eingeleimt werden) eine Stütze drunter gesetzt.

So in etwa sollten die Streben / Joch nebst Ausklinkungen und Stützen aussehen, verschiedene Sitze und wie man das Kanu trägt:

Sitz:
Ein Kanu muss nicht unbedingt einen fest eingebauten Sitz haben, traditionell kann man auch darin knien. Das hat zudem den Vorteil, das man dort knien kann, wo es gerade am besten passt und das außer den Streben nichts beim beladen im weg ist. Allerdings ist so ein sitz erheblich bequemer, vor allem wenn man stundenlang damit unterwegs ist. Zudem versteift er das Kanu zusätzlich. Bei größeren Kanus kann ein Sitz in der Mitte die Mittelstrebe ersetzen und man kann durch ein angebrachtes Loch in der Mitte einen Mast stecken (der unten auf dem Boden ein entsprechend festes Gegenlager braucht). Ein Mittelsitz mit Mastloch sollte natürlich entsprechend stabil sein. Bei den Anderen kann man wählen zwischen massiv mit oder ohne Polsterung oder Rahmenbauweise mit Flechtauflage.

Wo genau und in welcher Höhe man einen Sitzt einbaut, muss man selber festlegen. Das richtet sich ganz nach den eigenen Bedürfnissen und Vorlieben. Ein Boot, das nur für eine Person gedacht ist, braucht auch nur einen Sitz. Ob er nun nahe bei der Mitte (hinter dieser) oder fast am Heck ist, Hängt von den Vorlieben des Besitzers und der Bauart / Länge des Kanus ab. Bei Zweipersonenbooten sieht es anders aus. Da ist der Sitz vom "Steuermann" fast am Heck und der Andere ziemlich weit vorne. Wie weit vorne, hängt von der benötigten Beinfreiheit ab. Und die sollte etwas großzügiger bemessen sein, was das Ein- und Aussteigen erleichtert. Die Sitzhöhe muss man ohne Boot auf dem Fußboden ausprobieren. Manche mögen den Sitz auf Höhe vom Bootsrand, manche tiefer. Bei mehreren Personen nimmt man den Mittelwert, alle Sitze sollten auf gleicher Höhe montiert werden. Ist ein Mittelsitz mit Mastloch vorgesehen, wird dieser unmittelbar unter die Randleiste gesetzt oder mit ihr auf einer Höhe (mit Ausklinkungen wie bei den Streben). Weil man einen möglichst großen Abstand zwischen Loch und Gegenlager braucht. Alle anderen Sitze können einheitlich etwas tiefer liegen.

Sind alle Teile eingepasst (auch das Gegenlager, wenn benötigt), diese demontieren (eventuell beschriften um eine Verwechslung zu vermeiden) und die Randleiste einleimen (austretenden Leim abwischen nicht vergessen).

Anzuraten wäre es, innen den Bug- und Hecksteven etwas zu verstärken. Kann man, muss man nicht. Vorzugsweise mit in Form schichtverleimten Verstärkungen (3 schichten a 2 oder 3 mm). Die nötige Form erhält man, in dem man die Zeichnung vom Steven als Negativ nimmt und auf dickeres MDF überträgt. Die fertige Verstärkung soll sowohl in der Krümmung, als auch in der Breit genau passen und an ihren Enden sauber auslaufen. Sind sie fertig, werden sie eingeleimt.

Nun das Boot innen gründlich schleifen, reinigen und alle noch einzubauenden Teile einbauen (vor dem Leimen schleifen und noch mal die Passgenauigkeit überprüfen). Alles ein paar Tage ruhen lassen, für die (Innen)Beschichtung mit Glasfaser / Kunstharz vorbreiten und beschichten (siehe Außenarbeiten). Da die Oberfläche hier diverse Kanten aufweist, besonders sorgsam darauf achten das alles überall gut anliegt und sich nirgends Luftblasen bilden. Nach dem Aushärten das gleiche Spiel mit dem Bootsrand, den Streben und was sonst noch nicht beschichtet ist. Hier auf saubere Übergänge achten. Nach dem Aushärten kommen die Abschlussarbeiten. Ist Hochglanz erwünscht, polieren. Bevorzugt man eine matte Oberfläche, mit Stahlwolle gründlich schleifen. Soll der Kiel einen "Rammschutz" erhalten, diesen sauber anpassen und mittels Kunstharz oder (zum Kunstharz passenden) K2 Kleber und passenden Schrauben (Messing und so lang, das sie innen nicht herausschauen) aufsetzen. An Bug und Heck eine Befestigungsmöglichkeit für das Boot anbringen. Diese ist nur zum festbinden oder ziehen des Bootes im Wasser, nicht um es daran hochzuheben oder zu tragen. Man kann dazu in Bug und Heck eine rostfreie Öse anbringen (vorbohren und mit Kunstharz einschrauben) oder man bohrt an den entsprechenden Stellen ein Loch durch die Spitze vom Steven und klebt mit Kunstharz ein passgenaues Stück Messingrohr (die Enden sauber glatt / rund geschliffen) ein, durch das dann eine wasserfeste Schnur gezogen wird. Bei den Sitzen das Flechtwerk aus wasserfester Schnur oder Gurtband anbringen, sofern das so vorgesehen war.

So, bis auf Paddel und eventuell Mast ist das Kanu nun fertig.

Paddel kann man in den verschiedensten Größen, Formen und Materialien kaufen, oder nach diversen Vorlagen (oder eigenen Ideen) selber herstellen. Was die wenigsten Wissen, ein Paddel für ein Kanu richtet sich in der Länge nach dem Besitzer. Um diese zu ermitteln, kniet man sich aufrecht (nicht mit dem Hintern auf den Fersen) auf den Boden. Der Paddelgriff ruht vor einem auf dem Boden und der Übergang von der "Stange" zum "Blatt" befindet sich in Augenhöhe. Der Griff sollte gut in die Hand passen und T-förmig sein. Form und Größe vom Paddelblatt richten sich nach Geschmack und Bedürfnis. Manche bevorzugen eine lange, schmale Form, andere eher kurz und breit oder gar rundlich. Ich habe sogar schon welche mit annähernd herzförmigem Blatt oder welche mit eingearbeiteter Metallkante (rostfrei) gesehen. Sowas schützt das Blatt bei unfreiwilligem Kontakt mit dem Grund und eignet sich als Werkzeug / Waffe. Die Fläche vom Paddelblatt sollte der Kraft des Besitzers angepasst sein.

Paddelgriff.jpg

Paddelgriff

Mast / Segel:
Normalerweise ist ein Kanu nicht dafür ausgelegt, Mast und Segel zu haben. Es fehlt einfach an Kiel(schwert) und Tiefgang. Trotzdem ist es nicht unmöglich, ein Kanu damit auszurüsten und dazu gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Mit entsprechender Zuladung (nicht Überladung) und sehr kurzem Mast mit kleinem Segel. Der Mast sollte je nach Bootsgröße nicht über 2 m lang sein und das Segel nicht mehr als 1,5 m² haben. Optimalerweise in Form eines "Wikingersegels" (oben an einem beweglichen, waagerechten "Querbalken") oder "Dschunkensegels" (mit mehreren "Rippen"). Ein Paddel mit großem Blatt dient hierbei als Steuer und Seitenschwert. Der Umgang mit einem solcherart ausgerüsteten Kanu ist allerdings alles Andere als leicht und erfordert einiges an Übung.
  • Man versieht das Kanu mit einem Ausleger. Also mit einem zusätzlichen Schwimmkörper, welcher gleichzeitig ein Ausgleichsgewicht ist. Es genügt hierfür ein einfacher, gerader und trockener Baumstamm in der Länge des Kanus (oder geringfügig kürzer) mit einem Durchmesser von 15 bis 20 cm (beide Enden zugespitzt). Dieser wird mittels zwei etwa 2 bis 3 m langen und mehrerer kürzerer Stangen parallel zum Kanu befestigt. Mit einer solchen Hilfe kann der Mast erheblich länger (bis 3 m) und das Segel größer (bis 2,5 m²) sein. Ein Paddel mit großem Blatt dient auch hier als Steuer. Und, wie im Einleitungstext beschrieben, kann auch ein Kajak als Ausleger dienen.

Tipps:

  • Bei gespleißten Leisten die gespleißten Stellen nie direkt übereinander setzen, sondern immer mindestens 10 cm Versetzt.
  • Den abgeschnittenen Verschnitt (sofern er länger als 30 cm ist), an die nächste Leiste anspleißen. Das spart Material, was sich besonders bei teuren Hölzern lohnt.
  • Für das Ein- und Aussteigen gibt es verschiedene Techniken, die sich meist nach der Örtlichkeit richten. (Fast) Grundsätzlich besteigt der Steuermann als Erster das Boot und verlässt es als Letzter.

Die Stütztechnik (vorzugsweise Bootssteg). Hierzu wird das Paddel quer über das Kanu gelegt und das Paddelblatt liegt auf dem Bootssteg (bzw. über diesem). Die Hände greifen fest sowohl Paddel, als auch Bootsrand und man besteigt das Boot mit Belastung zum Bootssteg. So kann das Boot nicht kippen.

Mit Schwung in einer fließenden Bewegung. Das Paddel (die Paddel) liegen griffbereit im Boot, aber ohne beim Einstieg im Weg zu sein. Der Steuermann greift mit beiden Händen den Bootsrand (auf beiden Seiten seiner Sitzposition), besteigt mit Schwung das Boot, wobei er es gleichzeitig vom Ufer abstößt, nimmt seine Sitzposition ein und greift das Paddel. Und das alles wie gesagt in einer fließenden Bewegung. Sollen mehrere Personen in das Boot, wendet er um sie zu holen.

Die Einzige Situation, wo der Steuermann als Letzter in der Boot steigt, ist wenn das Ufer sehr flach ist. Hier muss er das Einsteigen der andren Personen dahingehend überwachen, dass das Boot durch die Belastung nicht auf Grund liegt und es gegebenen Falls tiefer ins Wasser schieben. Er selber besteigt das Boot dann wie oben beschrieben, mit Schwung.

  • Der Steuermann sollte grundsätzlich die kräftigste und erfahrendste Person im Boot sein. Er trägt nicht nur die Verantwortung und gibt die Anweisungen, sondern muss auch die meiste Arbeit leisten. Aus dem Grund sollte das größte (und stabilste) Paddelblatt haben. Schließlich muss er damit bei z. B. plötzlich auftretender Gefahr kraftvoll und schnell aus der Gefahr steuern können oder wenn das Boot zu kentern droht, damit schnell einen entsprechenden Gegendruck aufbauen können. Die dafür / dadurch benötigten / auftretenden Belastungen können ganz schnell mal in einem hohen zweistelligen Bereich (in kg) liegen. Liegt beim geruhsamen Paddeln die Belastungsspitze irgendwo bei 5 bis 10 kg, kann das im "Stress" auch schon mal bei 30 kg oder mehr liegen (je nach Situation, Bootsgröße und Beladungsgewicht). Übel, wenn da ein Paddel bricht.

Die Fotos sind nicht von mir, ich bitte diese zu entschuldigen. Leider wird es auch so schnell keine Fotos von mir geben. Nach einem Umzug vor einiger Zeit war ich aus Platzgründen leider gezwungen mein Kanu zu verkaufen. Ich hätte zwar eine ausreichend große "Werkstatt" um ein neuen zu bauen, aber die befindet sich auf dem Dachboden. Aber von dort würde ich ein fertiges Kanu nicht herunter bekommen.

Autor: Wizard

http://www.yggdrasil-forum.at/wiki/index.php/Leistenkanu